Kulturgut zum Angreifen
Die Kultur stand ganz am Anfang der jüngsten Digitalisierung – und hier formten sich auch früh sanfte Gegentrends dazu, dass alles digital wird.
Als erstes konnte man die Musik nicht mehr angreifen: Um die Jahrtausendwende war, dank des aufkommenden schnellen Internets und dem neuen mp3-Format, Musik plötzlich eine Datei. Die konnte man kopieren, auf den neuen iPod spielen – aber nicht mehr, wie CD oder Langspielplatte, angreifen.
Es folgten: die Nachrichten. Die lösten sich aus der Papierzeitung, dem Hochglanzmagazin heraus und wurden zu Online-News.
Einzig das Buch wehrte sich – bis heute recht erfolgreich – gegen die Digitalisierung: eBooks boomten eine Weile auf niedrigem Niveau, das danach abgeflacht ist.
33 Umdrehungen pro Minute
Zuletzt aber regte sich auch in den durchdigitalisierten Kulturformen Widerstand gegen die Flüchtigkeit. Den Anfang nahm wieder die Musik. Hier besann man sich der jugendlichen Freudenerlebnisse mit den guten alten Langspielplatten. Es folgte ein Vinyl-Boom, der 2018 in Österreich seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte: Rund 340.000 Schallplatten gingen über die Ladentische (bzw. durch den Versandhandel); 7,8 Millionen Euro wurden umgesetzt. Bei einem Gesamtmarkt von 153 Millionen Euro ein jedenfalls feiner, aber doch ziemlich kleiner Markt. Weit größer jedoch als ein anderer Retro-Trend im Musikbereich: Es gibt auch wieder Menschen, die Audiokassetten kaufen. 1.800 Stück waren es 2018, 0,01% des Gesamtmarkts.
Und auch bei den Nachrichten ist der Wert des Gegenstandes wieder ins Bewusstsein gedrungen: Sogar Onlinemedien haben zuletzt Printprodukte gestartet. Ein Trend, an den vor wenigen Jahren noch niemand geglaubt hätte.
Kommentare