Parlament gibt grünes Licht: Schüler sollen ihre Lehrer benoten

Bald andersrum: Schüler sollen Lehrer benoten
Um den Unterricht zu verbessern, sollen Lehrer ein Feedback ihrer Schüler bekommen.

125.000 Pädagogen benoten an Österreichs Schulen jedes Jahr rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler. In Zukunft sollen auch die Schüler ihre Lehrer benoten können, so der Plan der Regierung. Die Idee ist, dass die Bewertung der Arbeit der Pädagogen zu einer Verbesserung des Unterrichts führt.

Im Koalitionspakt wurde fixiert, dass es eine „flächendeckende Einführung eines anonymisierten 360°-Feedbacks durch Schüler an Lehrer als Basis für Mitarbeitergespräche“ geben soll. Die Idee stammt von der Schülerunion, der Schülervertretung mit enger Bindung zur ÖVP und zum Mittelschüler-Kartell-Verband. Deren langjähriger Chef, Nico Marchetti, kämpfte lange an der Seite von Sebastian Kurz in der Jungen ÖVP und sitzt heute als Abgeordneter im Nationalrat und im Bildungsausschuss. Sein Nachfolger und aktueller Bundesschulsprecher, Harald Zierfuß, spricht also nicht ohne Stolz über die Regelung, die von seinen Kollegen und ihm ersonnen wurde – und jetzt bundesweit verankert werden soll.

„Wesentlich ist, dass dieses Feedback anonym gegeben wird, die Lehrer dürfen nicht nachvollziehen können, wer kritisiert“, erklärt Zierfuß. Zweitens soll offen bleiben, wie dieses Feedback formal aussehen soll. Drittens müsse gesichert sein, dass dieses Feedback nur Schüler und Lehrer sehen. Und zuletzt sollte das Feedback alle Schulbereiche umfassen, also auch Lehrer mit ihrem Schulleiter, Schulleiter mit Schulinspektoren und den Inspektoren mit Schulbehörden. „So wird das auch für Lehrer besser annehmbar sein, weil sie nicht als Einzige bewertet werden.“

Und was soll das zum Schluss bringen? Zierfuß glaubt, dass die Pädagogen jedenfalls von einer Rückmeldung ihrer Arbeit profitieren werden. Fällt die Kritik negativ aus, werde sich jeder Lehrer das zu Herzen nehmen, meint der Schülervertreter. Sollte sich dennoch nichts ändern, gebe es immer noch die Möglichkeit, das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen.

Die Lehrergewerkschaft hat die Idee bisher als „populistisch“ abgetan und will erst konkrete Modelle bewerten. Dennoch gab es diese Woche im Bildungsausschuss einen Entschließungsantrag, dass das Bildungsministerium „eine Analyse bereits bestehender internationaler und nationaler Feedbacksysteme“ durchführen solle.

Im deutschsprachigen Raum gibt es dazu bisher nur zaghafte Versuche, aktuell in Bayern, wo aber nur Junglehrer bewertet werden. Auch in Hamburg wird derzeit überlegt, Schülern zu ermöglichen, „sachlich und konstruktiv zu beurteilen, wie gut ihre Lehrer den Unterricht gestalten“.

Der Bildungsausschuss im Parlament verlangte „ehest möglich“ erste Vorschläge für so ein System. Nachsatz: „Diese Ergebnisse könnten bei der Umsetzung wertvolle Dienste leisten.“

Bernhard Gaul

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