Ohne Basis
Grubesa selbst lässt die Kritik unbeeindruckt an sich abperlen. Deutsch sei kein gewähltes Mitglied der Wahlkommission, er äußere demnach nicht mehr als eine Privatmeinung. Und im Übrigen gebe es für seine Behauptungen „keine rechtliche Basis“.
Unabhängig davon, wer im Streit um die Transparenz bei der SPÖ-Mitgliederbefragung nun die Oberhand behält, fragt man sich: Wer ist diese Frau, die in der Löwelstraße für derartigen Furor sorgt?
Zunächst ist festzuhalten: In der Frage, wer Parteichefin oder -chef der SPÖ sein soll, ist die Obersteirerin sehr klar zu verorten, nämlich: im Lager von Hans Peter Doskozil.
Dass Grubesa die Lebensgefährtin von Doskozils Vertrautem Max Lercher ist, reicht Kritikern aus, um ihr Tun vollumfänglich zu erklären. Die 34-Jährige selbst sieht darin freilich das erste schwere Foul. „Ich bin Feministin“, sagt sie zum KURIER. Und dass man sie als Politikerin über ihr Privatleben definiere, „das beleidigt mich in meiner Intelligenz“.
Salzkammergut
Faktum ist: Grubesa war die Politik nicht in die Wiege gelegt. Sozialisiert im Salzkammergut, spricht die Tochter bosnischer Kroaten nicht nur Steirisch, sondern auch die Sprache der Eltern fließend. In die Politik gebracht haben sie letztlich die Bedürfnisse der lokalen Jugend.
„Wir haben Heavy Metal-Konzerte und antifaschistische Veranstaltungen organisiert und mit Punsch-Ständen Spenden für die Volkshilfe gesammelt.“
Irgendwann sei der SPÖ-Bürgermeister auf die junge Truppe aufmerksam geworden, man gründete eine Sozialistische Jugend.
Zuerst in Bad Aussee, dann für den Bezirk. Ab diesem Moment war ein kleines Budget da, mit dem man arbeiten konnte.
Und irgendwann war Grubesa landesweite Jugendkandidatin für den Landtag, in den sie 2015 auch für die SPÖ einzog.
Das in Salzburg begonnene Jus-Studium hat seither weitgehend Pause – es war mit dem Wahlkampf nicht vereinbar.
Vereinbarkeit
Als SPÖ-Bildungssprecherin im Landtag hat sich die zweifache Mutter seither unter anderem den Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Job verschrieben.
So hat man zuletzt mit der Landeshauptmann-Partei eine soziale Staffelung für die Betreuungskosten der Unter-3-Jährigen vereinbart.
In ihrer obersteirischen Heimat kämpft Grubesa für den Ausbau des Breitbandnetzes genauso wie für den Ausbau von Notschlafstellen für missbrauchte Frauen. Manchem Bezirksfunktionär zeigt die Abgeordnete zu wenig Präsenz im Bezirk; auch sei nicht allen klar, wofür die SPÖ in ihrem Bezirk stehe.
Ist Grubesa eine streitbare Politikerin? Durchaus.
„Die Michi weiß ganz genau, was sie will. Sie argumentiert in Diskussionen mitunter sehr hart“, sagt Mario Lindner, Nationalratsmandatar und Chef von Grubesas Bezirks- und Regionalpartei. „Wenn die Mehrheit am Ende aber anderer Meinung ist, akzeptiert sie das anstandslos.“
Das entspricht auch durchaus dem Selbstbild der Genossin: „Ich bin niemand, der alles ohne Diskussionen einfach so hinnimmt.“
Für Gegner wie Christian Deutsch muss das wie eine böse Drohung klingen.
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