Kritik am Quarantäne-Aus reißt nicht ab

Kritik am Quarantäne-Aus reißt nicht ab
Von Wirtschaft bis Gesundheitswesen: Die neuen Regeln der Verkehrsbeschränkung seien „nicht zu Ende gedacht“.

Es ist so weit. Die Quarantänepflicht bei einer Corona-Infektion ist gefallen. An ihre Stelle tritt ab morgen, Montag, eine Verkehrsbeschränkung. Sie besagt, dass sich Covid-positive Personen, die sich ausreichend gesund fühlen, nicht länger isolieren müssen. Sie dürfen – mit FFP2-Maske – in die Gastro, soziale Kontakte pflegen und in die Arbeit gehen, auch in vulnerablen Bereichen wie dem Pflegesektor. Die Maske darf im Freien abgenommen werden, wenn ein Sicherheitsabstand von mindestens zwei Metern eingehalten wird.

Mit der neuen Regelung wird auch die telefonische Krankmeldung reaktiviert – das gilt allerdings nur für symptomatische Corona-Kranke und nicht, wie in anderen Phasen der Pandemie, für andere Erkrankungen.

"Leben mit dem Virus"

Für Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ist das von ihm verordnete Quarantäne-Aus ein Schritt Richtung „Leben mit dem Virus“. Viele Sektoren sehen die Entscheidung mehr als kritisch. Selbst die die Regierung beratende Gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination warnt vor „unkalkulierbaren Risiken“ bei einem Ende der Quarantäne.

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart kritisiert die Krankmeldung und forderte im Sonntag-KURIER „eine Krankschreibung unter der Diagnose Covid, die derzeit nicht möglich ist“, womit es möglich wäre, auch Symptomlose krankzuschreiben.

„Nicht zu Ende gedacht“

Unglücklich sind auch Wirtschaftsvertreter und Ökonomen mit der konkreten Ausgestaltung des Quarantäneendes. Thomas Czypionka, Leiter der Abteilung Gesundheitsökonomie des Instituts für Höhere Studien (IHS), schrieb auf Twitter, dass es notwendig sei, den Weg aus dem Krisenmodus zu beschreiten – aber stufenweise, geplant und gesellschaftlich diskutiert. „Es ist mir aber unverständlich, warum ohne Not eine Verordnung zur Abschaffung der Isolationspflicht genau jetzt und mit minimaler Vorbereitung erlassen wird.“ Die mäßigen Arbeitsmarkteffekte werden mit einer Risikoerhöhung für alle erkauft, schreibt Czypionka.

Für Wirtschaftskammer-Wien-Präsident Walter Ruck sei die Verordnung „nicht zu Ende gedacht“. Mit dem Quarantäne-Aus entfällt auch der Absonderungsbescheid. Ein Corona-Kranker gelte nun als Krankenstand wie jeder anderer. Der Bund übernehme die Ersatzzahlungen für diese Ausfälle nicht mehr, so Ruck. Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband sieht Kosten wie Verantwortung auf Unternehmen abgewälzt.

Alarmiert ist auch Alex Bodmann, Vorsitzender des Interessenverbands der Arbeitgeberverbände der Freien Wohlfahrt (u. a. Caritas, Diakonie, Rote Kreuz). In der Pflege infizierte Mitarbeiter arbeiten zu lassen, stehe im „Widerspruch zur Fürsorgepflicht“ und sei nicht umsetzbar. Paradox sei die Regelung auch, weil infizierte, symptomlose Sanitäter im Rettungswesen weiter arbeiten sollen, ihr Einsatz aber wegen des Betretungsverbots von Krankenanstalten unmöglich sei.

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