Neu: Ethikunterricht doch schon ab sechs Jahren

Sebastian Kurz, Heinz-Christian Strache bei einem Ministerrat im Jänner.
Die Regierungsspitze und der Bildungsminister erklären ihre Ethik-Pläne für Unterstufe, Oberstufe und Volksschulen.

Wie im KURIER berichtet, startet ab dem Schuljahr 2020/2021 in den AHS-Oberstufen das neue Schulfach Ethik- für alle, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben. Neu ist, dass im Jahr danach Ethik auch in den Unterstufen und in Volksschulen angeboten wird, wenn auch anfangs nur in einigen Pilotschulen. „Wir wollen schneller zu einem tauglichen Unterrichtsmodell kommen, heißt es dazu aus dem Ministerium.

Worum geht es?

Bildungsminister Heinz Faßmann erklärte die drei großen Themenfelder, die in einem Ethikunterricht behandelt werden sollen.

„Erstens geht es um das Ich und Du, der respektvolle Umgang miteinander, wie Konflikte ausgetragen werden“, so der Minister. „Das zweite Thema ist Wir und die Welt: Wie gehen wir mit der Welt um, warum Nachhaltigkeit, wie steht es um mein Konsumverhalten, und wie sieht die Gerechtigkeit in der Welt aus zwischen dem Norden und dem Süden. Aber auch die Frage, wie geht man mit der Technik um, welche Bedeutung hat die Technologie und wer steuert zum Schluss eigentlich wen?“

Und drittens, so der Bildungsminister, gehe es darum, dass sich die Schüler einen „Überblick“ verschaffen. Konkret nennt Faßmann die Weltreligionen, was sie verbinde und was sie trenne, über philosophische Strömungen und die möglichen Menschenbilder.

Ethikunterricht kommt im Herbst 2020

Was wird konkret unterrichtet?

Derzeit gibt es einen Musterlehrplan, der von der Bundes-Arbeitsgemeinschaft Ethik erstellt wurde. Allerdings können die bereits laufenden Schulversuchsschulen im Rahmen ihrer Autonomie eigene Lehrpläne erstellen, die vom Ministerium genehmigt werden müssen.

Alle Lehrpläne haben jedoch grundsätzliche Werte und Normen, grundsätzliche und alltägliche Fragen des Lebens und Zusammenlebens „in einer menschenrechtsorientierten, demokratischen und gleichberechtigten Gesellschaft“, ethische und moralische Fragen zu Wert des Lebens sowie zu Religion und Religionen zum Inhalt.

Für eine Umsetzung wird eine Lehrplankommission eingesetzt, die einen endgültigen Lehrplan erstellen wird. In dieser arbeiten Expertinnen/Experten verschiedener Fachwissenschaften und Fachdidaktiken. Für die den gesetzlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften entsprechenden Lehrstoffinhalte werden diese ebenfalls in den Diskurs einbezogen.

Wer wird unterrichten?

Grundsätzlich können alle - vom Geografielehrer bis zum Religionslehrer - unterrichten. Eine Empathie für ethische Fragestellungen des Lebens bzw. an das Leben ist wohl vorauszusetzen.  Voraussetzung ist jedenfalls ein gültiges Lehramt.

Teilnehmen können daher alle Lehrkräfte, die eine Lehrbefugnis haben. Benötigt wird aber eine Zusatzausbildung.

Lehrkräfte, die Ethik im Rahmen der Schulversuche unterrichten, müssen eine der Zusatzausbildungen absolviert haben. Unter den unterrichtenden Lehrkräften gibt es sehr viele Religionslehrkräften, die diese Zusatzausbildung absolviert haben und Ethik unterrichten, aber auch viele Lehrkräfte anderer Gegenstände.

Und muslimische Schüler?

„Die Religionsgemeinschaften sind in den Formulierungen der ihre Religion betreffenden Lehrpläne frei und werden eingeladen, ihrerseits mit Inhalten in den Lehrplänen zu reagieren“, heißt es dazu seitens des Ministeriums. Indirekt, so die Hoffnung,  wird der Ethikunterricht dennoch Auswirkungen nach sich ziehen, insbesondere wenn Ethikunterricht womöglich als attraktiver empfunden wird. Von staatlicher Seite kann jedoch kein direkter Einfluss auf die Lehrpläne der gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften ausgeübt werden – außer Lehrstoffinhalte oder Unterricht wären schlicht gesetzwidrig.

Wird Ethik auch ein Matura-Fach?

„Ja, unbedingt!“, heißt es dazu aus Faßmanns Büro.

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