Kostenexplosion droht: SPÖ sieht Chance für niedrigere Gasnetzentgelte

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Um fast 20 Prozent könnten die Gasnetzkosten laut E-Control 2026 steigen. Warum die SPÖ das anders bewertet.

Die Netzkosten für Gas dürften 2026 stark steigen, im Schnitt um 18,2 Prozent. Dieser Wert steht zumindest im Begutachtungsentwurf der Regulierungsbehörde E-Control sie legt jährlich die Gas- und Stromnetzgebühren fest. Während die Stromgebühren kaum steigen, wird Gas schon wieder empfindlich teurer. Warum eigentlich?

Ein Hauptgrund, neben dem Ende des Transits von russischem Gas: Der Gasverbrauch von Österreichs Haushalten sinkt, weil diese beispielweise auf Wärmepumpen umsteigen. Damit müssen weniger Haushalte die Netzkosten berappen. Heißt: Der Gasausstieg treibt die Kosten der Netzentgelte laufend in die Höhe. Weiterer Punkt: Die E-Control steht den Netzbetreibern, obwohl sich diese in einem monopolähnlichen Geschäftsbereich bewegen, unter anderem Marktrisikoprämien von fünf Prozent zu, wie der Trend berichtete.

Die E-Control hat zuletzt angekündigt, Druck auf die Netzbetreiber aufbauen zu wollen, damit diese das Gasnetz verkleinern. Das fordern ebenso die Grünen und die Wiener SPÖ.

Warum die SPÖ auf niedrigere Erhöhung hofft

Der Wert von 18,2 Prozent ist aber noch nicht fixiert. Die Begutachtung ende jetzt, die endgültigen Tarife werde die Regulierungskommission im Dezember festlegen, heißt es von der E-Control auf KURIER-Nachfrage. Die SPÖ sieht jedenfalls Chancen auf niedrigere Gasnetzkosten. Die Argumentation des roten Energiesprechers Alois Schroll: Es stimme aktuell nicht, dass die Netzkosten auf immer weniger Gas aufgeteilt werden müssten. Das Gegenteil sei der Fall: Der Gasverbrauch sei heuer nicht gesunken, sondern sogar gestiegen.

Laut dem Marktgebietsmanager für Gas, der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), wurden von Jänner bis Oktober 60,7 Terawattstunden (TWh) Gas verbraucht – um 13 Prozent mehr als 2024. Die AGGM umfasst alle Bundesländer, außer Tirol und Vorarlberg. Demnach gehen 4,9 TWh des Anstiegs darauf zurück, dass die Gaskraftwerke wegen niedriger Wasserstände heuer mehr Strom produzieren mussten. Der Gesamtverbrauch ist also trotz der Energiewende heuer gestiegen, während die Gasnetzkosten für 2025 gleichzeitig um 16,6 Prozent erhöht wurden. Das Problem: Trotzdem brauchen immer weniger Haushalte Gas.

Schroll sieht dennoch Spielraum. Es sei nicht nur ein Ziel, sondern Pflicht, die Inflation 2026 auf zwei Prozent zu senken: "Alles darüber reicht uns nicht. Damit wir dieses Ziel erreichen, darf kein Netzbetreiber auch nur einen Cent zu viel bekommen. Noch gibt es die Möglichkeit für die E-Control, die Kostensteigerung zu senken."

Große Unterschiede bei Ländern

Falls die E-Control bei den aktuellen Anpassungswerten bleibt, gibt es übrigens massive Unterschiede zwischen den Bundesländern. Am stärksten steigen die Gasnetztarife dann in Kärnten, mit einem Plus von 35 Prozent für einen durchschnittlichen Haushalt. In Niederösterreich würde der Anstieg 30, in der Steiermark 27,7 und im Burgenland 25 Prozent betragen. Am wenigsten stark steigen die Gebühren in Oberösterreich, um lediglich 6,5 Prozent.

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