Neue Reisewarnung für die Balearen: "Ballermann ist der beste Freund des Coronavirus"

Neue Reisewarnung für die Balearen: "Ballermann ist der beste Freund des Coronavirus"
Rückkehrer brauchen ab Montag negativen PCR-Test oder müssen in Quarantäne. Zudem helfen 1.300 Polizisten und Soldaten bei Kontrollen.

Kanzler Sebastian Kurz lud heute Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer zu einer Besprechung ins Bundeskanzleramt. Thema waren die steigenden Corona-Zahlen. Die größte Gruppe der Infizierten ist derzeit jene der Reiserückkehrer. Für Kroatien gilt bereits eine Reisewarnung.

Bei einem anschließenden Pressegespräch verkündete Kanzler Kurz: Ab Montag gilt eine Reisewarnung auch für die Balearen - dazu gehören die Tourismushochburgen Mallorca und Ibiza.

Bundeskanzler Kurz zur Balearen-Reisewarnung: "Wer nach Montag zurückkehrt, ist verpflichtet sich testen zu lassen"

Wer ab Montag bei der Einreise von den Balearischen Inseln keinen negativen PCR-Test vorweisen kann, für den gelten dieselben Bestimmung wie für die schon bestehenden Risikogebiete: Ohne Test muss man sich in zehntägige Heimquarantäne begeben und dort innerhalb von 48 Stunden einen Corona-Test veranlassen. Ist dieser negativ, darf man die Quarantäne verlassen.

Zudem sollen die Grenzkontrollen intensiviert werden - dafür stehen 500 Polizisten und 800 Soldaten zur Verfügung.

Bundeskanzler Kurz: "... es ist dringend notwendig die Grenzkontrollen zu intensivieren."

Verstärkt werden sollen auch die Drive-In-Teststationen, die es seit März gibt. Der Kanzler bittet Reiserückkehrer: "Nutzen Sie die Möglichkeit, direkt am Flughafen gratis ihren Test machen zu lassen, selbst, wenn sie keine Symptome verspüren."

Neue Reisewarnung für die Balearen: "Ballermann ist der beste Freund des Coronavirus"

Für Festland-Spanien gelten diese strengen Einreisebestimmungen bereits seit 10. August. Lediglich die Kanarischen Inseln sind vorerst nicht von diesen Maßnahmen betroffen. Man behalte die Lage aber im Auge, sagte Gesundheitsminister Anschober.

Auf den Balearischen Inseln gab es am Dienstag 1.545 aktive Virusfälle (bei 2,15 Mio. Einwohnern), auf den Kanarischen Inseln waren es 1.113 aktive Fälle (bei 1,2 Mio. Einwohnern).

Wie viele Österreicher sich aktuell auf den Balearen befinden, ist nicht bekannt.

Anschober sieht "Trendwende" zu höheren Zahlen

"Wir erleben in ganz Europa die spürbare Erhöhung der Zahlen", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Er sieht nun eine "Trendwende", die Infektionszahlen steigen überall in Europa. Besorgniserregend sei besonders die Situation in Spanien.

In Österreich liege man in den vergangenen 24 Stunden bei 286 Neuinfektionen. Einen sprunghaften Anstieg habe es zuletzt bei Rückkehrern aus Kroatien gegeben.

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Das Durchschnittsalter liege bei 23,5 Jahren. Mehr als zwei Drittel der Neuinfizierten seien junge Männer. "Ich kriege relativ viele Berichte von Strandpartys", sagte Anschober. "Es gibt offensichtlich unter jungen Menschen einen kleinen Teil, der dieses Risikobewusstsein noch stärker entwickeln muss, um das höflich zu beschreiben." Er betonte: "Wir müssen diese Verantwortung gemeinsam tragen."

Junge am stärksten betroffen

An (junge) Urlauber appelliert er: "Der Ballermann ist der beste Freund des Coronavirus." Je dichter man beisammen sei, je mehr gefeiert werde, desto schwieriger sei die Situation. Er sagt aber auch: "Ja, freuen wir uns über den Sommer, aber seien wir weiter vorsichtig."

In Wien sei die Gruppe der 15- bis 25-Jährigen derzeit Nummer eins, sagte Anschober. "Das kann schon ein Verhaltensthema sein." Und er appellierte wieder an sie: "Ich bin als Träger verantwortlich für die Gesundheit meines Umfelds."

Hier hakte Kanzler Kurz ein: Derzeit sei die Gruppe der Infizierten noch überschaubar. Aber: Jüngere Menschen könnten das Virus in heikle Bereiche wie Altersheime einschleppen. "Ab einer gewissen Zahl kippt die Situation, und dann wird auch das Contact Tracing verdammt schwer."

Gratis-Testangebot für Rückkehrer

Für Reiserückkehrer aus Kroatien gibt es noch bis Freitag ein Gratis-Testangebot, das man unter der Nummer 1450 anfordern kann. Man erhält dann einen Termin für eine Drive-In-Station - diese gibt es in allen Bundesländern. 7.000 Personen haben sich dafür bereits angemeldet. Getestet wird auch ohne Symptome.

Ein ähnliches Angebot soll es für Rückkehrer von den Balearen geben. Details werden morgen, Mittwoch, verkündet.

"Kontrolldruck wird erhöht"

Schon in den vergangenen Tagen wurden an den Grenzen immer mehr Stichproben durchgeführt, gestern gab es laut Anschober rund 41.000 Kontrollen.

Verstärkt werden nun die Grenzkontrollen vor allem in Richtung Kärnten und Tirol, sagte Innenminister Karl Nehammer - dafür seien die 500 zusätzlichen Polizisten da. Die Kontrollen befinden sich im grenznahen Bereich, also im Hinterland.
 

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Die Polizei arbeitet dort mit den Gesundheitsbehörden zusammen: Die Polizei nimmt die Daten auf, die Gesundheitsbehörden prüft die vorgelegten PCR-Tests und verhängt Quarantäne-Maßnahmen.

Eine Million Polizei-Kontrollen habe es bisher gegeben - es gelte jetzt, den "Kontrolldruck" zu erhöhen. "Damit die Menschen sehen, dass das, was angeordnet wird, auch tatsächlich gilt."

Derzeit seien mehr als 20.000 Personen in Quarantäne, auch hier prüfe die Polizei. "Es ist kein Kavaliersdelikt, die Quarantäne zu durchbrechen", sagt Nehammer. Bis zu 1.400 Euro beträgt die Geldstrafe, wenn man nicht infiziert ist. Ist man infiziert, greife das Strafrecht.

Angst vor finanziellem Ruin in Spanien

Die Spanier selbst fürchten nicht nur das Virus, sondern auch den wirtschaftlichen Schaden. „Ich schätze, dass hier in spätestens zehn Tagen alles leer sein wird“, klagte ein Hotelier an der Playa de Palma. Die Auslastung der Hotels liegt in Mallorca derzeit bei rund 50 Prozent.

Wenn die Deutschen und Österreicher ausbleiben, befürchten viele nach Ende der desaströsen Saison, die erst im Juli startete, im Winter den finanziellen Ruin. Auf den Balearen entfallen  35 Prozent der Wirtschaftsleistung auf den Tourismus.

Dabei hatte die Linksregierung der Balearen die Maßnahmen zuletzt immer weiter verschärft: Auf den Straßen herrscht seit dem 13. Juli Maskenpflicht, bei Verstößen drohen 100 Euro Strafe. Bars, Diskotheken und Nachtklubs für mehr als 300 Gäste sind geschlossen. In kleineren Bars ist um ein Uhr Sperrstunde. Seit Dienstag sind Poolpartys verboten, Partyboote dürfen keine Gäste an Bord nehmen.

Kärnten mit neuen Maßnahmen teilweise zufrieden

Teilweise zufrieden ist Kärntens Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) mit den angekündigten Verstärkungen der Kontrollen durch die Bundesregierung. "Was die Personalsituation betrifft, bin ich zufrieden, aber ich vermisse nach wie vor eine einheitliche Vorgangsweise", sagte Prettner Dienstagabend auf Anfrage der APA.

Vergangene Woche habe sie mehr Personal für die Gesundheitskontrollen verlangt und gerade einmal zehn Personen zugesagt bekommen, so Prettner, die derzeit die Regierungsgeschäfte in Kärnten führt. Ein einheitliches Grenzmanagement, wie von ihr gefordert, gebe es aber weiterhin nicht. Sie hätte eine genaue Richtlinie bevorzugt, "so müssen wir wieder selbst entscheiden, welche Übergänge wir wie behandeln".

Vorerst sei einmal angedacht, neben dem Grenzübergang Karawankentunnel auch am Loiblpass und auf der Südautobahn bei der Grenze zu Italien zumindest von Freitag bis Montag 24 Stunden täglich Kontrollen durchzuführen. Die Details dazu und die Frage, wie man mit den kleineren Grenzübergängen umgehen werde, soll bei einer Koordinationssitzung am Mittwoch mit Polizei, Bundesheer und den Bezirkshauptmannschaften besprochen werden.

Die steirische Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) meinte zu den Vorgaben der Bundesregierung, auch in der Steiermark sei der Trend erkennbar, dass vermehrt Reiserückkehrer von Neuinfektionen betroffen seien. "Daher haben wir rasch reagiert und bieten noch bis Freitag nach Voranmeldung bei 1450 freiwillige Screenings für Reiserückkehrer aus Kroatien in sämtlichen Drive-Ins der Steiermark an."

An den Grenzen würden bereits intensive Kontrollen durch die Polizei, die Gesundheitsbehörden und das Bundesheer, das unterstützend tätig sei, durchgeführt, diese sollen in den kommenden Tagen noch verstärkt werden.

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