Kanzlerfest: "Wir feiern nicht, wir reden miteinander"

Prof. Gerhard Schmid, Physiker Werner Gruber, Martina Faymann, Bürgermeister Michael Häupl, Bundeskanzler Werner Faymann.
Faymann lobt Häupl, Häupl schweigt, Nitsch & Schindel demonstrieren Distanz.

"Same procedure as last year, SPÖ?" – "Same procedure as every year, Werner!" Was nach "Dinner for two" klingt, könnte GLATT als Durchhalteparole für das Sommerfest der Sozialdemokratie dienen.

Bei der 32. Auflage der eisern eingehaltenen Einkehr im Gartenhotel Altmannsdorf rückten knapp 2000 Promis und VIPs an (VIPs sind laut Werner Schneyder "Promis, die keiner kennt"). Aber rückten sie angesichts der politisch prekären Gemengelage auch demonstrativ näher zueinander? Nun, der Blutmalerfürst Hermann Nitsch saß weit abseits, wie der König im Exil. "Ich interessiere mich nicht für Politik, nur für Freunde und für Philosophie."

Der Literat Robert Schindel bekannte: "Mein sicher 20. Kanzlerfest, aber so wenig zum Feiern war mir noch nie. Ich bin gekommen, um hart zu diskutieren. Ich lasse mir Rot-Blau auf keiner Ebene, schon gar nicht im Bund, schönreden." Als farblich passendes Missing Link lächelte im Hintergrund der elastische Purkersdorfer Karl Schlögl, irgendwie oder irgendwas wissend. An Kalbsgulasch, Schweinsschnitzel, Spanferkel und Grillhenderl labten sich: Doris Bures, Rudi Hundstorfer, Sabine Oberhauser, Gerald Klug, US-Botschafterin Alexa Wesner, Modeschöpfer Atil Kutoglu und die Netzwerker Hans Mahr, Ossi Schellmann und Ali Rahimi.

Oben auf der Bühne, von der später kubanische Rhythmen und der Nostalgie-Hadern "Ab in den Süden" herunter peitschten, begrüßte Werner Faymann kurz und knackig: "Das ist mein siebentes Fest als Kanzler. Und ich habe noch etliche mehr als Kanzler vor." Dann lobte er Michael Häupls Flüchtlingspolitik:"Auf Wien kann man sich verlassen! Es muss auch Menschen geben, die Wort halten!" Unten schwieg der (erschlankte und kampflustige) Häupl.

Dafür applaudierte in der Menge auch Karl Schranz, das unverwüstliche Alpin-Idol vom Arlberg, bei dem sich Faymann schon mehrfach als Tourenskiläufer versuchte: "Die härtesten Touren hat er aber noch vor sich." Der hinreißende und halbierte "Science Buster"-TV-Star Werner Gruber (um sagenhafte 100 Kilo leichter als vor einem Jahr) demonstrierte schließlich als Physiker, wie die "Chemie zwischen Menschen" funktioniert – anhand einer Plastikflasche voll Wasser, einem Teesieb und einem, erraten: nicht ganz zufällig, blauen Spülmittel. Um es kurz zu machen: Kaum ist Blau dabei, zerreißt es die Moleküle.

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