Nach der Abwahl: Was wird eigentlich aus den Ministerinnen und Minister?

Nach der Abwahl: Was wird eigentlich aus den Ministerinnen und Minister?
Ex-Minister.Fast überfallsartig mussten die ÖVP- und FPÖ-Minister ihre Büros räumen. Was planen sie jetzt?

Der Kontrast sei schon „heftig“, schildert Ex-Bildungsminister Heinz Fassmann den abrupten Abschied von seinem Ministerleben. Von einem Tag auf den anderen geht man von einer „fremdbestimmten Hochfrequenztätigkeit in eine selbstbestimmte Entspannung“. Hatte er manchmal 20 Termine an einem Tag, sortiert der 2,03 Meter-Mann jetzt rund 20 Bücher und 50 Zeitschriften, die er aus dem Ministerium mitnahm, in seine Bibliothek ein.

Nach Pfingsten folgt dann der nächste Schritt zurück in sein altes universitäres Leben: Fassmann gibt an der Uni sein Comeback als Professor. Ein wenig Wehmut schwingt schon mit. Nicht, weil der soziale Status als Minister verloren sei („Der soziale Status ist als Professor ohnehin besser“), sondern weil „viele Projekte im Ministerium in der Pipeline waren“.

Nach der Abwahl: Was wird eigentlich aus den Ministerinnen und Minister?

Drei Buchprojekte

Ähnlich ergeht es auch Ex-Außenministerin Karin Kneissl. „Ich bin nicht traurig, ich bedaure nur, dass ich gewisse Dinge nicht zu Ende führen kann“, sagt die 54-Jährige. Gleich drei Buchprojekte habe sie 2017, als sie auf einem FPÖ-Ticket ins Außenministerium einzog, gestoppt. Diese will sie nun auf ihrem Bauernhof finalisieren. Manche Dinge, wie den Verlust des Dienstautos inklusive Chauffeur, bedauert Kneissl nicht: „Mit dem Zug ist man ohnehin viel schneller in Wien.“

Nach der Abwahl: Was wird eigentlich aus den Ministerinnen und Minister?

Ziemlich zackig abgetaucht nach dem Rücktritt ist Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (legendär ist ihr Sager mit schriller Stimme „Wer schafft die Arbeit?“ im Parlament). Aus den FPÖ-Reihen heißt es, dass sie die Gehaltsfortzahlung annehmen wird und im Herbst, da feiert Hartinger-Klein ihren 60. Geburtstag, in Pension gehen möchte.

Und was machen die beiden Quereinsteiger aus der Wirtschaft, Ex-ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger, der für wenige Tage sogar Bundeskanzler war, und Ex-ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck? Schramböck soll als ÖVP-Tirol-Spitzenkandidatin in den Wahlkampf ziehen. Löger wird einen Kroatien-Urlaub absolvieren und sich dann dem Umbau seines Ferienhauses in der Steiermark widmen. Auch im Wahlkampf soll der Ex-Finanzminister mitmischen – konkretere Pläne gibt es aber noch nicht.

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Fünf werden Abgeordnete

Nach der Abwahl: Was wird eigentlich aus den Ministerinnen und Minister?

Die ÖVP-Minister Juliane Bogner-Strauß, Justizminister Josef Moser und Umweltministerin Elisabeth Köstinger stehen vor einer Rückkehr in die Legislative. Sie haben ein Rückkehrrecht auf jene Mandate, die sie nach der Angelobung als Minister zurückgelegt haben. Altbundeskanzler Sebastian Kurz hat bekanntlich auf sein Mandat verzichtet. Ex-Staatssekretärin Karoline Edtstadler lebt sich gerade im EU-Parlament ein.

Auch von der FPÖ gehen zwei Ex-Minister ins Parlament und einer in den Landtag. Norbert Hofer und Herbert Kickl teilen sich die FPÖ-Klubführung im Parlament. Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek hat den Job des blauen Klubchefs im steirischen Landtag wieder aufgenommen. Für den Steirer kommt die Heimkehr zum richtigen Zeitpunkt. Ende Juli wird Kunasek zum ersten Mal Vater und im August steht der Einzug ins neue Eigenheim bevor: „Meine Frau ist sehr glücklich, dass ich jetzt nicht mehr nach Wien pendeln muss.“

Am Tag der Regierungsabwahl im Parlament scherzte Ex-ÖVP-Kulturminister Gernot Blümel, dass er „historische Tage eigentlich mag“. Tatsache ist aber, dass der Türkise aus Wien weder ein Mandat im Parlament noch im Wiener Landtag hat: „Ich werde im Sommer eine Tour durch die Wiener Bezirke unternehmen“, so Blümel. Ab Herbst stehe er dann wieder in den Startlöchern für den Ministerjob.

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