ÖVP lernt vom US-Wahlkampf

ÖVP lernt vom US-Wahlkampf
Mobilisierung, Emotionalisierung, wenige Themen – das ist das Erfolgsrezept für Kampagnenchef Hannes Rauch.

Ein Hangar am Flughafen von Richmond, Virginia. Paul Ryan, Vizepräsidentschaftskandidat von Mitt Romney, macht Stimmung für die Republikaner. Im Publikum: eine Delegation heimischer Schwarzer – ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch, Wirtschaftsbundgeneral Peter Haubner und Abgesandte der Landesparteien.

Seit Mittwoch ist die Truppe in den USA. Zweck der Tour: Was kann die ÖVP wahlkampftechnisch von Obamas und Romneys Strategen lernen? Viel, meint Rauch. "Menschen mit Migrationshintergrund werden wegen der demografischen Entwicklung als Wähler immer wichtiger." Dies sei die letzte US-Präsidentenwahl, "die nur mit der weißen Bevölkerung zu schaffen ist. Das haben auch die Republikaner erkannt". Die ÖVP will die Migranten ebenfalls umwerben. Wie? "Mit unserem Staatssekretär Kurz bekommen wir leichter Zugang zu diesen Wählerschichten. Mit dem Credo: ,Integration durch Leistung" gehen wir in die richtige Richtung. Das müssen wir verfeinern, uns noch mehr mit der Materie beschäftigen – was wollen diese Menschen, welche Probleme haben sie?" Derzeit würden sie "unbewusst ausgegrenzt. Wir wollen sie einbinden." Es gehe darum, "deren Lebensgefühl zu erkennen". Das wiederum sei bei einem Zuwanderer aus dem fernen Osten anders als bei einem aus Afrika. Generell werde immer wichtiger, Zielgruppen zu fokussieren, befindet Rauch. "Man muss deren Bauch erwischen – mit wenigen, einfachen Botschaften. Eine riesige Themenwolke ist nicht zielführend."

Weitere Erkenntnis des ÖVP-Kampagnenleiters: "Angesichts der zunehmenden Politikverdrossenheit ist voll auf Mobilisierung zu setzen. Man muss die eigenen Leute zur Wahl bringen." In den Staaten laufe das in den sozialen Netzwerken nicht mehr über Inhalte: "Es geht um Emotionalisierung und Spin (Dreh in die gewünschte Richtung) ." Mit entsprechendem Dirty Campaigning (der Gegner wird schlecht gemacht).

Abgrenzung

Nachahmenswert für die ÖVP? "Scharfe Abgrenzung ist unerlässlich. Frank Stronach wäre für die US-Strategen ein gefundenes Fressen – wie will einer im Land Politik machen, wenn er die halbe Zeit im Ausland ist?" Die ÖVP werde das thematisieren. Die Stoßrichtung gegen die FPÖ: "Ihre EU-Politik vernichtet Arbeitsplätze."

Wird Rauch nicht neidisch ob der riesigen Geldspenden für die US-Wahlkämpfer – angesichts der erstmaligen Kostenbegrenzung in Österreich in den letzten sechs Monaten vor der Wahl? "Weniger Mittel zu haben, ist eine Herausforderung. Man muss sie effizient einsetzen." Dass Stronach vorher Millionen in den Wahlkampf buttern könnte, sorge ihn nicht: "Wir haben andere Mittel, um ihn zu entzaubern. Da sind wir kreativ."

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