"Geringe Transparenz": Österreicher verlieren Vertrauen in NGOs
SOS-Kinderdorf kämpft mit Gewalt- und Vertuschungsvorwürfen
Zusammenfassung
- NGOs in Österreich verzeichnen laut APA/OGM-Vertrauensindex einen deutlichen Vertrauensverlust, besonders durch den Missbrauchsskandal bei SOS-Kinderdorf.
- Die politische Debatte über NGOs als Lobbyisten und mangelnde Transparenz bei der Finanzierung tragen zusätzlich zum Vertrauensrückgang bei.
- Trotzdem bleiben Organisationen wie das Rote Kreuz, Krebshilfe und Clowndoctors an der Spitze des Vertrauensrankings, während SOS-Kinderdorf das Schlusslicht bildet.
NGOs haben seit dem Vorjahr wesentlich Vertrauen in der österreichischen Bevölkerung verloren. Das zeigt der jüngste APA/OGM-Vertrauensindex. Dort müssen fast alle abgefragten Organisationen ein punktemäßiges Minus hinnehmen.
Das Schlusslicht bilden die zuletzt stark in die Kritik gekommenen SOS-Kinderdörfer. Der dort jüngst bekanntgewordene Missbrauchsskandal sei die Hauptursache für den gesamten Vertrauensverlust im NGO-Sektor, sagte OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.
Ein weiterer Grund sei "die zunehmende politische Debatte über die NGOs als Groß-Lobbyisten und politischer Machtfaktor ohne demokratische Kontrolle oder durch Wahlen legitimiert zu sein", so Bachmayer zur APA. Er verwies darauf, dass noch immer äußerst hohe Vertrauenswerte von NGOs "angesichts ihrer politischen Rolle und der geringen Transparenz ihrer Finanzquellen erstaunlich" seien.
Zwar würden sie meist als Organisationen gelten, die mit Hilfe zahlloser Kleinspender Gutes tun. Jedoch seien viele NGOs "Teil einer weltweiten Milliardenindustrie, deren Einnahmen nicht nur aus Spenden hilfsbereiter Menschen stammen, sondern in höherem Maße aus staatlichen Förderungen oder Zuwendungen von Sponsoren mit wirtschaftlichen Interessen", führte Bachmayer aus.
Diese NGOs genießen das meiste Vertrauen
Aufgrund der schwerwiegenden Glaubwürdigkeitsverluste rund um die SOS-Kinderdörfer, der zunehmenden Hinterfragung der politischen Rolle und Lobbyismus-Aktivitäten von NGOs, ihrer Intransparenz bei der Finanzierung und nicht zuletzt der Wirtschaftskrise mit der allgemeinen Teuerung und gleichzeitig geringeren verfügbaren Einkommen sei "von einem deutlichen Rückgang der privaten Spendenbereitschaft auszugehen".
Insgesamt sind die Werte für die meisten NGOs jedoch noch immer vergleichsweise hoch.
- An der Spitze der Vertrauenspyramide steht das Rote Kreuz mit einem Vertrauenswert von plus 79,
- gefolgt von der Krebshilfe (76),
- den Rote Nasen Clowndoctors (73)
- und Ärzte ohne Grenzen (65) mit nur geringen Vertrauensverlusten.
Das Hilfswerk, die Volkshilfe, die Aids-Hilfe und das Haus der Barmherzigkeit müssen ebenso nur wenig Vertrauensverluste hinnehmen, während andere Organisationen aus dem Jugendbereich wie Pro Juventute (24 Punkte Verlust), UNICEF (minus 15 Verlust) und SOS Mitmensch (wegen der Namensähnlichkeit Verlust minus 18 Punkte) von SOS-Kinderdorf mitgerissen werden, aber trotzdem noch im knapp positiven Vertrauensbereich liegen.
Das absolute Schlusslicht sind die SOS-Kinderdörfer, die von einem hohen Vertrauenswert aus dem Vorjahr (plus 65 Punkte) auf einen Vertrauenswert von minus 30 abstürzen.
Kommentare