Gehaltsstriptease am Küniglberg: Wer was verdient

Gehaltsstriptease am Küniglberg: Wer was verdient
Dem Bundeskanzleramt wird die Liste jener ORF-Mitarbeiter übermittelt, die jährlich mehr als 170.000 Euro brutto verdienen. Generaldirektor warnt vor Neid-Debatte.

Für die ORF-Führung war es kein gewohnt ruhiger Karfreitag gewesen. Zuerst wurden jene Chats öffentlich, die die ORF-Personalwünsche von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und einiger seiner FPÖ-Kollegen offenlegten

Dann landete die Beschwerde des VÖZ (Verband Österreichischer Zeitungen) gegen die blaue Online-Seite von orf.at auf dem Tisch. Und nicht zuletzt tauchten Spekulation über die Gehälter der Spitzenverdiener im ORF in verschiedenen Medien auf.

Diese Gehaltsliste wird den Küniglberg noch länger beschäftigen. Heute, Sonntag, jedenfalls muss Generaldirektor Roland Weißmann dem Bundeskanzleramt all jene ORF-Mitarbeiter melden, die im Jahr über 170.000 Euro brutto verdienen. Am Dienstag soll diese Liste dann veröffentlicht werden.

62 Namen werden genannt werden, an der Spitze „Ö3 Wecker“-Moderator Robert Kratky mit 445.000 Euro. Wobei Überstundenabgeltungen, Zulagen, Boni inkludiert sind, nicht aber gemeldete Nebeneinkünfte. An zweiter Stelle findet sich „ORF-Multi“ Pius Strobl mit 440.000 Euro. Er verantwortet vor allem das 300-Millionen-teure „Projekt Medienstandort ORF“ und ist für die Hauptabteilungen „Facility Management“ und „Corporate Social Responsibility“ („Licht ins Dunkel“) im ORF zuständig.

Roland Weißmann weist Trickserei-Vorwürfe entschieden zurück

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann

Weißmann nur Dritter

Erst an dritter Stelle wird Generaldirektor Roland Weißmann zu finden sein. Er wird mit 425.000 Euro brutto angegeben, wobei sich das Fixgehalt auf 380.000 Euro jährlich beläuft. Mit diesem Salär liegt er übrigens um einiges hinter seinem Vorgänger Alexander Wrabetz.

Vorne mit dabei sind noch die verschiedenen Direktoren (265.000 Euro) sowie ORF III-Gründungsgeschäftsführer Peter Schöber (280.000 Euro) und dessen kaufmännisches Pendant Kathrin Zierhut-Kunz (258.000 Euro).

Über 170.000 Euro verdienen alle ORF-Landesdirektoren, Auslandskorrespondenten wie etwa Thomas Langpaul, Cornelia Vospernik, Christian Wehrschütz und Peter Fritz. Und auch Ö3-„Urgestein“ und Moderator Andi Knoll.

Bei den Moderatoren im ORF-Info-Bereich verdient „ZIB 2“-Anchorman Armin Wolf mit 245.000 Euro im Jahr am meisten. Redakteur Hans Bürger kommt auf 195.000 Euro. Woran sich auch zeigt, dass es bei Gehältern oft weniger auf die Position als auf die langjährige Zugehörigkeit ankommt.

Denn die neuen ORF-Chefredakteure Johannes Bruckenberger, Gabriele Waldner und Sebastian Prokop sind zwar nicht gelistet, weil sie erst im Dezember ihre Position angetreten haben. Sie würden, wie es heißt, aber hinter Bürger liegen.

Dem Schreiben ans Bundeskanzleramt hat ORF-Chef Roland Weißmann auch ein Vorwort mitgeschickt. Darin verweist er darauf, dass für alle, die in den vergangenen neun Jahren in den ORF eingetreten sind, ein neuer, schlechterer Kollektivvertrag gilt, mit dem sich der ORF auf Marktniveau befindet. Und dass die aufgelisteten Spitzenverdiener lediglich 1,3 Prozent aller Mitarbeiter ausmachen.

Auch Susanne Raab wird in die Pflicht genommen

Medienministerin Susanne Raab (ÖVP)

Brief an die Belegschaft

Auch die ORF-Belegschaft erhielt noch am Karfreitag Post von Weißmann, in dem er vor einer Neid-Debatte warnt. Zitat: „Mein Appell an Sie alle ist, sich nicht an dieser zu erwartenden Neid-Debatte zu beteiligen, sondern – wenn Sie darauf angesprochen werden – mit einordnenden Argumenten zu reagieren.“

Gleichzeitig erklärt der Generaldirektor, dass er die Veröffentlichung – „wie auch zahlreiche Juristinnen und Juristen“ – durchaus kritisch sieht. Und: „Der ORF steht, wie Sie wissen, unter Druck, sowohl von privaten Mitbewerbern, die selbst wiederum unter großem Druck stehen, wie auch in der politischen Debatte. Die Veröffentlichung der Gehälter wird ihr Übriges dazu beitragen, diese Debatten und Polemik weiter zu verschärfen.“

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