Opposition kritisiert Zahlen-Chaos und ist gegen Schulschließungen
Beate Meinl-Reisinger, Chefin der Neos, plädiert dafür, eine Entscheidung über Verschärfungen der Coronamaßnahmen und mögliche weitere Schulschließungen erst nach dem Wochenende zu treffen.
Der Höhepunkt der Infektionen aus der Zeit vor dem Lockdown sei erst dieser Tage zu erwarten und es gebe ausgerechnet jetzt ein "Zahlenchaos“ bei den Daten der Neuinfektionen. Damit fehle die Grundlage für eine evidenzbasierte Entscheidung.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wirft der türkis-grünen Bundesregierung eine "Kapitulation vor dem Virus“ vor. Grund: Nur noch 7,5 Prozent der Fälle könnten nachverfolgt werden. Offensichtlich funktioniere das Contact Tracing, die wirksamste Waffe gegen die Pandemie, nicht. Die Regierung habe die Zeit im Sommer nicht genutzt, um die Kapazitäten für das Contact Tracing auszubauen.
Meinl-Reisinger und Rendi-Wagner sprechen sich dezidiert gegen eine Schulschließung aus. Die Neos-Chefin hält selbige für den "aller-, allerletzten Weg", wenn das Gesundheitssystem wegen der Zahl der Coronainfektionen zu kippen drohe. "Das Ende des Unterrichts in der Schule für Pflichtschulkinder ist nicht der Beginn des Unterrichts zu Hause, es ist das Ende des Unterrichts und das Ende von Bildung und sozialen Kontakten, die so wichtig sind."
SPÖ: Schulschließung "Gegenteil von Treffsicherheit und Wirksamkeit"
Schulschließungen wären "das Gegenteil von Treffsicherheit und Wirksamkeit", weil dafür jegliche Datengrundlage fehle, argumentierte Rendi-Wagner. Sowohl die AGES als auch internationale Studien und Erfahrungen würden zeigen, dass Schulkinder bis 14 Jahren keine wichtige Rolle in der Verbreitung des Virus spielen. Die Kinderinfektionsrate sei sogar gesunken, betonte Hammerschmid. Schulschließungen würden aber gesundheitliche, psychologische und pädagogische Schäden bei den Kindern verursachen.
Schulschließungen für FPÖ "keine Option"
Auch die Freiheitlichen sprechen sich gegen eine Schulschließung aus. "Für uns ist das keine Option, die Schulen müssen offenbleiben", sagt FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl. Auch die Oberstufen, deren Unterricht seit knapp zwei Wochen auf Distance Learning umgestellt ist, müssten wieder in die Klassenzimmer zurückgeholt werden. Um die Schulen trotz Pandemie offenhalten zu können, setzt Brückl neben der Einhaltung von Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln auf Klassenteilungen, eine Teilung in Vormittags- und Nachmittagsunterricht, flexible Beginn- und Endzeiten des Unterrichts, den Einsatz von Plexiglasscheiben und rasche Testungen. Von der Regierung forderte er eine langfristige Strategie ein, immerhin werde das Virus nicht wieder verschwinden.
Die SPÖ-Vorsitzende verwies auch darauf, dass zusätzlich zu den Oberstufen-Schülern rund 700.000 Kinder und deren Eltern mit der Betreuung betroffen wären. Rendi-Wagner forderte daher die Bundesregierung auf, dem Virus durch wirksame Maßnahmen die Tür zu versperren, den Kindern aber die Tür zu den Schulen offen zu halten.
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