Kern will SP-Rebellin Blaha als Vordenkerin

Ex-ÖH-Chefin Barbara Blaha
Alfred Gusenbauer, Institutspräsident und Ex-Kanzler, soll noch Vorbehalte haben.

In der SPÖ steht eine Personalentscheidung an. Kommenden Freitag endet die zweiwöchige Bewerbungsfrist für das Direktorat des Renner-Instituts, der Polit-Akademie der Sozialdemokraten.

Der Posten ist vakant, weil der bisherige Direktor, Karl Duffek, Anfang August gestorben ist. Wer wird ihm folgen? SPÖ-Chef Christian Kern will eine Frau für diesen Job, die Ex-Chefin der Studentenvertretung ÖH, Barbara Blaha.

Auch der Präsident des Renner-Instituts, Kanzler a. D. Alfred Gusenbauer, möchte eine Direktorin. "In der Ausschreibung steht: Bevorzugt Frauen." Eine "intellektuelle, politische Führungskraft", die auch managen könne, sei gefragt. "Kaufmännische Qualifikation" sei für diese öffentlich geförderte und vom Rechnungshof kontrollierte Stätte ebenfalls nötig, sagt er dem KURIER. Kern und Co meinen, all das träfe auf Blaha zu.

Alte Wunden

Genossen berichten, Gusenbauer habe mit ihr ein Problem. Dieses rühre aus vergangenen Tagen. Im Nationalratswahlkampf 2006 tat Gusenbauer kund, die Studiengebühren abzuschaffen – für den Fall, dass er Regierungschef wird. Er wurde Kanzler einer rot-schwarzen Koalition. Und die Gebühren blieben. Blaha war derart empört, dass sie 2007 aus der SPÖ austrat. Ihren Abgang – und den von VSStÖ-Vorsitzender Sylvia Kuba – wertete Gusenbauer damals als "außerordentlich bedauerlich". Wobei er anfügte: Bei aller Unzufriedenheit solle man "nicht den Blick für das Gesamtbild verlieren".

Gusenbauer habe Blaha das Adieu bis heute nicht verziehen, sagen Rote; das sitze tief. Kern hoffe, ihn umstimmen zu können. Gusenbauer befindet dazu: "Ich stehe allen vorbehaltlos gegenüber. Jeder hat seine Geschichte. Ich trage nichts nach."

Blaha, die einer Arbeiterfamilie entstammt, ist Autorin. In ihren Publikationen beschäftigt sie sich mit Bildungs-, Sozial-, Frauen- und Wirtschaftspolitik. Nach dem Germanistik-Studium war sie kaufmännische Leiterin des Czernin-Verlags, von 2006 bis 2010 im ORF-Publikumsrat. Seit 2008 führt Blaha den "Polit-Kongress Momentum", einen Verein für kritische Wissenschaft. 2013 wurde sie in den Uni-Rat der Salzburger Universität gewählt.

Blaha müsste im Renner-Institut auch reformieren. Die Aus- und Weiterbildung solle "standardisiert" werden, sagt Gusenbauer. "Der Bereich Programmatik soll verstärkt werden in Richtung Thinktank." Ende der ersten Oktober-Woche soll feststehen, wem das überantwortet wird.

Kommentare