Minister-Duell um die Fischer-Nachfolge?
In seinen zehn Jahren als Bundespräsident hat Heinz Fischer dem, was von ihm zu erwarten war, voll entsprochen: Er legte eine tadellose Amtsführung hin. Zu seinem Markenzeichen wurde die Waage-Bewegung der Hände, bezeichnend für sein Streben nach Ausgleich und Harmonie. Fischer interpretiert das Amt in der Tradition von Vorgängern wie Rudolf Kirchschläger oder Adolf Schärf. Er wirkt im Hintergrund, mimt nach außen nicht den starken Mann und verzichtet auf jedweden Glamour.
Wer wird Fischer in zwei Jahren nachfolgen? Im Frühjahr 2016 wird ein neuer Bundespräsident gewählt, einige potenzielle Kandidaten kristallisieren sich bereits heraus.
In der SPÖ deutet derzeit alles auf Sozialminister Rudolf Hundstorfer hin. Die ursprüngliche Favoritin, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, muss ihre Kräfte auf ihre Gesundheit konzentrieren und scheidet aus. Hundstorfer verfügt zwar über wenig außenpolitische Erfahrung, als geschulter Sozialpartner jedoch über umso mehr Kompetenz im politischen Ausgleich. Zudem bringt der Sozialminister den Empathie-Aspekt ein, der im Amt des Bundespräsidenten immer wichtiger wird.
SPÖ-intern ist zu hören, auch Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl hege Ambitionen auf die Hofburg.
Aus den Reihen der ÖVP werden mehrere Namen kolportiert. Zu den Top-Favoriten für eine Bundespräsidenten-Kandidatur zählt Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter. Der Tiroler beweist eine beachtliche politische Breite: Er schwört auf das Herz Jesu, nennt Bruno Kreisky sein politisches Vorbild und sendet liberale (Adoptionsrecht für Homosexuelle) und grüne Signale aus. Rupprechter gilt als Lieblingskandidat der "Westachse".
Bei Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll scheiden sich die Auguren. Die einen sind überzeugt, dass er für die Hofburg kandidieren wird. Die anderen glauben, dass er zwar damit liebäugelt, es aber letztlich nicht tun wird. Pröll selbst sagte zu dem Thema zuletzt, dass er nicht antreten werde, und dass man das Amt des Bundespräsidenten einsparen könne.
Als potenzieller Anwärter für die Hofburg wird auch Othmar Karas genannt. Er hat der ÖVP bei der EU-Wahl im Mai den ersten Platz gerettet. Karas genießt Sympathien weit über die ÖVP hinaus, bei Sozialdemokraten, Grünen und Neos.
Aus den Oppositionsparteien sind noch keine Namen zu hören. Möglich, dass sie sich diese Kosten sparen. Für die Hofburg-Wahl gibt es keine öffentliche Förderung.
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