Norbert Hofer: "Ich will populär sein"

Norbert Hofer: "Ich will populär sein"
FPÖ-Kandidat posiert mit Schülern, parliert mit Patienten, ehrt Retter und will Monk sehen.

Erst riecht es nach Gulasch, dann nach Biotonne und zuletzt nach gepressten Sojabohnen. In der Landwirtschaftlichen Fachhochschule Tulln ruft der Direktor den "Energietag" aus. Energie wird der Gast an diesem Mittwoch auch brauchen. Drei Termine in Niederösterreich sollen es werden. Interviews, Fotos und Tränen inklusive. Doch dazu später.

Norbert Hofer: "Ich will populär sein"

Erst rein in das Reich des ambitionierten Schuldirektors, der jede technische Errungenschaft detailliert beschreibt. Während die angehenden Energiewirte schon kurz vor 10 Uhr in der Kantine Gulasch essen, geht es für Norbert Hofer samt FPÖ-Mandataren und einem halben Dutzend Fotografen und Kameramännern – von FPÖ-TV bis zum finnischen Fernsehen – in die Kälte. Da Windkraft, dort Wasserkraft. Hier Solaranlage, da E-Tankstelle. Der Schulleiter ist in seinem Element, der Hofburg-Kandidat in dem seinen.

Populär vs. populistisch

Er hört zu, fragt nach, nickt, lächelt, hält inne, hakt nach und stellt stets einen persönlichen Bezug her. Egal, ob er vor Kollektoren steht ("Ich habe auch eine Fotovoltaik-Anlage"), in der Werkstatt ("Ich glaube, ich bin der einzige Mandatar, der eine Schweißnaht setzen kann") oder vor dem Gefrierschrank mit totem Wild ("Ich war eine Zeit lang Vegetarier"). Selbst als ein paar Schüler nach obligatem Selfie mit ihm "Danke, wir haben jetzt Schularbeit" schreien, hat er noch Privates parat. "Ah, Mathe-Schularbeit, Mathematik habe ich gerne."

Norbert Hofer: "Ich will populär sein"

Der Dritte Nationalratspräsident, der hier per Du oder mit "Herr Präsident" angesprochen wird, ist im Autopiloten-Modus. Als das finnische Fernsehen ihn zum Interview bittet, repetiert er sein Repertoire.

"Ein Flüchtling kostet pro Jahr 277.000 Euro", "Wir brauchen eine enge Zusammenarbeit zwischen Parlament und Rechnungshof" und: "Ich bin nicht skeptisch, was das Projekt EU betrifft, sondern ich sorge mich um den Zustand der EU". Dann etwas Neues: "Ein Populist ändert seine Meinung. Das tue ich nicht. Ein Politiker muss populär sein – nicht populistisch. Ich will populär sein." Selfies und Autogrammwünsche – von Lehrern wie Schülern – sind vor dem Weg nach St.Pölten, der nächsten Station, gefragt. Professionelle Fotos sind es kurz nach Mittag in der FPÖ Niederösterreich.

Hofer ehrt einen Polizisten, der zum zweiten Mal im Dienst Menschenleben gerettet hat. "Denken Sie daran: Alles kommt im Leben zurück." Dann rückt er selbst wieder in den Mittelpunkt. Und Sacgliola – ein nach Marmor anmutendes Porträtbild des 45-Jährigen. Aus Gips. "Ma, is des schön! Ihr seid ja wahnsinnig", sagt er und hält inne. Diesmal eine Spur länger. "Ich bin gerührt, nah am Wasser gebaut. Ihr müsst wissen, mein Vater war Steinmetz. Schade, dass er das nicht miterleben kann."

Hofer hat Wasser in den Augen. Später wird ein Funktionär sagen, dass man Tränen nicht spielen kann. Das 15 Kilo schwere Bild muss bleiben, weil zu groß. Norbert Hofer muss gehen, weil der nächste Termin wartet. Nach dem TV-Interview im NÖ-Landesstudio und vor dem Besuch eines Gesundheitszentrums mit Reha in Grafenwörth Zeit für Zwischenfragen vom KURIER? "Selbstverständlich."

Frau Gertrude treffen

Hofer ist weiter im Autopilot-Modus. Dass Ex-Hofburg-Kandidatin Irmgard Griss für Van der Bellen wirbt, habe er erwartet. Dass sich Heinz Fischer für seinen Konkurrenten ausspricht, "ist für einen Bundespräsidenten unüblich. Aber ich sehe das gelassen." Die 89-jährige Holocaust-Überlebende Frau Gertrude möchte er "unbedingt kennenlernen. In einem persönlichen Gespräch lässt sich sicher vieles klären."

Norbert Hofer: "Ich will populär sein"

Kaum im Gesundheitszentrum, jetzt mit Walter Rosenkranz statt wie zuvor mit Christian Höbart an der Seite, sucht Hofer sofort das persönliche Gespräch. Stellt der NLP-Geschulte wieder private Bezüge her. Die Dame mit Kinderwagen lässt er wissen: "Ich habe vier Kinder." Dem Trainer sagt er, ehe er für die Fotografen im Anzug trainiert: "Ich war ein Jahr im Krankenhaus, bin bis zu zwei Stunden am Rudergerät." Die Aussage einer Besucherin – "Hoffentlich füllen im Altersheim nicht wieder Fremde die Wahlkarten aus" – lässt er unkommentiert. Was heute noch auf dem Programm steht? "Nichts. Ich hoffe, ich bin zu Hause, wenn Monk beginnt. Ich liebe Monk."

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