Gehaltsstriptease am Küniglberg: Wer was verdient

Für die ORF-Führung war es kein gewohnt ruhiger Karfreitag gewesen. Zuerst wurden jene Chats öffentlich, die die ORF-Personalwünsche von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und einiger seiner FPÖ-Kollegen offenlegten.
Dann landete die Beschwerde des VÖZ (Verband Österreichischer Zeitungen) gegen die blaue Online-Seite von orf.at auf dem Tisch. Und nicht zuletzt tauchten Spekulation über die Gehälter der Spitzenverdiener im ORF in verschiedenen Medien auf.
Diese Gehaltsliste wird den Küniglberg noch länger beschäftigen. Heute, Sonntag, jedenfalls muss Generaldirektor Roland Weißmann dem Bundeskanzleramt all jene ORF-Mitarbeiter melden, die im Jahr über 170.000 Euro brutto verdienen. Am Dienstag soll diese Liste dann veröffentlicht werden.
Das Unternehmen Der ORF ist das größte Medienunternehmen Österreichs mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Er bespielt vier TV-Kanäle, 12 Radios, das orf.at-Netzwerk, die neuen Streaming-Angebote, Social Media und ist Teil von 3sat.
Die Mitarbeiter Der Jahresdurchschnittsverdienst von etwa 3.000 Angestellten lag 2022 laut Rechnungshof bei 91.000 Euro. Das ist vor allem Alt-Verträgen geschuldet. Der KV 2014 brachte ein Absenken um 30 Prozent auf 63.000 Euro. Die Belegschaft besteht zur Hälfte aus Akademikern. Die jüngste KV-Erhöhung lag bei 4,6 Prozent.
Die Reichweite Der ORF erreicht 95 Prozent der Bevölkerung. Sein Marktanteil lag 2023 bei 33,8 Prozent (TV) bzw. 65 Prozent (Radio gesamt). Er gehört zu den erfolgreichsten Öffentlich-Rechtlichen Europas.
Das Budget 2024 werden 213 Millionen in die Information investiert, in die Filmwirtschaft 100 Millionen, in Kultur/Bildung/Religion 126 Millionen + Sonderbudgets, ins Super-Sportjahr 120 Millionen.
62 Namen werden genannt werden, an der Spitze „Ö3 Wecker“-Moderator Robert Kratky mit 445.000 Euro. Wobei Überstundenabgeltungen, Zulagen, Boni inkludiert sind, nicht aber gemeldete Nebeneinkünfte. An zweiter Stelle findet sich „ORF-Multi“ Pius Strobl mit 440.000 Euro. Er verantwortet vor allem das 300-Millionen-teure „Projekt Medienstandort ORF“ und ist für die Hauptabteilungen „Facility Management“ und „Corporate Social Responsibility“ („Licht ins Dunkel“) im ORF zuständig.

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann
Weißmann nur Dritter
Erst an dritter Stelle wird Generaldirektor Roland Weißmann zu finden sein. Er wird mit 425.000 Euro brutto angegeben, wobei sich das Fixgehalt auf 380.000 Euro jährlich beläuft. Mit diesem Salär liegt er übrigens um einiges hinter seinem Vorgänger Alexander Wrabetz.
Vorne mit dabei sind noch die verschiedenen Direktoren (265.000 Euro) sowie ORF III-Gründungsgeschäftsführer Peter Schöber (280.000 Euro) und dessen kaufmännisches Pendant Kathrin Zierhut-Kunz (258.000 Euro).
Über 170.000 Euro verdienen alle ORF-Landesdirektoren, Auslandskorrespondenten wie etwa Thomas Langpaul, Cornelia Vospernik, Christian Wehrschütz und Peter Fritz. Und auch Ö3-„Urgestein“ und Moderator Andi Knoll.
Bei den Moderatoren im ORF-Info-Bereich verdient „ZIB 2“-Anchorman Armin Wolf mit 245.000 Euro im Jahr am meisten. Redakteur Hans Bürger kommt auf 195.000 Euro. Woran sich auch zeigt, dass es bei Gehältern oft weniger auf die Position als auf die langjährige Zugehörigkeit ankommt.
Denn die neuen ORF-Chefredakteure Johannes Bruckenberger, Gabriele Waldner und Sebastian Prokop sind zwar nicht gelistet, weil sie erst im Dezember ihre Position angetreten haben. Sie würden, wie es heißt, aber hinter Bürger liegen.
Dem Schreiben ans Bundeskanzleramt hat ORF-Chef Roland Weißmann auch ein Vorwort mitgeschickt. Darin verweist er darauf, dass für alle, die in den vergangenen neun Jahren in den ORF eingetreten sind, ein neuer, schlechterer Kollektivvertrag gilt, mit dem sich der ORF auf Marktniveau befindet. Und dass die aufgelisteten Spitzenverdiener lediglich 1,3 Prozent aller Mitarbeiter ausmachen.

Medienministerin Susanne Raab (ÖVP)
Brief an die Belegschaft
Auch die ORF-Belegschaft erhielt noch am Karfreitag Post von Weißmann, in dem er vor einer Neid-Debatte warnt. Zitat: „Mein Appell an Sie alle ist, sich nicht an dieser zu erwartenden Neid-Debatte zu beteiligen, sondern – wenn Sie darauf angesprochen werden – mit einordnenden Argumenten zu reagieren.“
Gleichzeitig erklärt der Generaldirektor, dass er die Veröffentlichung – „wie auch zahlreiche Juristinnen und Juristen“ – durchaus kritisch sieht. Und: „Der ORF steht, wie Sie wissen, unter Druck, sowohl von privaten Mitbewerbern, die selbst wiederum unter großem Druck stehen, wie auch in der politischen Debatte. Die Veröffentlichung der Gehälter wird ihr Übriges dazu beitragen, diese Debatten und Polemik weiter zu verschärfen.“
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