Rendi-Wagner "eine auflegen": ÖVP-Urgestein Khol entschuldigt sich
Für Aufregung hat am Montag ein Sager des ehemaligen Nationalratspräsidenten Andreas Khol (ÖVP) in einem oe24-Interview zur Corona-Krise gesorgt. "Also als erstes, die Pamela Rendi-Wagner hat danach gerufen, ihr eine aufzulegen", sagte er da, angesprochen auf die Vorwürfe der SPÖ-Chefin gegenüber der Bundesregierung. Nachsatz: "Kritisieren kann ein jeder, liebe Frau Rendi-Wagner."
Die Wortwahl assoziierten in den sozialen Medien viele als Aufruf für eine Ohrfeige - oder ähnliches. Etwa die Sprecherin der SPÖ-Chefin:
Auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch sah darin eine "unsägliche Wortwahl" und forderte eine Entschuldigung.
SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek zeigte sich "entsetzt". Die ÖVP dürfe nicht über eine derartig "schlimme Entgleisung" hinwegsehen. Heinisch-Hosek bezeichnete die Aussage als "verbale Gewalt" und forderte eine Entschuldigung und eine Stellungnahme von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
Auf Nachfrage des Standard meinte Khol zunächst, er habe seine Aussage nicht so gemeint. Sondern: "Ich habe damit gemeint, dass man Frau Rendi-Wagner für ihre unsachlichen Aussagen über die Bundesregierung kritisieren muss." Mit dem Begriff "auflegen" habe er das "Äußern von Kritik" gemeint.
Khol: "Habe mich offenbar im Ton vergriffen"
Später lenkte er dann doch ein. Im KURIER-Gespräch sagt Khol am späteren Nachmittag, er wollte die SPÖ-Chefin nicht beleidigen. Mehrere Personen hätten ihn aber darauf aufmerksam gemacht, dass man seine Aussage so verstehen könnte. "Deshalb kann auch ich, als alter Mann, mich entschuldigen."
Kurz darauf kam eine Aussendung mit dem Titel: "Offizielle Entschuldigung". Der Inhalt:
"Ich möchte mich hiermit aufrichtig bei BM a.D. Dr.in Pamela Rendi-Wagner, MSc, für die in meinem Interview mit oe24.tv geäußerte Passage 'Pamela Rendi-Wagner hat danach gerufen, dass man ihr eine auflegt', entschuldigen. Ich habe diese Äußerung weder sexistisch noch als Verharmlosung von Gewalt gemeint, habe mich aber offenbar im Ton vergriffen. Ich bedauere zutiefst, sollte ich die Gefühle von Frau Rendi-Wagner verletzt oder sie in ihrer Person herabgewürdigt haben und ziehe diese Äußerung hiermit zurück."
SPÖ: "Sachlicher Kritik nicht mit Verbalinjurien begegnen"
Zuvor hatte SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid noch darauf hingewiesen, dass Corona nicht dazu führen dürfe, "sachlicher Kritik mit Verbalinjurien zu begegnen, die noch dazu mit Gewaltandrohung konnotiert sind".
Die ÖVP müsse sich damit auseinandersetzen, dass nicht nur sämtliche Oppositionsparteien gegen Schulschließungen sind, sondern auch ein Großteil der Experten und sogar die Ampelkommission selbst.
Grüne: "Frauen die Stimme verbieten"
Solidarisch - und von der Entschuldigung unbeeindruckt - zeigten sich die Grünen: Meri Disoski, Frauensprecherin und Vorsitzende der Grünen Frauen, meinte, hinter der Aussage stehe "ein entsprechendes frauenverachtendes Weltbild, das auf einem sexistischen Fundament aufgebaut ist und Frauen ihre Stimme verbieten will".
„Nichts anderes bringt Khol mit seiner Aussage zum Ausdruck, wenn er meint, dass eine Politikerin, die Kritik übt und eine andere Meinung vertritt, danach rufen würde, sie zu schlagen“, so die Grüne Frauensprecherin. "Die Entschuldigung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir ein Problem mit strukturellem Sexismus in Österreich haben, das wir dringend lösen müssen."
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