ÖVP-Lehrervertreter ist gegen Deutschklassen und Ziffernnoten

Kimberger: "Auch Minister Faßmann war mit einigem nicht glücklich"
Christgewerkschafter Kimberger ist für die Rücknahme von Bildungreformen. An den Schulen gebe es zu viele Tests.

Die meisten bildungspolitischen Reformen und Maßnahmen der abgewählten Regierung hält der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger für gut und wichtig.

„Viele Maßnahmen von Minister Heinz Faßmann waren gute Maßnahmen, und der Minister hatte immer ein Ohr für uns Gewerkschafter. Wir hatten eine vertrauensvolle Gesprächsbasis, er hat viele Dinge so gesehen wie ich und wie viele Lehrer in ganz Österreich“, sagt Christgewerkschafter Kimberger zum KURIER.

Dafür sei er ihm auch dankbar. „Auch für Maßnahmen wie den Ethik-Unterricht, oder dass wir wieder Leistungsgruppen in den Mittelschulen einführen können.“ Aber: „Auch Minister Faßmann war mit einigem nicht glücklich, das er umsetzen musste. Das hat er ja auch immer wieder öffentlich betont. Da waren gute Sachen und da war viel Blödsinn im alten Regierungsprogramm“, sagt der Oberösterreicher.

Sehen, was möglich ist

Er werde nun um einen Termin bei der neuen Ministerin Iris Rauskala anfragen: „Dort werde ich mich bemühen, ihr die Perspektiven der Pädagogen zu verdeutlichen und im Sinne der Sozialpartnerschaft werden wir sehen, was möglich ist und was nicht. Und vielleicht werden wir draufkommen, dass wir viele Dinge gar nicht brauchen.“ Die alte Regierung, sagt Kimberger, die „gibt es nicht mehr, und es gab ja schon so manche Beschlüsse, die von der neuen Regierungen klugerweise wieder zurückgenommen wurden.“

Konkret? „Wir haben zu viele Tests. Diese haben zur Folge, dass die Kinder nur noch für die Tests lernen, training for the test. Das ist nicht sinnvoll, das wollen wir nicht. Es geht um guten Unterricht und Pädagogik. Wir müssen weg von diesem Testwahnsinn. Das Motto muss lauten: Weniger ist mehr.“

Auch Testungen wie Pisa sollten hinterfragt und stattdessen nachgedacht werden, was unsere Schulen für eine gute Entwicklung brauchen. Dann: Die Leistungsbeurteilung, speziell in den ersten beiden Volksschuljahren, solle völlig schulautonom entschieden werden. Aktuell müssen Ziffernnoten ab Ende der zweiten Klasse gegeben werden.

Als „nicht funktionsfähig“ sieht Kimberger die Umsetzung der Deutschklassen. Das sind jene Förderklassen, für die es ein Extrabudget für Schulen gibt, wenn ausreichend viele Kinder ausreichend schlecht Deutsch können. „Sobald ein Kind aufgeholt hat und wieder in die Regelklasse kommt, gibt es keine Förderung mehr, das Kind verliert den Status als ‚außerordentlicher Schüler‘, und es wird normal – und damit meist negativ – beurteilt. So kann man das nicht umsetzen, das muss im Sinne der Kinder dringend geändert werden.“

Und nicht zuletzt: „Was die Lehrer eigentlich brauchen, ist weniger Bürokratie und weniger Verwaltung, damit sie sich auf die Kernfragen des Schulalltags konzentrieren können. Das gilt im übrigen auch für Schulleiter. Das werden wir von jeder neuen Regierung einfordern.“

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