Kämpferischer Babler beim SPÖ-Wahlkampf-Auftakt in Linz
Es ist eine der Pointen, in diesem SPÖ-Wahlkampf, dass der offizielle Auftakt ausgerechnet in Linz stattfindet. In jener Stadt also, deren SPÖ-Bürgermeister vor einer Woche wegen seiner Lügen rund um die Brucknerhaus-Affäre zurücktreten musste – und damit der SPÖ zur Unzeit Negativschlagzeilen bescherte.
Wenig später kam dann noch die Aufregung um die an Medien geleakte harsche Kritik am roten Wahlprogramm durch keine geringere als Vize-Parteichefin Doris Bures dazu.
Viele der laut SPÖ 1.200 Genossen, die sich am Donnerstagabend in brütender Hitze dicht an dicht auf den Bierbänken vor dem Linzer Ars-Electronica-Center drängen, geben sich trotz der jüngsten Pannen optimistisch: „Ich bin hier, um den künftigen Bundeskanzler Andreas Babler reden zu hören“, sagt Karin, die mit ihren Genossinnen von den SPÖ-Frauen Amstetten gekommen ist. Wie ein Fan des Nationalteams hat sie sich rot-weiß-rote Streifen ins Gesicht gemalt. Die Luger-Affäre habe der SPÖ nicht geschadet, „schließlich hat er gleich die Konsequenzen gezogen“, sagt sie. Und hofft, dass auch die Bures-Causa keine negativen Auswirkungen haben wird.
Pfiffe für Bures
Warum die SPÖ in Umfragen nur auf Platz drei liege? „Natürlich sind die internen Streitereien schuld, aber wir holen auf“, betont Karin. „Schuld ist die gekaufte Presse“, ist hingegen eine ihrer Begleiterinnen überzeugt. Als dann neben anderen Spitzenfunktionären auch Bures begrüßt wird, gibt es vereinzelte, aber deutlich hörbare Pfiffe aus den hinteren Reihen. Was auffällt: Von den roten Länderchefs hatten nur Michael Ludwig (Wien), Sven Hergovich (NÖ) und „Hausherr“ Michael Lindner nach Linz gefunden. Per Video ist dafür der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer zugeschaltet. „Wir werden es schaffen und wir müssen es schaffen“, appelliert er an die Genossen, die mit roten Schildern ausgestattet sind. „Wenn wir kämpfen, gewinnen wir“, ist darauf zu lesen.
Babler geht auf interne Querelen ein
Den musikalischen Einheizer für Babler gibt dann Roman Gregory (bekannt von „Alkbottle“) der mit seiner Formation „The President’s Friends“ Pop-Oldies anstimmt. Artig singen und klatschen die Genossen bei „Live is Life“ mit. Dann zieht Babler ein. Wie gewohnt zu „Can't Stop“ von den Red Hot Chili Peppers, wie gewohnt in Begleitung seiner Frau Karin Blum. Der SPÖ-Chef geht zunächst auf die internen Querelen ein: „Es waren keine leichten Jahre mit Querschüssen und Kommentaren. Aber jetzt marschieren wir geeint nach vorne.“ Breiten Raum widmet er einmal mehr dem Thema Kinder. „ÖVP und FPÖ machen abartige, Politik auf Kosten der armen Kinder. Wir haben ein Kindergrundsicherungsmodell entwickelt, damit alle die gleichen Chancen haben, und wir Kinderarmut abschaffen.“
Zum Thema Pensionen bekräftigt er: „45 Jahre sind genug“. Einer Erhöhung des Antrittsalters erteilt er einmal mehr eine klare Absage. Dafür wirbt er für die Vermögensbesteuerung. Dem Publikum gefällt das.
Babler spricht besonders lange über das Thema Migration
Um den Vorwurf zu entkräften, die SPÖ kümmere sich nicht darum, redet Babler besonders lange über das Thema Migration. „Wir kennen die Probleme – von der Kriminalität bis zu jenen in den Schulen. Verantwortlich dafür sind die 24 Jahre, die ÖVP und FPÖ im Innenministerium waren. 24 Jahre haben sie Probleme angefeuert. Wer will, dass sie gelöst werden, wählt die SPÖ.“
Am Ende wird Babler laut und emotional: „Es gibt drei Kanzlerkandidaten: Nehammer – er bedeutet ein Weiter wie bisher. Kickl, der an den demokratischen Grundpfeilern rüttelt. Der dritte Kandidat, das bin ich. – für ein besseres Österreich.“
Kommentare