Ärztekammer-Präsident Steinhart: „Risikopatienten gehören nicht in die Arbeit“

Ärztekammer-Präsident Steinhart: „Risikopatienten gehören nicht in die Arbeit“
Der neue Präsident Johannes Steinhart zum Quarantäne-Aus, mangelnde Wertschätzung von Kollegen und den Umgang mit Impfgegnern in den eigenen Reihen

Der oberste Ärztevertreter über die Corona-Folgen und den Streit um das Wahlarzt-System.

KURIER: Ein Ärztin, die von Impfgegnern bedroht wurde, hat Selbstmord verübt. Nun werden wieder Vorwürfe erhoben, die Kammer habe sie zu wenig unterstützt. Wie reagieren Sie darauf?

Johannes Steinhart: Wir haben immer und immer wieder öffentlich darauf hingewiesen, dass unsere Ärztinnen und Ärzte steigender Gewalt und Aggression ausgesetzt sind und haben Schutz für die Gesundheitseinrichtungen gefordert. Unser früherer Präsident war einer Flut von Diffamierungen, Beleidigungen und Hassmails ausgesetzt. Leider haben unsere Alarmrufe nie jemanden interessiert.

Breit ist die Ablehnung gegen das Aus für die Corona-Quarantäne. Die Ärztekammer hat hingegen lapidar verlautbart, dass sie es „zur Kenntnis nimmt“. Heißt das, Sie sind mit der Entscheidung einverstanden?

Sie ist ohne uns getroffen worden. Daraufhin haben wir überlegt, was wir tun können, um die Sicherheit unter neuen Bedingungen weiter zu gewährleisten. Wir fordern eine Krankschreibung unter der Diagnose Covid, die derzeit nicht möglich ist. Dann kann man die symptomatischen wie auch die asymptomatischen Patienten in den Krankenstand schicken. Das wäre abseits der emotional geführten Debatten eine konkrete Verbesserung für die Menschen.

Warum sollen auch Asymptomatische krankgeschrieben werden?

Vor allem, wenn wir an vulnerable Gruppen denken, soll es zur individuellen Betreuung zumindest diese Möglichkeit geben. Risikopatienten gehören nicht schnell wieder in die Arbeit, sondern möglichst schnell behandelt. Zudem wollen wir nicht, dass sich Asymptomatische durch diese Aufhebung der Quarantäne dazu gedrängt fühlen, vorzeitig an den Arbeitsplatz zurückzukehren.

Kommentare