Wirt und Unternehmer Sepp Schellhorn war am Mittwoch mit Meinl-Reisinger unterwegs. Es ging um die Mittelstandstour der Neos, man lud zum zweiten gemeinsamen Termin. Doch in den vergangenen 24 Stunden hatte der frühere Neos-Parlamentarier mit einem „Countdown“ für Aufmerksamkeit gesorgt, der rein gar nichts mit Wirtschaftsthemen zu tun hatte:
Zehn "Reseppte" als "persönliche Erklärung"
Der begabte Kommunikator hatte eine „persönliche Erklärung“ versprochen. Im Politiker-Deutsch bedeutet das: Es wird etwas Großes, eine Kandidatur oder einen Rücktritt geben. Stattdessen lieferte er auf seinen Online-Kanälen zehn Rezepte, die er politisch interpretiert wissen will. Darunter den „Räucheraal“ – in Erinnerung an den „aalglatten Sebastian“.
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Die zehn „Reseppte zur Schräglage der Nation“ waren ein gelungener Beitrag zum Eigenmarketing des findigen Wirts. Doch mit ihnen wiederholt sich ein Muster, das auch bei Ex-Parteichef Matthias Strolz – pikanterweise am selben Tag – zu beobachten war: Das mehr oder weniger subtile Liebäugeln mit der Rückkehr in eine politische Führungsrolle.
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Denn am Mittwoch widersprach der Neos-Gründer den Einschätzungen, wonach seine Zeit in der Politik vorbei sei. „Ja, ich bin ein politischer Kopf, und ich bin noch nicht durch“, sagte Strolz dem Standard. „Es gibt weder einen Zeitplan noch Eile.“ Aber immerhin reife in ihm „eine Bereitschaft“: „Da ist wieder Energie da, ich will mich nicht wegdrehen.“
Ärgerliche Debatte
Es ist kein Geheimnis, dass Beate Meinl-Reisinger die Frage, ob ihr Partei-Promis wie Schellhorn oder Strolz den Platz streitig machen, einigermaßen ärgert. Es gibt Erfüllenderes als das ständige Erklären, wer nun in der Bewegung die Hosen anhat.
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„Die Führungsfrage wird weder von Matthias noch von sonst jemandem in der Partei ernsthaft angezweifelt“, sagt Meinl-Reisinger zum KURIER. Sie selbst sei im ständigen Austausch mit Strolz und nehme ihm die jüngsten Äußerungen nicht übel. Strolz sei ein politischer Kopf. Und sie ganz persönlich habe dessen jüngstes Engagement im Team der Wiener Neos in Sachen Bildung explizit unterstützt.
Und was treibt nun den früheren Salzburger Neos-Boss Schellhorn dazu, „persönliche Erklärungen“ anzukündigen?
„Der Sepp“, so erklärt ein Neos-Insider, „ist eine Marke. Und die wird mit allen modernen Mitteln beworben – auch mit den Logiken der politischen Kommunikation.“ Das gilt im Übrigen auch für Strolz. Denn auch über ihn erzählt man sich in der Partei, dass er neben seinem Musik-Projekt gerade einen Podcast aufgenommen habe – und der könne Aufmerksamkeit gut vertragen.
Parteichefin Meinl-Reisinger kann mit den gelegentlichen Ausritten ihrer pinken Promis mittlerweile halbwegs umgehen. Unter Funktionären ist die Sache offenbar anders. Und so reagiert manch Neos-Mandatar im Parlament mittlerweile durchaus genervt, wenn er oder sie auf Aussagen und Aktionen von Strolz und Schellhorn angesprochen wird.
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