ÖGK-Obmann Huss: "Das Gesundheitssystem ist strukturell unterfinanziert"

PK "100 PRIMÄRVERSORGUNGSEINHEITEN IN ÖSTERREICH": HUSS
ÖGK-Obmann Andreas Huss übt in der ZIB 2 Kritik: "Es braucht mehr Geld in der Versorgung."

Die Österreichische Gesundheitskasse schreibt rote Zahlen, die Zusammenlegung der einstigen Gebietskrankenkassen hat nicht die versprochene Patientenmilliarde gebracht, sondern Hunderte Millionen gekostet. Jetzt stellt sich die Frage, wie man die Gesundheitskasse wieder auf Schiene bringen kann. 

Für eine Rückabwicklung der Krankenkassenfusion ist er selbst nicht, betont am Donnerstagabend ÖGK-Obmann Andreas Huss in der ZIB2. "Das würde wieder fünf Jahre Stillstand bedeuten," sagt er als einstige Gegner der Zusammenlegung.

Huss: "Spielraum für regionale Bedürfnisse"

Moderatorin Marie-Claire Zimmermann greift einen Kritikpunkt auf: Wie man mit einem einheitlichen System auch regional und nahe an den Menschen sein könne?

"Die ÖGK ist sehr zentral organisiert. Es wird sozusagen von Fachbereichsleitern, von der Zentrale in Wien vorgegeben, was in den Bundesländern zu passieren hat. Und da sind natürlich auch die Landespolitiker sehr unglücklich mit uns," gesteht Huss ein. Es brauche seiner Ansicht nach "Spielraum für regionale Bedürfnisse", die ÖGK müsse sich dahingehend weiterentwickeln. "Da ist viel zu tun." 

Eine Parallelstruktur in den Ländern zur zentralen Verwaltung in Wien wolle er aber nicht sehen. 

Spardruck: "Gesundheitssystem ist strukturell unterfinanziert"

Als wesentlichen Kritikpunkt nennt Huss die Finanzierung. "Das österreichische solidarische Gesundheitssystem ist strukturell unterfinanziert. Das habe ich immer gesagt."

Als Vergleich zieht der ÖGK-Obmann Deutschland heran: "Dort werden 16 Prozent Krankenversicherungsbeitrag eingehoben, bei uns 7,65 Prozent. Selbst wenn man herausrechnet, dass in Deutschland natürlich die gesamten Spitalskosten aus den Beiträgen finanziert werden, müssten wir einen Krankenversicherungsbeitrag von 9,5 Prozent haben."

Ob zusätzliches öffentliches Geld aus Beiträgen oder aus Steuern kommen solle, sieht er als eine politische Entscheidung. "Das muss die Bundesregierung, das muss das Parlament entscheiden. Aber für mich ist unstrittig - es braucht mehr Geld in der Versorgung."

ÖGK-Obmann Huss: "Kein Zurück"

Er begrüße zudem die bevorstehende Neuregelung beim Trinkgeld - die Trinkgeldpauschale soll künftig österreichweit einheitlich eingehoben werden und 95 Euro betragen. Dies habe für die Arbeitnehmer Vorteile, weil nicht nur sie, sondern auch die Arbeitgeber zahlen müsse. Somit fließe ein Teil Geldes auch bei Pension, in den Krankengeld- oder Arbeitslosengeldbezug mit ein. "Das ist auch für Arbeitnehmer ein großer Vorteil. Aus dem Grund unterstütze ich diese Sozialpartnereinigung," so Huss.

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