Klimadeal fix, aber wer macht Ernst?

Wetter-Extreme nehmen zu, Grönland-Gletscher verschwinden, Ernte- Ausfälle, Gefahr für Ökosysteme steigt.
Ja zu weniger Erderwärmung, aber Sorge um fehlende Maßnahmen.

Seit Freitag ist das Klima-Abkommen von Paris in Kraft. Ziel ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als 2° Celsius. Bis heute hat der Ausstoß von Treibhausgasen, vor allem CO2 aus fossilen Energiequellen wie Kohle, Gas und Öl, zu einer Erwärmung von rund 1°C geführt im Vergleich zu vorindustrieller Zeit (19. Jh.).

Treibhausgase wie CO2, Methan oder Wasserdampf reduzieren die Wärmestrahlung der Erde ins Weltall, sie wirken in der Atmosphäre wie ein Glasdach.

Kein Öl, kein Gas, keine Kohle

Um die Erderwärmung zu stoppen, dürfen ab spätestens 2050 kein Öl, Gas oder Kohle verbrannt werden. Das gilt auch für Österreich. Derzeit beruht die weltweite Energieversorgung aber auf diesen Brennstoffen, einen logischen Ersatz gibt es nicht. Die Wissenschaft schlägt deshalb unterschiedliche Maßnahmen vor: Der Energieverbrauch muss drastisch gesenkt werden (z. B. LED statt Glühbirne), die vorhandene Energie effizienter eingesetzt werden (Pkw-Motor kann nur 20–30 Prozent in Bewegung umsetzen, der Rest verpufft als Wärme), nachhaltige Energiesysteme genutzt als auch Maßnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet werden.

Sollten keine Maßnahmen gesetzt werden, um Fossilenergie zu verbannen, droht eine Erderwärmung von fünf und mehr Grad, mit verheerenden Auswirkungen auf die Flora, Fauna und die Menschheit (siehe Grafik links). Die Frage ist also nicht, ob es eine Klimaerwärmung gibt – es gibt keinen seriösen Wissenschaftler, der das bezweifelt –, sondern wie weit die Erderwärmung zugelassen wird.

Erwärmung um bis zu 3,4°C

Die derzeit von den Staaten angekündigten Maßnahmen reichen bei Weitem nicht aus und würden das Klima laut aktuellem UN-Bericht um zumindest 2,9° bis 3,4°C bis Ende dieses Jahrhunderts erwärmen.

Vorreiter beim Klimaschutz sind mittlerweile Staaten wie China, die dringend Maßnahmen setzen müssen, weil die Luftqualität in Städten wie Peking (21 Millionen Einwohner) teils katastrophal ist.

Am Montag beginnt in Marrakesch (Marokko) der 22. Klimagipfel der Vereinten Nationen und das erste Treffen jener rund 170 Staaten, die das Parisabkommen bereits unterzeichnet haben. Die Hürden im Kampf gegen den Klimawandel sind groß, nicht zuletzt weil es im Parisabkommen keine Sanktionsmöglichkeiten gegen Staaten gibt, die keine Maßnahmen setzen.

Für Österreich gilt das EU-Ziel von minus 30 Prozent CO2 bis 2030. Eine Klima- und Energiestrategie wird wohl erst 2017 präsentiert werden.

KURIER: Der Klimavertrag ist seit Freitag in Kraft, wie sehen Sie das?

Eva Glawischnig: Es ist ein historischer Tag, ein Feiertag, ein Befreiungsschlag für die ganze Welt. Wir, so wie alle Industriestaaten, die für den Klimawandel verantwortlich sind, müssen bis Mitte des Jahrhunderts aus den fossilen Energieträgern aussteigen. Keine Kohle mehr, kein Öl, kein Gas.

Welche Erwartungen haben Sie?

Wir haben ratifiziert, so wie die USA, China, Indien, und sind damit völkerrechtlich verpflichtet, etwas zu unternehmen. Da tut sich etwas: 66 Länder haben bereits Fördertarife für Strom aus erneuerbarer Energie. In den nächsten fünf Jahren wird der Anteil weltweit auf 28 bis 30 Prozent ansteigen. Das ist schon sehr cool.

Und was müsste jetzt bei uns passieren?

Durch die Blockadepolitik der Regierung liegt bei uns viel auf Eis, etwa das Ökostromgesetz, damit das Regierungsziel, bis 2030 zu 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren, auch erfüllt werden kann. Viel Potenzial gibt es mit einer Öko-Steuerreform, Steuern runter auf Arbeit, Steuern rauf auf Energieverbrauch. Leider kommt beim New Deal von Bundeskanzler Kern die Energiewende nicht vor, das laste ich ihm an, das muss jetzt Chefsache werden.

KURIER: Was heißt das Klimaabkommen von Paris für Österreich?

Andrä Rupprechter: Wir müssen unsere Energie- und Mobilitätssysteme umstellen. Jetzt müssen wir die Energie- und Klimastrategie fertigstellen und in den einzelnen Bereichen vom Verkehr über den Wohnbau bis hin zu den Erneuerbaren umsetzen. Und wir brauchen mehr E-Mobilität.

Kann Österreich bis 2050 auf Fossilenergie verzichten?

Ja. In der Stromerzeugung sind wir schon fast dort. In anderen Bereichen sind wir davon noch weit entfernt. Es braucht noch Technologiefortschritte. Um eine -neutrale Zukunft zu schaffen, müssen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an einem Strang ziehen.

Sie haben für Dezember eine Klima- und Energiestrategie versprochen, wird es diese geben?

Alle zuständigen Ressorts haben einen gemeinsamen Dialogprozess gestartet. Es gibt da keine Denkverbote. Im Dezember 2016 werden die Ergebnisse der Konsultation für eine integrierte Energie- und Klimastrategie veröffentlicht. Darauf aufbauend wird die Energie- und Klimastrategie für Österreich erstellt.

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