Casinos: ÖVP-Novomatic-Kontakt kurz vor Sidlo-Bestellung

Unterschiedliche Vorstellungen zur Aufarbeitung der Casinos-Affäre
Neue Protokolle zeigen: Nicht nur FPÖ und SPÖ – auch die ÖVP hatte enge Kontakte zu den Casinos und der Novomatic.

Die Casinos-Affäre mit ihren elf Beschuldigten – darunter Ex-Parteichefs, Ex-Minister, Top-Banker und Konzernchefs – bekommt immer neue Facetten. Die heikle Causa nähert sich mit Riesenschritten einem U-Ausschuss. Kein Wunder also, dass täglich neue Details gegen jeweils andere Parteien publik werden.

Die SPÖ macht gehörig Druck. Sie will lieber gestern als heute die Regierungszeit von Türkis-Blau und die umstrittene Bestellung von FPÖ-Mann Peter Sidlo im Frühjahr 2019 zum Casinos-Finanzchef unter die Lupe nehmen.

Für die Roten kommen daher neue, vom Profil veröffentlichte Chat-Protokolle gerade recht, die nahelegen, dass es im Jahr 2018 auch mehrere Kontakte zwischen Novomatic-Chef Harald Neumann und Thomas Schmid gegeben hat. Schmid (ÖVP) war damals Kabinettschef von Finanzminister Hartwig Löger und ist heute Chef der staatlichen Beteiligungsholding ÖBAG.

"Meeting mit Seb"

Der bekannt gewordene Handy-Schriftverkehr zwischen Neumann und Schmid, bei denen auch Ex-Kanzleramtsminister Gernot Blümel und einmal sogar Sebastian Kurz erwähnt werden, ist streng genommen der Austausch zweier Casinos-Großaktionäre über ihr Beteiligungsunternehmen. Sie tauschen sich etwa über die Zukunft der Casinos-Auslandstochter aus.

Am Freitag wurde zudem bekannt, dass es nicht nur 2018 sondern auch 2019 kurz vor der Sidlo-Bestellung Kontakt zwischen Neumann und Schmid gegeben hat.

Neumann erwähnte ein "Meeting mit Seb", womit laut Einschätzung der WKStA der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gemeint war, am 8. Februar 2019 und nicht am gleichen Tag 2018, schreibt "zackzack.at". Auch das profil, das bereits am Donnerstag über den Eintrag berichtet hatte, hat inzwischen das Datum von 2018 auf 2019 korrigiert.

Damit wäre das Treffen drei Wochen vor der Bestellung des FPÖ-Politikers Peter Sidlo zum Finanzvorstand der Casinos Austria ein Thema gewesen und nicht gut ein Jahr davor.

Neumann schrieb laut "profil" und "zackzack.at" am 8. Februar 2019 in einer Chat-Nachricht an Thomas Schmid, damals Generalsekretär im Finanzministerium unter Minister Hartwig Löger: "Gibt Recherchen bezüglich Schelling und den Tschechen ;)) schon davon gehört (betrifft das Meeting mit Seb)."

ÖVP dementiert Treffen

Die ÖVP dementierte am Freitag, dass es ein Treffen zwischen Kurz und Neumann im Zusammenhang mit der Bestellung Sidlos gegeben habe.

Der suggerierte Anschein, es hätte im Zuge der Sidlo-Bestellung ein Treffen zwischen Kurz und Neumann gegeben, ist hundertprozentig falsch und auszuschließen", hieß es aus der ÖVP. Spekulationen über einen möglichen Kontakt waren aufgetaucht, nachdem das Nachrichtenmagazin "profil" aus einer Chat-Nachricht Neumanns zitiert hatte.

Neos und SPÖ forderten schon am Donerstag die sofortige Abberufung von Schmid. SPÖ-Vize Jörg Leichtfried meinte: „Unsere Vermutung, dass dieser Kriminalfall auch das engste Umfeld von Sebastian Kurz betrifft, hat sich offenbar als richtig erwiesen.“

Zufall oder nicht, machen zeitgleich Vorwürfe gegen den langjährigen roten Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher die Runde. Der Ex-SPÖ-Abgeordnete und zeitweilige Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates hatte bei den Casinos auch das Sponsoring unter sich. Die Casinos waren bei allen Parteien ob ihrer Großzügigkeit beliebt.

Hoscher, der heuer als Vorstand nicht mehr verlängert wurde, aber noch als Berater im Unternehmen ist, wurde fürstlich abgefertigt. Er hatte sich im Frühjahr wieder beworben, soll aber unter allen fünf Kandidaten als Letzter gereiht worden sein, noch hinter FPÖ-Mann Sidlo.

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