Kurz in Graz: "Keine Mehrheit an uns vorbei"

Sebastian Kurz
Der Tross des ÖVP-Chefs hielt am Samstag in dem Bundesland, das soeben Neuwahlen ausgerufen hat.

Lange bevor Sebastian Kurz die Bühne betritt, üben seine Anhänger ihren Auftritt. „Das M und das A sind noch ein bisserl tief“, rügt der Moderator und schubst die Buchstaben für den Spruch „Die Steiermark für Kurz“ verbal an die richtige Position.

Bis der ÖVP-Bundesparteiobmann die zum türkisen Veranstaltungssaal umfunktionierte Sporthalle in Graz betritt, sitzt das Schilder-Halten. Es ist die fünfte Station auf dessen Ländertour, nach Wien, Niederösterreich und dem Burgenland am Freitag geht es Samstagvormittag zuerst nach Oberösterreich, am Nachmittag dann in die Steiermark. Jenem Bundesland, in dem seit knapp einer Woche feststeht, dass es bald nach den Bundes- auch vorgezogene Landeswahlen gibt. Die ÖVP unter Hermann Schützenhöfer ging (wie die Grünen) mit dem überraschend von der FPÖ eingebrachten Neuwahlantrag mit. „Um schneller zu wählen, schneller wieder arbeiten zu können“, trommelt der Landeshauptmann seine Begründung für die Vorverlegung gegen den Widerstand des Koalitionspartners SPÖ.

Zugewinne der Steirer

„Wir wollen schneller wieder zur Arbeit kommen, mit einer neuen Landesregierung, einer neuen Bundesregierung“, betont Schützenhöfer und gibt sich zurückhaltend: „Wir müssen kämpfen.“ Die jüngste Umfrage der Kleinen Zeitung vom Samstag weist der Steirer-VP tatsächlich zwar den ersten Platz mit 31 Prozent aus. Doch das wäre gegenüber der Wahl 2015 ein Plus von nur 2,5 Prozentpunkten.

Der Wahlkampf-Nachmittag in Türkis folgt einer genauen Choreografie. 2000 Besucher sind laut Parteiangaben gekommen, die Sporthalle würde 3000 fassen. Musik vom Band wechselt mit Videobotschaften und Interviews mit Erstwählern ab. Um 16.17 Uhr, gut eineinhalb Stunden nach Beginn der Veranstaltung, ist Kurz da, sogar um 13 Minuten früher als ursprünglich geplant.

Mehr als Erster werden

Mitten im Applaus geht er auch schon auf die Bühne und redet schon, als noch geklatscht wird. „Ich weiß nicht, ob das der Plan von Rot und Blau war“, sinniert Kurz. „Aber wenn sie mit der Abwahl eines ausgelöst haben, dann, dass die Lust weiterzuarbeiten noch größer geworden ist.“ Die Vergangenheitsbewältigung währt jedoch nur kurz, der ÖVP-Chef springt rasch in die Zeit nach den Neuwahlen. Er fordert eine Pflegeversicherung und von Zuwanderern, sich „an unsere Gesetze, unsere Regeln und unsere Kultur zu halten“. 20 Minuten lang geht Kurz sein Wahlprogramm durch und schließt mahnend, dass Erster werden bei dieser Wahl allein nicht reiche. „Wir müssen so stark werden, das es keine Mehrheit an uns vorbei gibt.“

Dann ist es Zeit für die nächste Station, Villach steht am Samstag noch an. Zuvor bleibt aber Zeit für Selfies mit dem Chef, die der Parteitross gerne vielfach in sozialen Medien geteilt sähe, passenden Hashtags inklusive.

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