Was das Pensionskonto in Österreich wirklich kann und wen es betrifft

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Alle Jahrgänge ab 1955 können online Einblick in ihr Pensionskonto nehmen. Derzeit tun das 616.899 Personen.

Arbeiten bis 70, wie die Präsidenten der Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer, Georg Knill und Harald Mahrer, vorschlagen?

Oder selbigem postwendend eine Abfuhr erteilen, wie ÖVP-Klubchef August Wöginger („Mit uns gibt es keine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters.“), um dafür öffentlich Wohlwollen vom Koalitionspartner SPÖ zu erhalten?

Ab 2026 in Teil- statt in Korridorpension gehen, wie die türkis-rot-pinke Bundesregierung propagiert? Und das, obwohl das Modell „nur“ für rund 10.000 Menschen infrage kommen wird, wie SPÖ-Sozialministerin Korinna Schumann vorrechnet?

„Schwieriges 2025“

Kaum ein Tag vergeht, an dem das heimische Pensionssystem nicht thematisiert wird. Doch nicht nur die politischen Debatten, auch das eigene Pensionskonto interessiert immer mehr Menschen in Österreich, wie eine KURIER-Nachfrage beim Dachverband der Sozialversicherungsträger (SV) zeigt.

Zum besseren Verständnis: Das Pensionskonto betrifft alle ab 1. Jänner 1955 Geborenen in Österreich. Das Ein- oder Nachreichen von Unterlagen ist seit 2016 nur noch in Ausnahmefällen wie im Falle von Pensionssplitting von Nöten, da das Pensionskonto automatisch befüllt wird. Das Konto speist sich aus den Beitragsgrundlagen aller Versicherungszeiten.

1,78 Prozent der Beitragsgrundlagen eines Jahres werden auf dem Pensionskonto gutgeschrieben (Teilgutschrift). Die Teilgutschriften aller Jahre ergeben dann die Gesamtgutschrift, selbige jedes Jahr gemäß der durchschnittlichen Entwicklung der Löhne und Gehälter aufgewertet wird. Eben diese Gesamtgutschrift ist bei Pensionsbeginn die Grundlage für die Pensionsberechnung.

Die derzeit durchschnittliche Gesamtgutschrift beträgt 24.571 Euro (2024).

Auf www.neuespensionskonto.at kann durch Eingabe persönlicher Daten (Geschlecht, Geburtsdatum) und anhand des Pensionskontostandes wie des aktuellen Einkommens das Pensionsantrittsalter und die Höhe der zu erwartenden Pension berechnet werden.

262.000 Mitteilungen

Das gesetzliche Regelpensionsantrittsalter für Männer liegt bei 65 Jahren, das für Frauen bei 60 Jahren. Das Frauenpensionsantrittsalter wird allerdings sukzessive (in 6-Monatsschritten) angehoben, heißt: Frauen, die bis 31. Dezember 1963 geboren sind, können mit 60 Jahren in Pension gehen. Frauen, die beispielsweise zwischen 1. Juli 1966 und 31. Dezember 1966 geboren sind, 40 Versicherungsjahr haben, erst mit 63 Jahren. 

All jene Frauen, die ab 1. Juli 1968 geboren wurden, haben ein Regelpensionsantrittsalter von 65 Jahren. Für Frauen wie Männer bedarf es einer Mindestversicherungszeit, um in den Ruhestand gehen zu können. Rechenbeispiel: Ein im Dezember 1965 geborener Mann mit einem aktuellen Einkommen von 2.100 Euro/Monat und einer Kontoerstgutschrift von 20.000 Euro (Stand Jänner 2014) erhält 2029 mit 63 Jahren eine Bruttopension von 1.786,36 Euro.

Wer wissen will, wie viel derzeit auf seinem Pensionskonto liegt, der kann dies online via ID Austria oder Finanz Online tun. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich vom Pensionsversicherungsträger den Kontostand per Post zusenden zu lassen. Laut SV gab es im Vorjahr 262.151 Kontomitteilungen, 86.634 davon wurden elektronisch zugestellt.

Größte Altersgruppe

Jede und jeder kann also Einblick in das persönliche Konto nehmen. 2014 taten dies 114.201 Personen – per 30. Juni 2025 waren es laut SV-Statistik immerhin bereits 616.899 Personen (siehe Grafik). Immerhin deshalb, weil es 7.097.209 aktive Pensionskonten in Österreich gibt (Stand: 30. September 2024), hierzulande gegenwärtig laut Statistik Austria knapp drei Millionen Menschen Pensionsleistungen beziehen und immer mehr Menschen ins pensionsfähige Alter kommen wie die Zahlen zeigen.

Die größte Alterskohorte im Neun-Millionen-Einwohnerland Österreich ist jene der 55- bis 60-Jährigen (356.264 Frauen/352.569 Männer), gefolgt von jener der 60- bis 65-Jährigen.

Im Gegensatz zum staatlichen Pensionskonto, spielen die private und betriebliche Vorsorge in Österreich weiterhin kaum eine Rolle. Aufgrund der volatilen wirtschaftlichen Lage – etwa durch die US-Zollpolitik und den Ukraine-Krieg – haben es die Pensionksassen derzeit auch nicht leicht, die Werbetrommel zu rühren.

Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen hat für das zweite Quartal einen Veranlagungsverlust von 0,89 Prozent vermeldet – und spricht von einem „schwierigen Jahr“.

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