Keine Blumen – nur Kernöl und Apfelkren für Putin

Keine Blumen – nur Kernöl und Apfelkren für Putin
Das sagen Einheimische zur Feier mit Promi-Besuch im Rahmen der Kneissl-Hochzeit in der Südsteiermark

Ein Blumenmeer säumt die Hauptstraße in Gamlitz, Bezirk Leibnitz in der Südsteiermark. Bunte Blüten, so weit das Auge reicht an Gehsteigen und Balkonen; sogar an den Verkehrszeichen ranken sich blühende Pflanzen in die Höhe.

Der kleine Ort scheint sich für die Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl mit Unternehmer Wolfgang Meilinger sowie den russischen Präsidenten Wladimir Putin herausgeputzt zu haben. „Nein, hier sieht’s immer so aus. Wir waren 1995 und 2002 Europas schönstes Blumendorf, sagt die ortsansässige Rosalie Mischitz. Herr Putin wäre ihr sowieso egal. Der Außenministerin wünscht sie aber eine „feierliche Hochzeit hier bei uns in der Gegend.“

Das prominente Paar und der noch prominentere Gast sollen vom Gasthof Wratschko in Gamlitz aus in einer Hochzeitskutsche zur Eheschließung ins wenige Kilometer entfernte Lokal Tscheppe an der Weinstraße fahren. Johann Wratschko, Wirt des gleichnamigen Hauses und mutmaßlicher erster Promi-Gastgeber am Samstag, lächelt freundlich und meint „Ich sag’ nichts.“

„Dass Putin kommt, glaube ich erst, wenn ich ihn sehe“, sagt Paula, die Kellnerin vom „Cafe Renate“. „Aber eine Aufwertung für Gamlitz und die Region ist das schon, wenn Putin uns beehrt. Bei aller Kritik am Präsidenten, aber wir haben weltweite Medienpräsenz“, gibt Rainer Gratz zu bedenken. Peter Ebenwalter beobachtet seit Tagen, „dass Hubschrauber über unseren Köpfen kreisen. Was das Theater um die Sicherheit wohl kostet? Wer zahlt? Und ob’s das wert ist?“

Drohnen im Einsatz

Im Gasthaus Tscheppe, wo das Paar das „Ja“-Wort sprechen wird, ist die Sicherheit dieser Tage das Thema Nummer eins. Am Donnerstag wurden Gäste Zeugen, wie sich Polizei, Cobra und Verfassungsschutz die Klinke in die Hände gaben. „Seit fünf Wochen geht das so. Das konnte ich nicht mehr geheim halten. Auch von russischer Seite sind Beamte hier, Drohnen werden eingesetzt“, berichtet der Chef des Hauses, Heinz Preschan.

Der Wolfgang (Meilinger, Anm.) sei einmal hereinspaziert und habe gefragt, ob man hier eine Tafel für 20 Gäste organisieren könne. Wegen der Hochzeit selbst und „dem Überraschungsgast ist das jetzt eine Geschichte für mehr als 100 Personen geworden“, sagt der 36-jährige Sternekoch.

Kredenzt werden Bio-Fisch, Frischfleisch sowie ein vegetarisches Gericht für die Braut. Preschan: „Steirische Spezialitäten wie Apfelkren und Kernöl natürlich ebenfalls.“ Wegen Putin habe er sich bei der Auswahl der Gerichte „keine besonderen Gedanken gemacht. Das Hochzeitspaar soll ja im Mittelpunkt stehen.“ Was wünscht er sich für den Samstag? „Dass ich nichts versalze. Und ein Selfie mit Putin“, sagt Preschan.THOMAS MARTINZ

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