Pensionsloch: Lage soll sich erst 2060 auf hohem Niveau stabilisieren

Einen „Maßnahmen-Mix“ hat sich die türkis-rot-pinke Regierung für das Pensionssystem vorgenommen. Sollte der Budgetpfad bis 2035 nicht eingehalten werden, dann sollen „verpflichtend“ größere Schritte folgen. Pensionsexperten sind sich einig: Dann ist es zu spät. Fiskalratschef Christoph Badelt warnte erst kürzlich wieder, dass in Österreich eine „demografische Bombe“ tickt.
Denn: Was pro Jahr an Einzahlungen der erwerbstätigen Bevölkerung fehlt, muss der Staat für die Pensionisten zuschießen. Laut Berechnungen der Agenda Austria auf Basis von Daten der Alterssicherungskommission dürften die Ausgaben der gesetzlichen Pensionsversicherung im Jahr 2035 bereits 14,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen. Heuer sind es 12,9 Prozent.
Die Prognosen haben sich in den vergangenen 20 Jahren immer wieder verschoben, erklärt Expertin Carmen Treml. Lange sei man davon ausgegangen, dass die große Pensionierungswelle der „Babyboomer Generation“ im Jahr 2035 überstanden sei und der Anteil am BIP sinken würde (Grafik).
2014 verschob sich der „Peak“ schon deutlich nach hinten. Laut aktuellen Berechnungen dürfte sich die Lage erst 2060 stabilisieren – auf hohem Niveau. „Gerade in den nächsten Jahren ist der Anstieg am höchsten“, sagt Treml, die glaubt, dass auch die aktuellen Prognosen noch zu optimistisch sind.
Die Gründe sind bekannt: Die Menschen werden älter, es kommt zu wenig Nachwuchs nach. Zudem wurden die Ausbildungszeiten länger, immer mehr Menschen arbeiten in Teilzeit und gehen vorzeitig in Pension.
Die zentrale Forderung lautet, das gesetzliche Pensionsantrittsalter zu erhöhen – nur so könne auch das faktische steigen, erklärt die Expertin: „Wenn die Menschen nicht verpflichtet werden, dann wird es nicht gemacht. Es ist naiv zu glauben, man könnte es alleine mit Anreizen schaffen, dass sie freiwillig länger arbeiten.“
Wichtig wäre auch, das Pensionssystem zu diversifizieren und breiter abzusichern; etwa mit einer einheitlichen Betriebspension. Ihr Appell: „Wenn die Regierung nicht rasch die große Reform angeht, dann gibt es keinen Hoffnungsschimmer auf Verbesserungen.“
Senioren wehren sich
Unterdessen kritisiert der Seniorenrat am Mittwoch gegen die von der Regierung geplante Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge für Senioren. „Wir lehnen ab, dass Senioren als Ausfallhaftung für Budgetlöcher genommen werde“, sagte der Präsident des SPÖ-nahen Pensionistenverbands, Peter Kostelka.
ÖVP-Seniorenbundpräsidentin Ingrid Korosec bekräftigte: „Wir werden alle Maßnahmen ergreifen und Gespräche führen, um eine Veränderung zu erreichen.“
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