KURIER-OGM-Umfrage: Noch wenig Interesse an neuer Teilpension

HINTERGRUNDGESPRÄCH ÖVP, NEOS "JETZT DAS RICHTIGE TUN - ERSTE REFORMSCHRITTE ZUR SICHERUNG DER PENSIONEN": WÖGINGER / SHETTY
Die Pensionsreform der Bundesregierung hat die Mehrheit der Österreicher bisher nicht begeistert. Viel Überzeugungsarbeit ist nötig, sonst könnte der erhoffte Spareffekt ausbleiben.

Ab 2026 will die Bundesregierung im Pensionsbereich sparen. Viele Experten sind skeptisch, ob die beschlossenen Maßnahmen ausreichen. Trotz Einsparungen steigen die Pensionskosten von derzeit rund 33 auf 38,3 Milliarden Euro im Jahr 2029. Voraussetzung: Die Regierung nimmt mit ihren Maßnahmen überhaupt die erhofften Milliarden ein.

Die Teilpension, die ab 2026 gilt, soll bis 2029 1,3 Milliarden bringen. Ob sich das ausgeht, hängt im Wesentlichen davon ab, wie viele Menschen sie in Anspruch nehmen. Eine aktuelle OGM-Umfrage für den KURIER (998 Wahlberechtigte, Schwankungsbreite: +/– 3,1 Prozent) liefert der Regierung dahingehend gute wie schlechte Nachrichten.

Modell wird "im Grunde" verstanden

Positiv: 60 Prozent der Befragten haben von dem Modell bereits gehört. Und 82 Prozent von jenen, die die Teilpension kennen, geben an, sie „im Grunde verstanden“ zu haben.

Bekanntheit der Teilpension

Falls Sie noch nicht zum Kreis der Informierten gehören: In Teilpension kann künftig, in Absprache mit dem Arbeitgeber, jeder gehen, der auch schon in Pension gehen könnte. Ein 63-Jähriger mit 42 Versicherungsjahren, der auch mit Abschlägen in Korridorpension gehen könnte, arbeitet dann beispielsweise zu 50 Prozent weiter und geht zu 50 Prozent in Teilpension.

Der Nachteil für Arbeitnehmer: Die Teilpension ersetzt teilweise die Altersteilzeit. Die erstreckt sich künftig nur noch über drei statt fünf Jahre und ist lediglich dann möglich, wenn man nicht auch in Pension gehen könnte. Und sie ist finanziell attraktiver: Dank Zuschüssen vom AMS erhält ein Arbeitnehmer nach der Altersteilzeit dennoch die volle Pension – was bei der Teilpension nicht zutrifft.

Wenig Akzeptanz bei FPÖ- und SPÖ-Wählern

Halten die Befragten diese Änderung für sinnvoll und gerecht? Johannes Klotz, Daten-Experte bei OGM, verneint: „Die Akzeptanz der Teilpension ist im Vergleich zur bisherigen Altersteilzeit mäßig, vor allem die FPÖ-Anhänger lehnen die Teilpension deutlich ab, aber auch eine knappe Mehrheit der SPÖ-Anhänger.“ Nur 39 Prozent der Befragten befürworten die Sparmaßnahme. 70 Prozent der FPÖ- sowie 50 Prozent der SPÖ-Wähler halten das Modell für ungerecht – immerhin stößt es bei ÖVP (69 %) und Neos (57 %) auf breite Zustimmung.

Akzeptanz der Teilpension

Auch das Interesse an der Teilpension hält sich noch in Grenzen. 16 Prozent sind daran „sehr interessiert“. „Erfahrungsgemäß entspricht der Anteil der sehr Interessierten der Realität der Inanspruchnahme“, erklärt Klotz. Weitere 17 Prozent sind „etwas interessiert“, während bei 67 Prozent das Modell auf wenig bis gar kein Interesse stößt. Das größte Interesse haben Neos-Wähler, beinahe gar keines jene der FPÖ.

Persönliches Interesse an der Teilpension

Die Daten sind aufgrund der geringen Stichprobe (145 Befragte, Frage ging nur an über 50-jährige Beschäftigte) mit Vorsicht zu interpretieren. Selbiges gilt für eine weitere Reform, die noch folgen soll: Die Regierung will Arbeiten über den Pensionsantritt hinaus steuerlich stark begünstigen. „Weiterarbeiten nach dem Pensionsantritt wird noch etwas skeptischer gesehen als die Teilpension – nur 12 Prozent der Beschäftigten über 50 sind daran sehr interessiert“, sagt Klotz. Besonders zurückhaltend sind hier die SPÖ-Wähler.

Arbeiten nach dem Pensionsantritt

Klotz pocht auf stärkere Differenzierung bei Reformen

Das Fazit? Teilpension und steuerfreier Zuverdienst "überzeugen in der Zielgruppe von Beschäftigten über 50 nicht wirklich, das bedarf noch viel Überzeugungsarbeit", bilanziert Klotz. Die Akzeptanz der "ohnehin recht vorsichtigen Maßnahmen zur Pensionsreform" sei mäßig. Daran sei auch die Politik selbst schuld, die bei den Pensionen oft sprunghaft und unberechenbar Reformschritte setzen würde, meint Klotz. Erinnert sei an die Hacklerregelung: "Oft wurden Änderungen beschlossen, die schon wenige Jahre später wieder aufgehoben oder erneut reformiert wurden."

Er empfiehlt, bei künftigen Reformen jedenfalls nicht alle über einen Kamm zu scheren: "Es ist doch weithin bekannt, dass Personen in physisch oder psychisch belastenden Berufen und mit geringen Einkommen viel früher ihren Arbeitsplatz verlieren, erwerbsunfähig werden und eine kürzere Lebenserwartung haben. Das unstrittige Ziel, den Anstieg der Pensionsausgaben zu bremsen, sollte daher mit einer stärkeren Differenzierung der Maßnahmen nach Berufsgruppen verbunden werden."

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