Aber es kulminierte hier nicht nur der Jung-Alt-, sondern auch der Rechts-Links-Konflikt. Rechte, die den „linken Staatsfunk“ und den belehrenden, moralisierenden Ton mancher Elitenvertreter schon lange kritisieren, konnten ein Exempel statuieren und heizten die Empörung an: das übliche giftige Schema der sozialen Medien. Aber vielleicht hat auch das gute Seiten: Dafür ist die Zahl der Wirtshausschlägereien, an die sich die Ur-Oma/Opa-Generation noch lebhaft erinnern kann, zurückgegangen.
Die „Millennials“ sind bisher politisch eher unauffällig und gelten als bequeme Stubenhocker: Freunde und Familie stehen höher im Kurs als Leistung und Aufstieg, sagen die Jugendstudien. „Work-life-balance“ hat Priorität. Was kein Wunder ist: Nur Kinder einer extremen Wohlstandsgesellschaft können sich Postmaterialismus leisten. Plus eine Prise modischen Zukunftspessimismus: Die Eltern materiell zu überflügeln ist in Niedrigzinszeiten, wo der Mittelstand kein Vermögen aufbauen kann und die Immobilienpreise explodieren, schwer geworden. Wen man dafür verantwortlich machen kann? Richtig, die Vorgängergeneration, die quasi im Begriff ist, den Planeten zu verjausnen.
Allerdings ist der Öko-Footprint der Streaming-, Smartphone- und Vielreise-Generation um ein Vielfaches höher, als der ihrer Eltern/Großeltern im selben Alter. („No-Waste-Küche“ hieß damals Restlessen, und statt mit dem Flieger quer durch die Welt zu jetten, trampte man oder reiste mit dem Interrail-Bahnpass. Greta hätte ihre Freude.)
Andererseits ist es ein positives Zeichen, wenn die Enkel eigene Wege gehen. Den Alten muss man dabei weder Verstand noch eine eigene Empörungskultur absprechen. So hat 2010 der damals 93-jährige Stephane Hessel „Empört euch“ – bezogen auf die Finanzkrise – geschrieben. Schon vergessen? Und erinnern Sie sich an die (schon verstorbene) „Wutoma“? Die Rauriser Wirtin regte sich beim ORF-Sommergespräch 2014 mit Reinhold Mitterlehner (zu Recht) über Bürokratieschikanen und hohe Steuern auf. Später marschierten die „Omas gegen rechts“, um gegen Türkis-Blau zu demonstrieren. Und ein bisschen auch gegen den jungen Mann an der Spitze der Regierung.
Schon bei seinem ersten Auftreten in der Spitzenpolitik 2011 hatte der damals blutjunge Sebastian Kurz Skepsis bei „alten weißen Männern“ ausgelöst, um ein weiteres Klischee zu strapazieren. Aber bei der heurigen Nationalratswahl punktete der Bald-wieder-Kanzler besonders bei der Generation 60 plus. Manche Alt68er, mit dem Schlachtruf „Trau keinem über 30“ aufgewachsen, misstrauen dennoch dem höflichen, pragmatischen jungen Mann mit seiner gleichaltrigen „Ritterrunde“. Hören wahrscheinlich alle Helene Fischer statt „The Who“! (Gestern wieder einmal, forever young, auf 3Sat mit „My Generation“: macht nach wie vor „atemlos“.)
So jung und so weiblich wie noch nie ist die nächste Regierung. Das ist positiv (vor allem in einem konservativen Land, wo man Frauen noch immer weniger zutraut). Eine neue erfolgreiche und gut ausgebildete Generation übernimmt die Schalthebel der Macht. Sie wird die Expertise der (älteren) Sektionschefs und Experten beiderlei Geschlechts brauchen, will sie erfolgreich sein. Denn in Wahrheit sind gemischte Teams am besten. Und Großväter und Großmütter lieben die Enkel mit all ihren Schwächen uneingeschränkt. Soll man nie vergessen.
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