„Retro-Frank soll hier Steuern zahlen“

"Wir haben gerade so viele andere Sachen", sagt SP-Klubchef Josef Cap – und meint nicht Kärnten, sondern die Verschiebung der Familienreform.
Für den SP-Klubchef ist Stronach ein Patriarch, der noch im 19. Jahrhundert lebt – und voller Widersprüche ist.

Retro-Frank“ – so nennt SPÖ-Klubchef Josef Cap seinen neuen Polit-Konkurrenten Stronach. Dieser habe als Patriarch in der Wirtschaft agiert. „Er hat immer das letzte Wort. So will er auch seine Partei aufbauen. Das ist aber 19. Jahrhundert“, urteilt Cap im KURIER-Gespräch. „Wir leben in einer offenen, modernen Gesellschaft. Stronachs Retro-Ansagen und patriarchal-zentralistische Gedanken stehen im Widerspruch dazu.“

Generell sei widersprüchlich, was der austro-kanadische Milliardär rede und tue: „Er ist für einen Nachtwächterstaat. Der Staat solle sich aus möglichst allen Bereichen zurückziehen. Selbst hat er sich als Unternehmer sehr wohl von den Steuerzahlern unterstützen lassen – beispielsweise durch Förderungen des Landes Steiermark“, befindet Cap. „Man kann nicht den Rückbau des Staates propagieren, ihn aber beanspruchen – wenn es um den Aufbau eigener Firmenstandorte geht.“

Interessen

Und so macht Cap misstrauisch, was Stronach beteuert – kein Steuergeld für die Politik zu nehmen: „Erstens steht das im Widerspruch zur Klubförderung, die es auch für seinen Parlamentsklub geben wird. Zweitens: Wenn man privates Geld einsetzt, ist das mit privaten Interessen verbunden. Dann will Stronach, dass zu hundert Prozent passiert, was er sich vorstellt. Das hängt mit seinem Patriarchen-Verständnis zusammen. Mit öffentlicher Förderung ist man ausschließlich dem Steuerzahler verpflichtet.“

Ebenso „befremdlich“ für Cap: „Stronach sagt, dieses Land sei sein Hauptanliegen, er wolle da etwas verändern. Dann wäre es angebracht, nicht in Kanada die meiste Steuer zu zahlen, sondern hier. Stronach versucht Steuervermeidung zulasten Österreichs. Wenn er schon den selbstlosen Spender gibt, dann soll er auch alle Steuern hier zahlen.“

Genie-Bremser?

Für Cap ginge auch nicht an, dass Stronach nach der Wahl nur sporadisch im Hohen Hause ist – weil er aus Steuergründen sechs Monate in Kanada bleiben muss: „Er kann nicht Teilzeitabgeordneter einer Teilzeitpartei sein. Das wäre respektlos gegenüber den Österreichern. Er hat zu hundert Prozent hier zu sein.“

Derart in Fahrt verlangt Cap noch etwas von Stronach: „Er soll aufhören, den Staat als Genie-Bremse darzustellen; als einen, der Aufstiegswillige hemmt und mit Steuern belastet.“ In den USA habe sich jetzt gezeigt, was passiert, wenn man den Staat aushungere: „Da wurde durch den Hurricane auch deswegen viel Infrastruktur vernichtet, weil sie auf niedrigem Stand ist – im Gegensatz zu jener in Österreich. Der Staat muss gewisse Aufgaben übernehmen. Er hat unter anderem für ein gutes Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsystem zu sorgen – und Regeln auch für die Finanzmärkte aufzustellen.“
Die Reaktion der anderen Parteien auf den 80-jährigen Polit-Newcomer verwundere ihn, sagt Cap: „Die Blauen starren wie das Kaninchen auf die Stronach-Schlange. Sie schwanken zwischen Schweigen und Alt-Themen. Die Orangen sind Zucker, der sich im Kaffee auflöst. Die ÖVP spekuliert damit, dass Stronach für partielle Punkte Partner sein kann.“ Nur die SPÖ habe einen Gegenentwurf: „Wir ziehen eine Markierung, die uns klar von ihm unterscheidet.“ Warum laufen dann laut Umfragen auch SP-Anhänger zu ihm über? „Weil sie noch von dem geprägt sind, was er bei Magna geschaffen hat. Wir werden ihnen aber klarmachen: Stronach hat Überschriften, keine zukunftsfähigen Antworten. Und er hat von dem System profitiert, mit dem er jetzt nichts zu tun haben will.“

Kommentare