Noten, Durchfallen: Faßmann nimmt rote Schulreformen zurück

Europäische Volksschule Goldschlagstrasse
Volksschulen und NMS bekommen neue Notengebung, Schulautonomie wird ausgebaut.

Anfang Mai hat Bildungsminister Heinz Faßmann ein „Pädagogik-Paket“ angekündigt, mit dem Notengebung, Neue Mittelschule (NMS), die Schullaufbahn-Entscheidung und Lehrpläne reformiert werden sollen.

Das Paket wird morgen, Montag, präsentiert, nur letzte Details müssen noch verhandelt werden. „Schüler müssen gemäß ihren Fähigkeiten gefördert und gefordert werden“, erklärt Faßmann gegenüber dem KURIER. Für ihn habe höchste Priorität, Glaubwürdigkeit und Attraktivität der NMS zu erhöhen. Mehr will er nicht verraten – der KURIER hat aber aus Verhandlerkreisen die wichtigsten Eckpunkte erfahren:

- Schulreifekriterien:
Fix sind etwa einheitliche Schulreifekriterien, was ein Kind können muss, um an eine Volksschule aufgenommen zu werden. Derzeit wird die Schulreife je nach Bundesland sehr unterschiedlich attestiert: In der Steiermark kommt etwa nur ein Prozent der Kinder wegen mangelnder Schulreife in eine Vorschulklasse, in Vorarlberg sind es dagegen 20 und in Salzburg 24 Prozent.

- Volksschul-Noten:
Die Regierung will das Grundschulreformpaket der damaligen Bildungsministerin Heinisch-Hosek großteils zurücknehmen. Es soll künftig klare Leistungsbeurteilungen ab Ende der zweiten Klasse in Form von Noten geben, auch das „ Durchfallen“ soll wieder möglich werden.

- NMS-Reform:
Wie angekündigt, wird auch die Notengebung an den NMS reformiert. Derzeit gibt es eine wenig verständliche siebenteilige Notenskala, diese soll wieder zurückgesetzt werden auf die Notenskala von 1 (Sehr gut) bis 5 (Nicht genügend). Allerdings soll dabei klar nach Leistung unterschieden werden, indem die Noten mit dem Zusatz „Standard“ oder „AHS-Standard“ differenziert werden. Die Idee dahinter: Früher wurden die Schüler an den Hauptschulen in drei unterschiedliche Leistungsgruppen (A, B oder C) eingeteilt. Die jetzige Reform soll zwar nicht das ABC-System wiederbeleben, sehr wohl aber die Schüler nach „Leistungsniveaus“ unterscheiden.

Binnendifferenzierung

Auch das System der „Binnendifferenzierung“ soll umgekrempelt werden, wie das die Reform der damaligen SPÖ-Bildungsministerinnen vorsah. Es sei wenig praktikabel gewesen, beklagten Pädagogen.

Stattdessen sollen die Leiter der einzelnen Schulstandorte autonom entscheiden können, wie sie den Unterricht künftig gestalten wollen. Hier soll das System der Wiener NMS-Direktorin Andrea Walach ein Modell für ganz Österreich werden: Walach, Schulleiterin einer Brennpunktschule in Wien-Margareten, hatte vom Wiener Stadtschulrat grünes Licht bekommen, ihren Schulalltag neu zu gestalten. Die Pädagogin nahm die Schüler aus drei Klassen eines Jahrgangs samt den jeweils zwei „Teamteaching“-Pädagogen und teilte sie in homogene (einheitliche) Leistungsgruppen ein. Jede Leistungsgruppe – Kleingruppen von 12 bis 13 Schülern – wurde dann von nur mehr einem Lehrer unterrichtet.

Weil sich dieses Modell als erfolgreich herausstellte, sollen jetzt alle NMS-Schulen von dem System Walach profitieren – sofern sie sich autonom dazu entscheiden. Die Schüler in Leistungsgruppen zu unterteilen, war bisher – außer bei Walach – nicht ganzjährig gestattet.

Zuletzt: Die neuen Lehrpläne sind in Ausarbeitung, aber noch nicht fertig.

Kommentare