Teilzeit: 54 % glauben, dass persönliche Gründe Hauptmotiv sind

Arbeiten immer mehr Frauen und Männer Teilzeit, weil sie Betreuungspflichten nachkommen oder aber, weil sie dies freiwillig tun? In den Sommermonaten sorgte diese Frage nicht zuletzt innerhalb der Dreierkoalition für Debatten. Vor allem Spitzenpolitiker der ÖVP – Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer oder Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner – können einer Teilzeit-Beschäftigung ohne triftige Gründe nichts abgewinnen, erachten sie als "unfair und ungerecht".
Ganz anders die Haltung der SPÖ in dieser Frage. Erst am Sonntag erklärte SPÖ-Sozialministerin Korinna Schumann, die hohe Teilzeitquote sei nicht frewillig gewählt – vor allem nicht von Arbeitnehmerinnen – sondern sei auf zu wenige Kinderbetreuungsplätze zurückzuführen.
Und was sagen die Österreicherinnen und Österreicher dazu, Alleinstehende, Pensionisten wie Familien?
Gemäß einer OGM-Umfrage für den KURIER (1.027 Wahlberechtigte/Schwankungsbreite: +/- 3,1 Prozent) sind 39 % dafür, die Steuerquote bei Vollzeit-Beschäftigten zu senken, damit sie mit Teilzeitarbeit vergleichbarer und attraktiver wird.
Besonders Wähler von FPÖ (48 %) und Neos (43 %) können diesem Vorschlag etwas abgewinnen.

27 % sind für den umgekehrten Weg – plädieren dafür, die Steuerquote bei Teilzeitarbeit zu erhöhen, um sie mit einer Vollzeitbeschäftigung vergleichbarer zu machen. Besonderen Anklang findet eine höhere Steuerquote bei Teilzeitarbeitenden bei Neos- (46 %) und bei ÖVP-Wählern (40 %). Am wenigsten können diesem Vorschlag Sympathisanten der SPÖ abgewinnen (17 %).
19 % der Befragten sind dafür, dass das Steuersystem genau so bleibt, wie es derzeit ausgestaltet ist. Besonders Grün-Wähler wollen den Status quo beibehalten (39 %) – am wenigsten abgewinnen können der Beibehaltung Anhänger der Neos (8 %).
OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer: "Die relative Mehrheit ist für weniger Steuern bei Vollzeit, was wohl zu einer Verringerung der Teilzeit führen würde."

Die Teilzeitquote ist in Österreich mit über 30 Prozent hoch – und besonders hoch bei Frauen.
- Nach den Ursachen gefragt, geben 54 % der Befragten an, die hohe Teilzeitquote bei Frauen sei persönlichen Gründen geschuldet. Besonders vertreten wird diese Meinung von ÖVP-Sympathisanten (64%) und FPÖ- sowie Neos-Wählern (je 57 %).
- 29 % gehen davon aus, dass die hohe Teilzeitquote zu wenigen Kinderbetreuungseinrichtungen geschuldet ist. Dieser Meinung sind insbesondere SPÖ-Wähler (45 %) und Neos-Wähler (36 %).
- 13 % geben an, dass die Teilzeitquote hoch ist, weil es zu wenige Vollzeitstellen für Frauen gibt. SPÖ-Wähler sind bei dieser Antwort-Option am häufigsten vertreten (21 %) gefolgt von der Grünen Wählerschaft (15 %).
Als "interessant" erachtet Bachmayer dieses Umfrageergebnis insofern, als dass "nicht das politische Mantra der zu wenigen Betreuungsplätze an erster Stelle genannt wird, sondern die persönlichen Gründe. Insofern hat die Kritik an der 'Lifestyle-Teilzeit' seine Berechtigung".

Die Betroffenen selbst – also Befragte, in deren Haushalt Kinder leben – geben an
- 49 % Teilzeit arbeiten zu wollen,
- 34 % in Teilzeit zu sein, weil es zu wenige Kinderbetreuungsplätze gibt und
- 14 %, weil es zu wenige Vollzeitstellen gibt.
Betreffend Alter und Geschlecht sind Unterschiede bei den unter 30-Jährigen auszumachen. Sie geben zu 44 % an, Teilzeit zu arbeiten, weil es zu wenig Betreuungseinrichtungen gibt. Bei den Menschen unter 50 sind dieser Meinung 29 %, bei den Über-50-Jährigen 24 %, bei Pensionisten 22 %.
Dass Teilzeit gearbeitet wird, weil er oder sie es will, davon gehen 62 % der Pensionisten aus. Bei den Unter-30-Jährigen sind es 45 %.
Was wäre aber, wenn es mehr Kinderbetreuungseinrichtungen geben würde?
44 % gehen davon aus, dass Frauen mehr Vollzeit-Beschäftigungsverhältnisse eingehen würden. "Nur etwa jeder Zweite glaubt, dass mit dem Ausbau der Betreuungseinrichtungen die Vollzeitquote steigen würde", resümiert Bachmayer die Daten.
Befragte, in deren Haushalt Kinder leben, sind diesbezüglich anderer Meinung.
- 53 % glauben, dass mehr Betreuungsangebote zu mehr Vollzeitarbeit führen.
- 34 % gehen davon aus, dass ein größeres Angebot nichts an der Teilzeit- und Vollzeitquote ändern würde.
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