„Laptops sind auch nur Werkzeuge“

Georg hat aus Kartoffeln einen Joystick für ein PC-Spiel gebastelt
Schon seit 20 Jahren hat eine Zwettler Mittelschule einen Digitalschwerpunkt – und viel Erfahrung

Das Waldviertel ist ein Paradies für Kenner regionaler Köstlichkeiten. Als besonderes Geschenk der Natur wächst hier der Waldviertler Erdapfel. Drei besonders schöne Exemplare hatte sich der 12-jährige Georg aus Zwettl vom Kantinenchef seiner Schule besorgt, um seine Kollegen vom „Kreativteam“ zu überraschen.

Die Überraschung war dann auch groß, denn Georg benötigte weder Gries noch Salz, seine Vorstellung waren eben nicht schmackhafte Waldviertler Erdäpfelknödel. Stattdessen schloss er die Knollengewächse an Kupferkabel und einen Mini-Prozessor an, den er wiederum an seinen Computer anschloss, er schrieb ein paar Zeilen Code, und schon fungierten die Erdäpfel als Eingabegerät für ein PC-Spiel – wie ein Steuerknüppel.

Willkommen an der Privaten Neuen Mittelschule in Zwettl! Die Schulbetreiber – Ordensfrauen der Franziskanerinnen, einem Orden mit Wurzeln im 13. Jahrhundert – haben sich schon vor zwanzig Jahren von Direktor Gerhard Uitz überzeugen lassen, das digitale Zeitalter hier in Zwettl einzuläuten.

Alle Klassen sind hier Laptopklassen, jede Schülerin und jeder Schüler hat einen. Digitale Bildung ist ein Pflichtfach ab der ersten, es gibt Informatik als auch „Kreative Informatik“, Mediendesign mit Flugdrohnen, Lego-Roboter, Scratch und Minecraft zum Reinschnuppern in die Programmierwelt. Natürlich vermitteln die Lehrerinnen und Lehrer auch einen kritischen Umgang mit Facebook, Youtube und den anderen „Sozialen Medien“, und wie man seine Privatsphäre schützt.

 

„Laptops sind auch nur Werkzeuge“

Laptops mit Touchscreen werden in jedem Fach verwendet

Stundenpläne, Mitteilungshefte, Entschuldigungen schreiben, Sprechstunden ausmachen – alles geht hier übers Internet. Das Hausübungsheft vom Hund zerfetzt? – Geht nicht, sagt Direktor Uitz. „Hausübungen werden in die Cloud hochgeladen und auf dem Schulserver gespeichert.“

Dass schon vor zwanzig Jahren auf die Digitalisierung gesetzt wurde, sei ein bisschen auch Zufall gewesen, erzählt Uitz. Es habe damals in Zwettl bereits eine Hauptschule mit einem Sportschwerpunkt und eine mit einem Musikschwerpunkt gegeben. Das Internet war damals, 1998, gerade einmal acht Jahre alt, und ließ die Möglichkeiten von heute nur erahnen. „Es hat damals gleich funktioniert, die Nachfrage ist groß, bis heute“, erzählt der Direktor.

Sein Kollege Martin Stadler ist heute der eigentliche digitale Experte. „Wir haben eine großen Vorteil, einfach weil wir schon soviel erprobt haben, was gut geht und was eher nicht funktioniert“, erklärt Stadler. Tablets etwa würde er nicht empfehlen, die Möglichkeiten seien eingeschränkt. Das Gerät der Wahl sei derzeit ein rund 650 Euro teurer Laptop mit Touchscreen. Der kann privat erworben werden, oder per Einkaufsgemeinschaft über die Schule. „Wir sind eine Privatschule und können das von den Eltern verlangen“, erklärt Uitz. Die Schule wurde von als einzige Mittelschule in Österreich als „showcase school“ vom Softwaregiganten Microsoft ausgezeichnet – als Vorbild, weil sie so gut sind. Natürlich sind sie auch eine „eEducation Austria Expert School“ des Bildungsministeriums.

 

„Laptops sind auch nur Werkzeuge“

Bei Mädchen ist die „kreative Informatik“ besonders beliebt

Und wie anders sieht der Unterricht aus? Beim Lokalaugenschein des KURIER durch alle Klassen wird klar, dass die Digitalisierung des Unterrichts quer durch alle Fächer geht. Die Digitalisierung hat ermöglicht, dass die kleine Zwettler Schule mit dem Rest der Welt voll vernetzt ist. Ein Vortrag kann da auch per Videostream von einem anderen Kontinent studiert werden.

„Eine weitere Stärke der Digitalisierung ist, dass der Unterricht einfach individualisiert werden kann, jeder nach seinen Begabungen optimal gefördert wird. Und Computer werden beim Wiederholen von Vokabeln oder Mathebeispielen auch nicht ungeduldig“, sagt Stadler.

Das alles bedeutet aber nicht, dass die Schüler keine Bücher aufschlagen oder Stifte und Zirkel mehr verwenden müssen, das bleibt Teil des Unterrichts. „Unsere Philosophie ist: Wir brauchen beides. Unser Ziel ist es , den Schülern beizubringen, wie man mit dem neuen Werkzeug Computer richtig umgeht – um im künftigen Leben bestehen zu können, aber auch für erfolgreiches Lernen.“

Crashkurs Digitale Schule:

Tipps und Links. Martin Stadler, Digital-Experte der PNMS Zwettl, hat für den KURIER ein paar (kostenfreie) Tools und Plattformen zur Unterstützung des digitalisierten Unterrichts zusammengestellt.

  • Wiederholungen mit Quizzes wie Kahoot www.kahoot.com, Quizzes quizizz.com, Socrative www.socrative.com, oder Forms (Microsoft Office 365,  Online Umfragetool).
  • Lerntools unterstützen Lern- und Lehrprozesse mit interaktiven, multimedialen Bausteinen für verschiedene Fächer  , z.B.:Learning Apps: learningapps.org Dann  das Lernkarteikartenspiel Quizlet quizlet.com/de
  • Zur Organisation: OneNote (Microsoft); Englisch-Lernplattform e-Zone: www.helbling-ezone.com; Sway (einfaches Präsentationstool); Geogebra (Mix aus GEOmetrie und alGEBRA) www.geogebra.org ;            
  • Informatikunterricht:Hour of Code: spielerisches Programmieren;  hourofcode.com/de; Code Monkey: www.playcodemonkey.com;
  • Digi Komp8: https://digikomp.at/index.php?id=565&L=0 – fertig ausgearbeitete Unterrichtsbeispiele;
  • Übungen für Digi.Check – Nachweis digitaler Fertigkeiten für die 8. Schulstufe; und Scratch scratch.mit.edu, eine Einführung ins Programmieren .
  •  Zuletzt noch für Geographie Maps maps.google.com und Google Earth earth.google.com

 

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