SV-Chef McDonald: "Das wird uns in große Schwierigkeiten bringen"

Peter McDonald will Patienten nicht bestrafen
Die Zahl der Über-65-Jährigen steigt in den kommenden 25 Jahren laut Prognose um die Hälfte, was mit einer höheren Inanspruchnahme einhergehe.

Zusammenfassung

  • Die Zahl der Über-65-Jährigen wird in den nächsten 25 Jahren um 50 Prozent steigen, was die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen erhöht.
  • Gleichzeitig sinkt die Zahl der Beitragszahler um 300.000, was zu geringeren Einnahmen für die Sozialversicherung führt.
  • Die steigende Nachfrage nach medizinischen Leistungen und sinkende Beitragseinnahmen stellen die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems vor große Herausforderungen.

Peter McDonald, derzeit Vorsitzender im Dachverband der Sozialversicherungsträger, sorgt sich angesichts der demografischen Entwicklung und der damit verbundenen steigenden Inanspruchnahme der Leistungen um die künftige Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens.

Die Zahl der Über-65-Jährigen werde nämlich in den kommenden Jahren "massiv ansteigen", so McDonald im Gespräch mit der APA: "Und das wird uns in große Schwierigkeiten bringen."

"Wird uns noch massiv beschäftigen"

Aktuell sind die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 55 und 65 Jahre, was bedeutet, dass die Bevölkerungspyramide sich mit der großen Breite jetzt in das Alter über 65 schiebe. 

Diese Breite und diese großen Jahrgänge werden uns in den kommenden Jahren "noch massiv beschäftigen", betonte McDonald, der auch Co-Vorsitzender der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ist und im Juli den Dachverbands-Chefposten im halbjährlichen Turnus übernommen hat: "Der Druck auf die Gesundheitsausgaben wird daher in den nächsten 20 Jahren permanent eine Herausforderung bleiben."

Gruppe der Über-65-Jährigen wird um 50 Prozent anwachsen

Vor 25 Jahren, im Jahr 2000, habe die Gruppe der Über-65-Jährigen 1,2 Mio. Versicherte umfasst. "Derzeit sind es um 50 Prozent mehr, nämlich 1,8 Mio.", erklärte McDonald: "Und wenn wir jetzt die Prognose für die kommenden 25 Jahre hernehmen, wächst diese Gruppe noch einmal um 50 Prozent auf 2,7 Mio. an."

Damit steigt die Zahl der älteren, leistungsintensiveren Versicherten, für die die Versicherungsgemeinschaft einstehen muss, in 25 Jahren um weitere 50 Prozent, erklärte McDonald. Gleichzeitig werden die Menschen, die im beschäftigungsfähigen Alter sind, in den kommenden 25 Jahren um 300.000 Personen weniger, hob McDonald hervor: "Alleine die Reduktion des Arbeitskräftepotenzials bedeutet in heutiger Währung knapp eine Milliarde weniger Einnahmen."

"Österreicher sind Weltmeister bei Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen"

Was mit der demografischen Entwicklung einhergehe, sei das Phänomen, dass damit auch die Inanspruchnahme der Leistungen von Ärzten und Apotheken merklich steigen werde. "Die Österreicherinnen und Österreicher sind nämlich Weltmeister, was die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen anbelangt", betonte McDonald: "Über-65-Jährige gehen durchschnittlich jede zweite Woche zum Arzt. Das ist 26 Mal pro Jahr." Die Gruppe der Unter-65-Jährigen geht hingegen nur zwölfmal im Jahr zum Arzt. "Das stellt eine große Herausforderung für die Versicherungsgemeinschaft dar."

Eingebettet sei das alles in die ohnehin schwierige Situation, in der sich die Krankenkassen derzeit befinden. Schließlich seien diese neben Mehrkosten für den medizinischen Fortschritt und die Alterung der Gesellschaft auch mit geringeren Beitragseinnahmen konfrontiert, was eng mit dem schwachen Wirtschaftswachstum und der gestiegenen Arbeitslosigkeit zusammenhänge. "Weniger Wirtschaftswachstum und höhere Arbeitslosigkeit bedeuten geringere Beitragseinnahmensteigerungen", betonte McDonald, der davor warnte zu glauben, dass mit dem kurzfristigen Erreichen der schwarzen Null alle Probleme der Krankenkassen gelöst wären. "Wir müssen uns jetzt für die Zukunft rüsten und über neue Methoden zu einer besseren Patientensteuerung, stärkeren Gesundheitskompetenz und -vorsorge sowie mehr Verantwortungsübernahme des Einzelnen diskutieren."

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