Neos wollen Rechtsanspruch auf ganztägige Kinderbetreuung bis zwölf

"Es sind alle ein bisschen durch", sagt Neos-Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger bei einer Pressekonferenz zum Thema Bildung am Freitag. Grund sei die Überlastung der Lehrkräfte, zudem brauche es dringend eine Reform des Bildungs- und Betreuungssystems in Österreich. Ginge es nach der pinken Parteichefin, müsste sich Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) nicht nur mit Testen und Masken befassen, sondern erklären, wie er sich die Zukunft des Bildungssystems vorstellt.
Grundsätzlich unterstützen die Neos die Implementierung von digitaler Bildung, ein neues Schulfach alleine reiche aber nicht. Meinl-Reisinger wiederholt auch die Neos-Kritik, dass es dafür nicht genügend Ressourcen zur Ausbildung der Lehrer gebe. Zudem fordern die Neos die Umsetzung von sogenannten "autonomen Schulen mit gemeinsamen Lernräumen und individueller Betreuung". Sie können mit dem Konzept einer Gesamtschule verglichen werden. Den Begriff "Gesamtschule" will Meinl-Reisinger aber bewusst vermeiden - das neue Bildungskonzept solle nicht nach "Schema F" diskutiert werden.
Vorbild Schulbuch-Aktion
Ihr Parteikollege, der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, sieht ebenfalls "seit Jahrzehnten Reformstau im Bildungsbereich" und Aufholbedarf. Der Schlüssel zur Lösung der Probleme im Bildungssystem sei "eine große Maßnahme", ähnlich der Schulbuch-Aktion von 1972.
Zentrale Forderungen der Neos sind: ein Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuungsplätze von drei bis zwölf Jahren, ein warmes gesundes Mittagessen und die individuelle Förderung der Kinder. Probleme bei der Umsetzung sieht Meinl-Reisinger hauptsächlich bei den "Betonierern" in den Reihen der ÖVP, die für eine echte Reform nicht bereit seien.
Die Aufteilung der Kinder auf verschiedene Schultypen solle nicht mit zehn sondern erst mit zwölf Jahren erfolgen - noch besser fände man eine Trennung nach dem 14. oder 15. Lebensjahr, aber "für den Anfang wären wir auch mit einer Trennung ab zwölf zufrieden", sagt Meinl-Reisinger.
Mehr Mittel, keine Einmalzahlungen
Wiederkehr, der auf Wiener Landesebene für die Bildung zuständig ist, sieht immer mehr neue Schwierigkeiten im Bildungsbereich, die sich auch durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine verschärfen würden. Er fordert: "Wir müssen das Bildungssystem mit innovativen Ideen entlasten nicht mit Einmalzahlungen."
Seit Kriegsbeginn konnten 1.700 ukrainische Kinder einen Platz in Wiener Schulen bekommen. Zur Betreuung der Kinder benötige man möglichst schnell 40 neue Lehrkräfte, so der Vizebürgermeister. Wiederkehr fordert von der Regierung mehr zusätzliche Mittel, um die Defizite im Bildungssystem angehen zu können.
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