Norbert Hofer und das Knesset-Rätsel

Norbert Hofer und das Knesset-Rätsel
War er nun im israelischen Parlament oder nicht?

In seinen letzten Interviews betonte Norbert Hofer des Öfteren, dass er vor zwei Jahren als Teil einer österreichischen Delegation Israel besucht habe. Er sei der erste Freiheitliche gewesen, der offiziell in Jerusalem in die Knesset, also in deren Parlament, eingeladen und von der Vizepräsidentin empfangen wurde. Stolz sei er darauf, nicht zuletzt weil die FPÖ immer ein sehr schwieriges und kompliziertes Verhältnis mit Israel hatte und dem Parteichef Heinz-Christian Strache der Dialog verweigert wurde. Aber Norbert Hofer sei für ein 45-minütiges Gespräch ins israelische Parlament eingeladen worden - und es sei ein sehr konstruktives gewesen, betont der Präsidentschaftskandidat.

Keiner weiß davon

Armin Wolf konfrontierte Hofer im ZIB2-Gespräch mit seiner intensiven Recherche. So unter anderem mit der Tatsache, dass über diesen offiziellen Besuch kein einziges israelisches Medium berichtet hat. So auch kein einziges österreichisches Medium. Zudem wüsste auch niemand etwas über den Aufenthalt in der Knesset. Weder der Pressedienst des österreichischen Parlaments noch der Pressedienst der Knesset. Die österreichische Botschaft in Israel weiß auch nichts davon. Und der Pressesprecher der damaligen Vizepräsidentin, es handelt sich um die heutige Ministerin Gila Gamliel, könne sich nach Wolf auch nicht an Hofers Besuch in der Knesset erinnern.

Kurier.at fragt nach: Fotos darf keiner sehen

Auch die Anfragen von Kurier.at blieben erfolglos - keiner erinnert sich an Hofer in der Knesset. Der Pressesprecher des israelischen Parlaments Yotam Yaki schreibt auf unsere Anfrage: "There was not any official delegation from Austria at the Knesset on July 2014."

Von Seiten der FPÖ heißt es: "Es gibt einen guten Grund, warum es dazu keine Berichte oder dergleichen gibt. Weil es kein offizieller Termin war und das war beidseitig so ausgemacht, dass darüber geschwiegen wird. Eben weil die Länder ein kompliziertes Verhältnis haben", so Pressesprecher Martin Glier. Die Tatsache, dass Hofer selbst das Treffen als offiziell bezeichnet hat, wird übergangen. Es gäbe Fotos, aber die könne man nicht herzeigen aufgrund der Vereinbarung.

Keine Erwähnung

„Wollen Sie mir jetzt unterstellen, dass ich nicht dort gewesen wäre?“, sagt Hofer mit schneidendem Lächeln. Er entgegnet Wolf, dass das Team nicht von den Medien begleitet wurde und der freiheitliche Abgeordnete David Lasar dabei gewesen wäre. Lasar hatte den Besuch damals organisiert und auch die zugehörige Aussendung mit dem Titel „Freiheitlicher Solidaritätsbesuch in Israel!“ verfasst. Weiter heißt es darin:

Vom 28. bis 30. Juli fand ein Solidaritätsbesuch von FP-Stadtrat David Lasar, Landtagspräsident Johann Herzog und dem 3. Präsidenten des Nationalrates, Norbert Hofer, in Israel statt. Die freiheitliche Delegation traf im Zuge dessen Repräsentanten der politischen Führung in Tel Aviv sowie Bürgermeister und Berater der derzeitigen israelischen Staatsregierung. Die freiheitliche Delegation besuchte u.a. Ashkelon und das dort angesiedelte Barzilai Medical Center. Vor Ort wurde u.a. mit Traumatisierten, durch Hamas-Raketen verletzte Kinder, mit Soldaten und zivilen Opfern gesprochen und die Lage beobachtet. Weiters wurden die Städte Sderot, Ashdod besucht, wo es ebenfalls zu Gesprächs- und Gedankenaustausch mit den dortigen Bürgermeistern gekommen ist.

"Das schreibt man nicht hinein"

Gerade weil Hofer in der letzten Zeit immer wieder betonte, wie wichtig ihm das Treffen in der Knesset war, so verwundert es noch mehr, dass davon keine Erwähnung in der Aussendung zu lesen ist. Keine Erwähnung über den ersten offiziellen Besuch eines Freiheitlichen. „Wissen Sie. Weil, weil…Man muss bei diesen Gesprächen sehr vorsichtig sein. Sie wissen ja, dass es offiziell noch keine Kontakte mit der FPÖ gibt. Wir versuchen dieses Verhältnis aufzulösen. Und da schreibt man nicht hinein: Ich habe die und die und die Person getroffen“, sagt Hofer als Begründung im Gespräch mit Armin Wolf, welcher gegen Ende der Sendung nicht mehr der einzige war, der diesen Besuch anzweifelte.

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