Willkommen, bienvenue, welcome – nicht im Kabarett, sondern im Jahr 2020. Wobei die Chance, dass dieses kabarettistisch wird, durchaus gegeben ist.
2020, was für eine Zahl. Kommt alle tausend Jahre vor, so etwas Ähnliches. Die Zeit widmete zuletzt dem Jahr 1010 einen Schwerpunkt und versuchte aus dem Leben von damals Erkenntnisse für heute abzuleiten. Damals wie heute ging es vielen Menschen ums blanke Überleben. Erfindungen für den Ackerbau sollten sich erst später durchsetzen. Glyphosat war kein Thema.
Vor allem beschäftigte, wie der Historiker Achatz von Müller betont, die Menschen eine Frage: Was wird aus mir vor Gott? Scheint heute, zumindest in Mitteleuropa, nicht mehr das brennendste Thema zu sein.
Da wir nun nicht die geringste Ahnung haben, was 3030 sein wird – Was essen wir, falls wir überhaupt noch essen? Woran glauben wir außer an das Nichts? Schauen wir noch fern, und wenn, wohin? – da wir also keine Langzeitpropheten sind, bleiben wir lieber in unserem Jahrtausend. Was kommt auf uns im neuen Jahr zu?
Zunächst einmal, schon heute um 11.15 Uhr, ein Neujahrskonzert mit einem Schwerpunkt zu Ludwig van Beethoven. Der ist, weil vor 250 Jahren geboren, Jahresregent. Und immer wieder gut für die Bemerkung,
dass Österreich der Welt stets weismachen wolle, dass Beethoven Österreicher und Hitler Deutscher sei.
Die Restln vom Buffet
Wenn alles eintrifft wie geplant, dann gibt es schon am Abend die endgültige Einigung auf ein türkis-grünes Regierungsprogramm. Manch Inhaltliches und auch Personelles ist bereits bekannt, ein Bereich jedoch zumindest bisher völlig unterbelichtet: die Kultur. Wir gelten jenseits der Grenzen als Kulturnation, sehen uns auch innerhalb dieser gerne so, tun aber viel zu wenig dafür.
Gut möglich, dass bei den Koalitionsverhandlungen tage- und nächtelang über Schwerpunktsetzungen im Kulturbereich diskutiert wurde. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass es sich verhielt wie am Silvesterbuffet, bei dem jeder zugreift und am Ende zwei Shrimps übrig bleiben: Wer will die, ehe wir abräumen?
Dafür ist nach der Schlacht am Buffet bemerkenswert, dass Türkis fürderhin für alle Bildungsagenden zuständig sein wird (obwohl Schüler und Studenten primär grüne Zielgruppe sind) und die Grünen für Soziales (obwohl Pensionisten, naja . . .)
Freuen darf man sich im Kulturbereich auf die neue Direktion der Staatsoper ab September. Und eventuell sogar auf das 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele.
Eine Hoffnung für 2020: mehr zuhören, andere Meinungen gelten lassen. Wenn Türkis-Grün es miteinander versuchen, können wir es im Kleinen auch. Prosit!
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