Kurz in Slowenien: Handshake trotz Corona

Bundeskanzler Kurz mit dem slowenischen Premier Jansa
Erster bilateraler Auslandsbesuch seit Beginn der Pandemie. Am Rande der Visite kündigte der Kanzler an: Après-Ski werde es heuer "so nicht geben".

Seine erste Auslandsreise seit sechs Monaten startete mit einer Schrecksekunde für Sebastian Kurz. Janez Janša streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen. Einschlagen oder nicht? Der Kanzler zögerte kurz, der slowenische Ministerpräsident flüsterte ihm zu, dass das slowenische Protokoll dies so vorsehe. Also schlug Kurz dann doch ein.

Der Bundeskanzler am ersten Staatsbesuch seit einem halben Jahr

Wissend, dass diese Geste für Diskussionen sorgen werde, erklärte er sich danach so: "Unsere Hände wurden vor und nach dem Handshake desinfiziert. Mein Team und ich mussten am Vortag einen Corona-Test machen, auch das verlangte das slowenische Protokoll." Insofern scheint das Händeschütteln zwischen den beiden Regierungschefs gefahrlos gewesen zu sein. Ob es ein richtiges Signal ist, ist eine andere Frage. In Österreich verzichtet das Protokoll bei bilateralen Besuchen übrigens auf das Händeschütteln.

Kurz in Slowenien: Handshake trotz Corona

Knappes Programm

Vielleicht war es auch der Pandemie geschuldet, dass der erste bilaterale Besuch von Sebastian Kurz seit Ausbruch der Krise sehr knapp gehalten wurde. Das offizielle Programm dauerte nur rund zwei Stunden. Zuerst ein intensives Arbeitsfrühstück mit Janša. Danach noch ein Austausch mit dem slowenischen Präsidenten Borut Pahor.

Dieser wird am 10. Oktober als Festgast bei den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung in Klagenfurt erwartet. Mit Pahor nimmt erstmals ein Vertreter Sloweniens an der jährlichen Feier teil, bei der des Votums des damals mehrheitlich slowenischsprachigen Südkärnten für die Angliederung an die Republik Österreich gedacht wird.

Deutschsprachige Minderheit anerkennen

"Es gibt einige offene Fragen in Zusammenhang mit dem Status der Minderheiten bzw. Volksgruppen, die in solcher Atmosphäre wesentlich leichter zu lösen sind als in vergangenen Jahrzehnten, als die Atmosphäre deutlich weniger günstig war", sagte Janša.

Österreich pocht auf die Anerkennung der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien, was auch Kurz bei seinem Besuch im Nachbarland betonte. "Wir wären dankbar, wenn es eine Anerkennung der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien gäbe", sagte der Kanzler.

Kurz in Slowenien: Handshake trotz Corona

Gleichklang demonstrierte man bei der Pressekonferenz vor allem bei den Themen Migration und Corona-Bekämpfung. Über die Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU könne man erst reden, wenn die Frage des Außengrenzschutzes gelöst sei, sagte Janša.

Und dann gab es auch noch Rosen für den Kanzler: Für die slowenische Regierung sei Österreich "einer der wenigen Staaten, von denen wir glaubten, dass sie auf die Epidemie gut vorbereitet waren - und das glauben wir noch heute".

Bundeskanzler Kurz nach der Pressekonferenz mit Janez Janša

Kurz: Après-Ski wird es heuer "so nicht geben"

Mit einer Bemerkung ließ Kurz dennoch bei der Pressekonferenz aufhorchen. Auf die Frage, ob man nicht auf den Wintertourismus verzichten solle, damit nicht der Schulunterricht gefährdet werde, antwortete Kurz: Man solle nicht "die Wirtschaft gegen die Bildung ausspielen". Der Tourismus sei ein großer Wirtschaftsfaktor in Österreich. "Hier geht es um sehr viele Arbeitsplätze." Zugleich betonte er, dass man "alles tun" werde, dass Skifahren heuer "sicher möglich" sein wird. Entsprechend werde es etwa Après-Ski heuer "so nicht geben". Details nannte der Kanzler nicht. Er verwies diesbezüglich auf Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), die ein Konzept vorlegen würden.

Klettertour

Am Nachmittag stand dann noch eine  Klettertour in der Nordwand des Triglav (Schwierigkeitsgrad 2 bis 3) auf dem Programm. Dieser ist nicht nur der höchste Gipfel des Landes (2.864 Meter über der Adria), sondern hat hohe symbolische Bedeutung für die Slowenen und ist auch das dominante Motiv im Staatswappen des Landes. Kurz scherzte, dass er sich um den Premierminister bei der Klettertour "keine Sorgen" mache. Ob er selbst hinaufkommen werde, könne er dann am Abend berichten, doch er "hoffe schon".

Kurz in Slowenien: Handshake trotz Corona

Kommentare