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Österreich: Mehrheit kennt "soziale Marktwirtschaft" nicht

Er hat eine Ausrede. Er ist ein Kleinkind.
Laut Umfrage überwiegt Zufriedenheit, aber nicht frei von Vorbehalten.

Die "Soziale Marktwirtschaft" - das Prinzip, bei freiem Wettbewerb auch soziale Aspekte zu berücksichtigen - sagt der Mehrheit der Österreicher nichts. Das ergab eine Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes IMAS im Auftrag der "Initiative Wirtschaftsstandort OÖ" (IWS), die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Laut den Unterlagen zur Pressekonferenz haben 33 Prozent der im April und Mai befragten 1.050 Österreicher ab 16 Jahren verneint, schon einmal von "Sozialer Marktwirtschaft" gehört oder gelesen zu haben. Weitere 23 antworteten mit "unentschieden" oder "weiß nicht". Nur 45 Prozent kannten den Begriff.

Wegen dieser geringen Kenntnis machten 35 Prozent bei der Nachfrage zur Zufriedenheit mit der sozialen Marktwirtschaft keine Angaben. Insgesamt 47 Prozent äußerten sich zumindest einigermaßen positiv. Die Bestnote "sehr zufrieden" vergaben allerdings nur 10 Prozent. Als Vorteile werden am ehesten soziale Gerechtigkeit, Sozialleistungen und freier Wettbewerb gesehen. Als Nachteil gilt vorwiegend die Kluft zwischen Arm und Reich.

Für IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel läuten wegen der Umfrageergebnisse die Alarmglocken: Er sieht in der öffentlichen Debatte ernste Zweifel an der Fähigkeit der sozialen Marktwirtschaft, den sozialen Ausgleich zu schaffen. Der Lösungsansatz ist für ihn unter anderem, mehr Steuergerechtigkeit und faire Wettbewerbschancen zu schaffen. Er nennt weiters die Entlastung des Faktors Arbeit, mehr Investitionen in den frühkindlichen Bereich und konsequentes Radar bei der Ausbildung zum 18. Lebensjahr. Denn dort würden Ungleichheit, Armut und Benachteiligung beginnen, was letztlich im Nachhinein der sozialen Marktwirtschaft angelastet werde.

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