Neues aus der "Stillstandsrepublik"
"Wenn wir nur lang g’nug tun, als ob nix g’wesen wär, dann is a nix g’wesen." Helmut Qualtingers Zitat stimmt ein in den "Stillstand im Dreivierteltakt", in das neue Buch von Charles Ritterband. Der "Schweizer im Exil", wie sich der langjährige Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) selbst bezeichnet, beobachtet die Geschehnisse in Österreich, dem Land des "Operettenföderalismus", seit 2001.
Lehrreich ist die Lektüre, wenn Ritterband beispielsweise über den "Sie werden sich noch wundern, was alles geht"-Satz von Norbert Hofer räsoniert. Denn: 2003 ließ Thomas Klestil den NZZ-Korrespondenten persönlich bei Tee in der Hofburg wissen, dass er jederzeit die Regierung Schüssel entlassen könne, wenn er wolle.
Erkenntnisreich sind die auf über 200 Seiten gesammelten Kolumnen und Glossen. Denn: Sie fördern zutage, was viele lieber vergessen oder schlichtweg in Vergessenheit geriet.
Erfrischend skurril die Aussagen von Politikern. Von "Richtwert oder Obergrenze", über Andreas Khols Ansinnen, die ÖVP "jünger, moderner und weiblicher" zu machen bis hin zu Eugen Freunds Einschätzungsvermögen. (Der EU-Spitzenkandidat der SPÖ schätzte ein Arbeitergehalt auf 3000 Euro.)
Erschreckend ernüchternd, wie viele Protagonisten sich öffentlich in der Wortwahl vergriffen und, wie oft Konsequenzen ausblieben. An treffenden wie trefflichen Beispielen mangelt es diesem Buch nicht.
Gleichzeitig vermag Ritterband, der stolze Besitzer eines XL-Pudels – der auch für das Buchcover karikiert wurde – die Menschen und Mächte mit ihren Mätzchen zu beschreiben. Zum Schmunzeln bis zum Lachen sind seine Zeilen dann. Michael Pammesbergers Zeichnungen setzen dem die Krone auf. Ein Lachen, das bisweilen auch im Hals stecken bleibt.
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