Gabmann: „Stronach soll nichts von oben verordnen“

APA11722554 - 03032013 - ST. PÖLTEN - ÖSTERREICH: LANDTAGSWAHL IN NIEDERÖSTERREICH: Team Stronach-Abgeordnete Elisabeth Kauffmann-Bruckberger und Team Stronach NÖ-Landtagslisten-Zweiter Ernest Gabmann in der Team Stronach-Wahlzentrale in St. Pölten. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Posten-Karussell: Ernest Gabmann jr. geht als NÖ-Landeschef – und kritisiert den Parteigründer.

Ernest Gabmann junior will nicht länger Frank Stronachs Statthalter in Niederösterreich sein. Er hat als Parteichef abgedankt. Am Dienstag ist Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger im Bundesvorstand zu seiner Nachfolgerin ernannt worden. „Auf meinen Vorschlag hin“, sagt Gabmann. Am Mittwoch wurde die Rochade den Funktionären kundgetan, im „Roten Hahn“ in St. Pölten. Das Landtagsmandat behält Gabmann (er ist einer der fünf Stronach-Abgeordneten).

Zwei Gründe nennt er für den Rückzug von der Spitze: Die „höchste politische Funktionärin im Land“ sollte auch die Partei führen, das sei Landesrätin Bruckberger. Zudem wolle er wieder in der Privatwirtschaft werken – „in der Technologie-Branche. Da war ich ja Vertriebs- und Marketing-Leiter. Man kann die Interessen der Bürger auch besser vertreten, wenn man selbst im Berufsleben steht.“

Wahl statt Befehl

Dass er sich, frustriert wegen der sukzessiven Demontage, zurückzieht, bestreitet Gabmann zwar; er kritisiert via KURIER aber, wie die Dinge in Stronachs Truppe laufen: „Es ist nicht gut, wenn Leute von der Bundespartei ernannt werden – auf Wunsch von Stronach, wie das bei Klubobmann Laki und Landesrätin Kaufmann-Bruckberger der Fall war. Posten sollten mittels Wahl besetzt werden. Nur so gibt es auch Rückhalt von den Funktionären.“ Das hätte nicht nur nach der Wahl in Niederösterreich passieren müssen, es sollte auch im Vorfeld der Nationalratswahl geschehen, sagt Gabmann – wenn die Listen mit den Kandidaten erstellt werden: „Stronach kann laut Statuten zwar auch da machen, was er will. Er soll aber nichts von oben herab verordnen. Die Interessenten sollten vom Bundes- und Landesvorstand in den Wahlkreisen präsentiert und von den Bezirksfunktionären gewählt werden.“ Kandidaten vorgesetzt zu bekommen, demotiviere: „Die Funktionäre werden nicht für jemanden laufen, den sie nicht wollen oder kennen.“

Gabmann hatte die Landespartei im Dezember übernommen – von Karin Prokop, Tochter der verstorbenen ÖVP-Innenministerin. Nach der März-Wahl war der Sohn von Ex-VP-Wirtschaftslandesrat Ernest Gabmann als Klubchef oder Landesrat im Gespräch. Geworden ist er weder dies noch das. In die Landesregierung schickte Stronach die Ex-BZÖlerin Kaufmann-Bruckberger, zum Klubobmann machte er den Ex-Rechnungshof-Beamten Walter Laki. Viele Funktionäre zürnten. Sie hatten Gabmann favorisiert; er war nicht nur Listen-Zweiter (hinter Stronach) bei der Wahl, er bekam auch die meisten Vorzugsstimmen. Andere Personalentscheidungen Stronachs wurden intern ebenfalls nicht goutiert.

Die Polit-Konkurrenz ergötzt sich an dem Tohuwabohu. ÖVP-Landesgeschäftsführer Gerhard Karner: „Der Postenschacher bei der Chaostruppe geht weiter.“

Das Team Stronach sorgt stets für Abwechslung. Sesselkleben gibt es im Milliardärsklub nicht. Seit Gründung des Teams gibt es in etlichen Landesorganisationen ein Kommen und Gehen an der Spitze. Besonders hervorgetan haben sich Niederösterreicher und Tiroler.

In Niederösterreich ist bekanntlich wieder alles neu. Sollte ursprünglich Karin Prokop, Tochter der verstorbenen Ex-Innenministerin Liese Prokop (V), das Landesteam aufbauen, wurde es um sie im Landtagswahlkampf rasch ruhig. Ernest Gabmann junior, Sohn des gleichnamigen Ex-Landesrats, übernahm das Kommando als Landesobmann - bis heute (siehe oben),

Zwischendurch sollte er auch Landesrat werden oder Klubobmann, wurde er dann aber doch alles nicht, weil es Parteigründer Frank Stronach nicht so wollte. Walter Laki, den man in der Landespartei nicht so mochte und auch mit Vorwürfen aller Art bedeckte, schaffte es nach Stronach-Machtwort zum Fraktionschef.

Tirol

Ähnlich beweglich ist die Tiroler Landesorganisation. Im November des Vorjahres wurde dort Hans-Peter Mayr zum Landesobmann gekürt. Spitzenkandidat für die Landtagswahl sollte dann aber Walter Jenewein werden - freilich galt auch das nur eine Zeit. Die Stronach-Zentrale beförderte nämlich Sonja Ulmer zur neuen Frontfrau. Geklappt hat das dann aber nicht so, denn Mayr, Jenewein und Ulmer reichten drei unterschiedliche Listen ein. Da Mayr der erste war, galt seine Liste. Parteigründer Stronach akzeptierte es, seither ist die Ulmer-Fraktion nicht mehr gut auf das Team zu sprechen, man rief sogar zur Nicht-Wahl bei der Tirol-Wahl auf.

Mayrs Coup war letztlich kein nachhaltiger. Tirol war das einzige Bundesland, in dem Stronachs Team den Einzug in den Landtag verfehlte. Für Mayr war es das dann auch schon wieder. Er wurde laut "TT" als Landesgeschäftsführer abgelöst. Parteiobmann ist inzwischen Jenewein.

Oberösterreich

Gerade einen Wechsel gab es auch in Oberösterreich. Der stellvertretende Landesobmann, Thomas Eppinger sagte sich letzte Woche von den Stronachs los. Immerhin, den Parteivorsitzenden gibt es noch, den Linzer Ex-Polizeidirektor Walter Widholm.

Es gibt freilich auch Länder, in denen es für Stronach ganz gut läuft. In Kärnten ist dank des alten SPÖ-Profis Gerhard Köfer ein guter Wahlstart gelungen, der ehemalige Spittaler Bürgermeister ist mittlerweile Landesrat. Auch Salzburg läuft unter dem Nationalratsabgeordneten Erich Tadler (Ex-BZÖ) und dem Goldegger Bürgermeister Hans Mayr, vormals ÖVP, ruhig. In Vorarlberg bemüht sich der Nationalratsabgeordnete Christoph Hagen (Ex-BZÖ) um Strukturen, in der Steiermark die ehemalige FPÖ-Klubobfrau Waltraud Dietrich. Eher unauffällig ist die Stronach-Tätigkeit in Wien mit der Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Jessi Lintl (Ex-V) sowie im Burgenland mit Rouven Ertlschweiger.

(APA)

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