Am Wochenende wurde in Niederösterreich der Intensivwahlkampf eingeläutet. Bei der SPÖ wird dabei vor dem Wahltag am 29. Jänner auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mitmischen. Er absolviert am kommenden Samstag in Wiener Neustadt gemeinsam mit Spitzenkandidat Franz Schnabl einen Auftritt. Das Thema: burgenländische Ansätze, die laut Schnabl auch Niederösterreich guttun würden. Geredet wird über kostenlose Nachmittagsbetreuung, Anstellungen für pflegende Angehörige oder neue Regeln für den Wohnungsmarkt.
Seit Sonntag erhält dieser Auftritt zusätzliche Brisanz. Da war SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner in der ZiB 2 Gast bei Armin Wolf, um Bilanz über das Jahr 2022 zu ziehen. Geredet wurde dann aber über Hans Peter Doskozil, dem indirekt die Schuld dafür gegeben wurde, dass die SPÖ in den Umfragen von der FPÖ überholt worden ist. Es seien diese internen Diskussionen, die öffentlich ausgetragen werden, erklärte Rendi-Wagner. Und: „Ich werde, ich kann und ich will niemanden zur Zusammenarbeit zwingen. Jeder muss sich seiner Verantwortung bewusst sein. Auch Hans Peter Doskozil.“
Deswegen rückt der samstägige Auftritt des Burgenländers in Wiener Neustadt nun in ein besonderes Licht. Noch dazu, wo man sich in Eisenstadt am Montag zu den Ausführungen von Pamela Rendi-Wagner nicht äußern wollte. Auch nicht dazu, dass Rendi-Wagner auf ihrem Recht bestand, als Parteichefin bei den kommenden Nationalratswahlen Spitzenkandidatin ihrer Partei zu sein.
Schreiduelle
Nach dem ZiB 2-Interview jedenfalls sollen unter den SPÖ-Funktionären die Telefone heiß gelaufen sein. Es wird sogar von Schreiduellen zwischen Doskozil-Befürwortern und Doskozil-Gegnern berichtet. „Dieser Auftritt bei Armin Wolf war wie ein politischer Genickbruch“, sagte ein Funktionär zum KURIER. Kritisiert wird auch das direkte Umfeld der Parteiobfrau, das seine Chefin zu wenig auf so eine Konfrontation vorbereitet habe. Dabei seien Themen wie Doskozil oder Asyl erwartbar gewesen.
In Niederösterreich ist man auf die Parteizentrale in der Wiener Löwelstraße mit Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch überhaupt schlecht zu sprechen. In erster Linie, weil die bevorstehende Landtagswahl am 29. Jänner bei der Abschlusspressekonferenz nach der Präsidiumsklausur in Klagenfurt kein wirkliches Thema war. „Man hatte den Eindruck, dass für die Bundes-SPÖ erst die Landtagswahl in Kärnten wirklich bedeutend ist“, so die Reaktion in St. Pölten. Wobei da Franz Schnabl auch an seine eigene Brust schlagen muss, weil er erst gar nicht zur Klausur nach Kärnten gefahren war. Seine Erklärung: Es habe zu viele Termine in Niederösterreich gegeben, die er absolvieren musste. Zur Klausur wurde er schließlich nur per Video zugeschaltet.
Hans Peter Doskozil hat diese Woche auch in Wien einen Auftritt, wenn er am Mittwoch offiziell von Bürgermeister Michael Ludwig den Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz übernimmt. Nach dem ZiB 2-Interview von Rendi-Wagner wird wohl nicht nur über die Rolle der Landeshauptleute geredet werden.m. gebhart
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