Kreml-Sender macht aus Kneissl-Hochzeit große Putin-Show
Der schönste Tag im Leben ist eigentlich eine höchst private Angelegenheit. Doch im Falle von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) stahl der Braut am Samstag Wladimir Putin die Show. Selbst die New York Times berichtete über die Hochzeit an der südsteirischen Weinstraße.
In Österreich und international hat längst der Kampf um die Deutungshoheit des außergewöhnlichen Besuchs begonnen.
Die FPÖ, schon lange um intensive Kontakte zu Putins Russland bemüht, will die Visite ausschließlich positiv sehen. Parteichef Heinz-Christian Strache, wie Verkehrsminister Norbert Hofer und Verteidigungsminister Mario Kunasek unter den Hochzeitsgästen, schrieb auf Facebook sogar von einer optimalen „Werbung für Österreich“. Das allgemeine Wording der türkis-blauen Bundesregierung zur politisch aufgeladenen Feier: „Eine Geste der Wertschätzung gegenüber Österreich.“
Dass Putin nicht ohne Hintergedanken in die Steiermark kam, war bereits im Vorfeld klar. Zwei ausführliche Videos von RT (früher: Russia Today) auf Youtube dürften nun aber Wasser auf den Mühlen der Kritiker des Sommertheaters sein. Die Putin-Show gibt es in einer Fünfeinhalb- und einer Zweieinhalb-Minuten-Fassung.
Nicht nur dass der Kreml-treue Fernsehsender offenbar exklusiven Medienzugang zur Hochzeit der 53-jährigen Außenministerin mit dem Unternehmer Wolfgang Meilinger hatte. Die RT-Beiträge zeigen unter anderem auch, wie Putin mit ein Tänzchen einlegt. Wie Strache und Hofer daraufhin reflexartig ihre Handys zücken. Und wie Kneissl sich am Ende der Einlage mit einem Knicks bedankt.
Nächste Szene: Putin hält – auf Deutsch – eine Rede auf das Brautpaar. „Es ist mir eine große Freude, wieder einmal das gastfreundliche Österreich besuchen zu dürfen. Was mich aber besonders freut, ist der Anlass“, sagt der Präsident da etwa.
Am Ende der Videos, die ganz im Sinne des russischen Präsidenten sein dürften, singen als Hochzeitsband engagierte Don-Kosaken noch einen Song von Udo Jürgens. Im englischsprachigen Video-Begleittext der RT-Redaktion heißt es: „Wenn die österreichische Außenministerin heiratet, sind Politiker unter den Gästen zu erwarten – aber vielleicht kein ausländischer Staatschef. Dennoch war einer von Karin Kneissls Gästen Wladimir Putin, der mit einem Blumenstrauß ankam.
Der Blumenstrauß war nicht das einzige Geschenk Putins bei der Hochzeit von Kneissl und Multimillionär Wolfgang Meilinger. Er brachte auch einen Kosaken-Chor, um die Gäste zu unterhalten.“
Kritik an dem steirischen Hybrid aus privater und hochpolitischer Feier ist nicht nur in der mit Moskau verfeindeten Ukraine laut geworden. Die Süddeutsche Zeitung erinnerte: Selbst ein Putin-Freund wie der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder "verzichtet bei seiner Feier anlässlich seiner fünften Hochzeit im Oktober auf den Kremlchef als Gast. Begründung: Ein Staatschef bedeute 'viel zu viel Buhei'." Der öffentlich-rechtliche Sender ARD resümierte: "Die Trauung ist längst ein Politikum geworden.“
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