ÖVP verlässt ihr Schlössl, SPÖ-Abschied aus der Löwelstraße verzögert sich

ÖVP verlässt ihr Schlössl, SPÖ-Abschied aus der Löwelstraße verzögert sich
Am Wochenende wurde Umzug der Politischen Akademie bekannt - was steckt dahinter? Warum die Roten nun auch länger in der Innenstadt bleiben.

Keine drei Kilometer Luftlinie voneinander entfernt residierten einst die Akademien von SPÖ und ÖVP in ihren jeweiligen „Schlössern“ in Wien-Meidling. Aus finanziellen Gründen gab das rote Renner-Institut sein feudales Domizil – das Gartenhotel Altmannsdorf – 2017 auf und zog nach Favoriten.

Jetzt zieht auch die Politische Akademie (Polak) der ÖVP aus ihrem Springer-Schlössl aus. Der scheidende Nationalrats- und künftige Polak-Präsident Wolfgang Sobotka und seine Mitarbeiter übersiedeln in die Bundesparteizentrale in der Wiener Innenstadt, wie am Wochenende bekannt wurde.

Der Umzug sei bereits am Laufen und dürfte bald abgeschlossen sein, heißt es aus der Bundespartei. Allerdings bleibt das Areal im Besitz der Partei, wird betont. Da, wo bisher Büros der Verwaltung waren, soll künftig Seminarbetrieb herrschen. Auch Veranstaltungen und Schulungen sollen dort weiterhin stattfinden.

Sparkurs?

Denkbar ist, dass die freigewordenen Räumlichkeiten vermietet werden, um Geld zu lukrieren. Schon jetzt wird beim Springer-Schlössl ein Seminarhotel betrieben.

Auf Nachfrage, ob der Umzug der Politischen Akademie finanzielle Gründe habe, sagt ein Parteisprecher: „Es geht in erster Linie darum, dass die Mitarbeiter nicht mehr im zwölften Bezirk, sondern im ersten und damit näher am politischen Geschehen sein sollen.“

Dass der Umzug – auch – mit einem Sparkurs zu tun hat, ist nicht von der Hand zu weisen: Die ÖVP hat bei der Nationalratswahl 11,2 Prozentpunkte eingebüßt, und das bedeutet auch finanzielle Einbußen. 

Laut Berechnungen von Hubert Sickinger, Experte für Parteienfinanzierung, verliert die ÖVP an jährlichen Förderungen rund sechs Millionen Euro. In Summe fließen künftig nur noch 20,3 Millionen Euro an die ÖVP, ihren Klub und die Politische Akademie – Letztere dürfte rund 600.000 Euro weniger bekommen.

SPÖ-Umzug wird verschoben

Die SPÖ erhält aufgrund des leichten Stimmenzuwachses (an Stimmenanteilen sind die Roten stagniert) künftig etwas höhere Förderungen: 17,3 statt bisher 17 Millionen Euro pro Jahr.

Auch da steht wieder ein Umzug bevor. Erste Gerüchte, wonach die SPÖ den traditionsreichen, aber stark sanierungsbedürftigen Altbau in der Löwelstraße, direkt hinter dem Burgtheater, räumen könnte, gab es schon Ende 2022. Im Sommer 2023 kündigte die Wiener Landespartei dann einen Umzug ins Arbeiterheim Favoriten für 2026 an. 

Der Umzug wird sich etwas verzögern, heißt es am Dienstag auf KURIER-Anfrage. Die Gespräche mit der Bundespartei, die mitübersiedeln wird, liefen noch, das Projektteam arbeite.

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