"Karenz-Zuckerl?": Jede zehnte Lehrerin unterbricht Karenz in Ferien

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In dieser Zeit kann das normale Gehalt bezogen werden, der Partner erhält Kinderbetreuungsgeld. Neos fordern die Abschaffung.

Jede zehnte Lehrkraft an Bundesschulen unterbricht ihre Elternkarenz im Juli und August. Das zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).

Der Clou: In dieser Zeit kann das normale Gehalt bezogen werden, während der Partner Kinderbetreuungsgeld erhält - im September wechseln die Lehrerinnen in die Karenz zurück. Die Neos fordern ein Ende des "Karenz-Zuckerls".

Zu beachten ist: Die Karenzzeit dehnt man dadurch nicht aus. Eine Unterbrechung ist ja nur möglich, wenn in dieser Zeit der Partner übernimmt - also im Rahmen eines Modells, in der sich Mutter und Vater die selbst festgelegte Karenzdauer aufteilen.

Insgesamt waren seit 2014 zwischen 900 und 1.100 Bundeslehrer pro Jahr in Elternkarenz. 2014 unterbrachen 53 Lehrerinnen ihre Karenz für die beiden Sommermonate, 2015 waren es schon 75, 2016 dann 97, 2017 123 und 2018 131 Pädagoginnen.

In AHS sogar jede 7. Lehrerin

Besonders verbreitet ist diese kurzfristige Rückkehr in die "Arbeit" während der Ferienzeit an den AHS. Dort nahmen diese Möglichkeit zuletzt knapp 100 von rund 700 in Karenz befindlichen Lehrerinnen in Anspruch - also jede siebente Lehrerin.

Für die Pflichtschulen lagen aufgrund der Zuständigkeit der Länder keine gesammelten Zahlen vor.

Praktische Lösung

Die derzeitigen gesetzlichen Regelungen erlauben eine Teilung der Karenz zwischen beiden Elternteilen. Bis 2009 galt dafür eine Mindestdauer von drei Monaten pro Partner - seither reichen zwei Monate, was die Konstruktion mit den Sommerferien ermöglicht.

"Wenn die Elternteile eine Teilung der Karenz in der Weise festlegen, dass die Lehrperson die Karenz für zwei Monate im Zuge der Hauptferien unterbricht, kann der Dienstgeber diesem gesetzlich eingeräumten Recht nicht entgegentreten", heißt es in der Anfragebeantwortung.

Aus Praktikerkreisen ist zu hören, dass diese Methode in Schulen sogar erwünscht ist: Wenn eine Lehrerin für zwei Monate mitten im Schuljahr zurückkommt, müsste ihre Karenzvertretung für diese Zeit weichen, nur um danach wieder eingesetzt zu werden. Für die Schüler wäre das Hin und Her ebenfalls schwierig, heißt es gegenüber dem KURIER.

Volle Bezüge in den Ferien

Die Neos sprechen dennoch von einem "Zuckerl" - und fordern, es abzuschaffen. "Solche seltsamen Regelungen sind Gründe dafür, dass der 'Berufsstand Lehrer' immer wieder in Verruf gerät", so Neos-Bildungssprecher Douglas Hoyos.

"Es ist für Eltern aus anderen Berufsgruppen schlicht und ergreifend nicht nachvollziehbar, warum Lehrerinnen und Lehrer ganze zwei Monate bei vollen Bezügen ihre Karenz unterbrechen können."

Hoyos plädiert daher für einen Rahmenkollektivvertrag statt des Lehrerdienstrechts. "Im Sinne des Ansehens der Lehrerinnen und Lehrer wäre es wohl sinnvoll, dieses Karenzzuckerl nicht mehr zu verschenken."

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