KV-Verhandlungen: Heißer Herbst oder lauer Altweibersommer?

THEMENBILD: METALLER KOLLEKTIVVERHANDLUNG 2. RUNDE
Erstmals trafen sich Hunderte KV-Verhandler, um sich auf die anstehenden Herbstlohnrunden vorzubereiten.

Nach dem oft beklagten "Drüberfahren" der Bundesregierung beim 12-Stunden-Tag hat die Gewerkschaft wiederholt einen "heißen Herbst" angekündigt - und jetzt wird sich bald zeigen, wie heiß er wirklich wird. Denn diese Woche hat es sozialpartnerschaftlich in sich:

  • Am Mittwoch treffen auf Einladung von Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck (ÖVP) Regierung, Sozialpartner und AMS zum Jobgipfel zusammen.
  • Ebenfalls am Mittwoch übermittelt die Metaller-Gewerkschaft ihre Forderungen für die Kollektivvertragsverhandlungen an die Arbeitgeber.
  • Die Metaller eröffnen nämlich am Donnerstag die Herbstlohnrunden - sie bestimmen traditionell den Richtwert für alle weiteren Branchen.
  • Und um diese Herbstlohnrunden vorzubereiten, treffen sich bereits heute, Dienstag, rund 800 Vertreter aller Teilgewerkschaften in Wien.

Wobei das Vorbereitungstreffen der Arbeitnehmer in dieser Form erstmals stattfindet. Es soll der gemeinsamen Positionierung für die anstehenden Lohnverhandlungen dienen, das ausgegebene Motto "Miteinander weiterkämpfen" weist bereits auf das große Thema der Arbeitnehmer-Vertreter hin: die verhasste Novelle des Arbeitszeitgesetzes, mit der sich die Gewerkschafter nach wie vor nicht abfinden wollen - und werden, wie ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian in seiner Eröffnungsrede der Tagung unter tosendem Applaus ankündigte.

"Wir stimmen uns ab, wie wir mit dem Arbeitszeitgesetz in den jeweiligen Branchen umgehen", legte Katzian den inhaltlichen Fokus fest. Zwar werde in den einzelnen Branchen verhandelt, "aber wir haben gemeinsame Ziele. Wir leben Solidarität und das zeigen wir heute hier auf. Das Gesetz sei ein "Diktat zugunsten der Arbeitgeber", versprochene Dinge stünden nicht drin, ein Interessensausgleich finde nicht statt.

Streik ist eine Option

Dass die Gewerkschaft bereit sei, bis zum Äußersten zu gehen - also zu streiken -, hatte Katzian auch im Ö1-Morgenjournal am Dienstag klargemacht. Aber auch, dass der Arbeitskampf nur sehr vorsichtig eingesetzt werden dürfe. Die Arbeitnehmer scheinen also nicht von Beginn an auf Eskalation setzen zu wollen.

Ihre Forderungen wollen sie aber ungeachtet dessen vehement vertreten, und die bergen einiges Konfliktpotenzial. Klar ist: Die Gewerkschaft wird darauf pochen, die von der Regierung im Zuge der Arbeitszeitflexibilisierung angekündigten Vorteile für die Arbeitnehmer jetzt auch einzufordern - Stichwort Viertagewoche. Diese sei zwar in vielen Kollektivverträgen bereits verankert, viele Unternehmen hätten sie jedoch nicht umgesetzt, so Katzian. Jetzt wolle man "in allen Kollektivverträgen einen Rechtsanspruch darauf", stellt der oberste Gewerkschafter klar.

Auch über - von den Arbeitnehmern selbstbestimmte - Freizeitblöcke sowie über die sechste Urlaubswoche werde zu sprechen sein. Selbiges war auch von anderen Gewerkschaftsvertretern im Vorfeld der Tagung zu hören. Ebenso wie die Ankündigung, dass die Metaller wohl mit der Forderung nach einer Lohnerhöhung von über vier Prozent in die Verhandlungen gehen werden. Sie kalkulieren für das kommende Jahr mit einer Inflation von 2,1 Prozent sowie einem Wirtschaftswachstum im Bereich von drei bis 3,2 Prozent.

Im vergangenen Jahr hatten die Metaller vier Prozent Lohnerhöhung gefordert und nach sechs langen Verhandlungsnächten sowie einem Streikbeschluss am Ende drei Prozent bekommen. Dieses Jahr könnte es nicht beim Beschluss bleiben.

 

 

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