IV-Chef Kapsch: "Wir wollen eine Schulorganisation und nicht neun“

Wer soll in Schule Ton angeben: Bund oder Länder?
Die Sozialpartner haben ihre Forderungen an die Schulreform bekräftigt: Schulautonomie und Steuerung durch den Bund.

Eine Woche vor Ende der Verhandlungen über die Schulreform haben die Sozialpartner ihre gemeinsamen Vorstellungen präsentiert. Die Reform steht derzeit auf desMessers Schneide. Der Bund und die ÖVP-dominierten Bundesländer haben sich auch sechs Tage vor der Deadline für die Reform am kommenden Dienstag in ihren Positionen einzementiert.

Echte Autonomie

Noch am Montagabend empfing Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek die Präsidenten der Sozialpartner, Erich Foglar (ÖGB), Rudolf Kaske (BAK) und Christoph Leitl (WKÖ) sowie Georg Kapsch, den Präsidenten der Industriellenvereinigung im Ministerium. Die Sozialpartner fordern eine "echte Autonomie und Verantwortung für die Schulen, eine wirkungsorientierte Steuerung durch den Bund, eine schlanke und unterstützende Schulorganisation sowie eine deutliche Aufwertung der Elementarbildung".

Einsparung: 220 Millionen Euro

Wesentlich ist die seit Wochen äußerst strittige Frage, wie die Schulverwaltungsreform aussehen soll. Der Bund erhofft sich durch eine Zentralisierung der Agenden eine bessere Steuerung, bei der rund 220 Millionen Euro in der Verwaltung eingespart werden sollen.

Konkret fordern die Sozialpartner eine "wirkungsorientierte Steuerung durch den Bund" und einen "Umbau der Schulverwaltung zu einer schlanken und modernen Schulorganisation, welche die autonomen Schulen fördert und unterstützt", als auch "klare Zuständigkeiten ohne Doppelgleisigkeiten und Parteieneinfluss" und einen transparenten und österreichweit einheitlichen Vollzug".

Was das konkret heißen soll, erklärt ÖGB-Präsident Foglar gegenüber dem KURIER:

"Schlanke Strukturen schließen aus, dass es zu einer Verländerung der Lehrer kommt."

So argumentiert auch Gewerkschaftsboss Foglar, der von einer "Verländerung" dringend abrät, auch das Personal solle zum Bund ressortieren, so Foglar.

Auch IV-Präsident Kapsch erklärt unmissverständlich gegenüber dem KURIER:

"Wir sind für klare Zuständigkeiten ohne Doppelgleisigkeiten und Parteieneinfluss und wir wollen eine Schulorganisation und nicht neun. Daher eine transparente, effiziente und österreichweit einheitliche Organisationsform und das spricht für eine Bundeslösung."

Stillstand

Noch herrscht ein Patt: Die ÖVP-dominierten Länder wollen alle Lehrer – der Bund aber auch. Ein Kompromiss könnte sein, dass die Bildungsreform beschlossen wird, die Verwaltungsreform aber verschoben wird.

Bund vs. Länder

Denn am Dienstag bekräftige Tirols Landeshauptmann Günther Platter einmal mehr die Länderposition: Einer der Schritte, den die SPÖ machen könne, um die Reform in einem über die Bühne zu bringen, sei der Übergang der Lehrerverwaltung in die mittelbare Bundesverwaltung. Die Berechnungen des Bundes, wonach die Verwaltung der Schulen durch die Länder etwa 470 Millionen Euro pro Jahr teurer wäre als in Bundesverwaltung, nannte er einen "Schwachsinn" und "Blödsinn".

In der gemeinsamen Erklärung fordern die Präsidenten der Sozialpartner:

Echte Autonomie und Verantwortung für die Schulen

+ Personalverantwortung (Auswahl, Weiterbildung, Personalentwicklung, ) und finanzielle Autonomie (u.a. eigene Schulbudgets für Schulentwicklung, Weiterbildung, Lehrbeauftragte und Leistungsanreize)

+ Pädagogische Autonomie (Schulprofil, Schwerpunktsetzung, Erreichen von Kompetenzniveaus, Abläufe und Organisation)

+ Unterstützungspersonal an den Schulen und mittleres Management ab einer gewisser Schulgröße

Wirkungsorientierte Steuerung durch den Bund

+ Gesetzgebungskompetenz und inhaltliche Steuerung (Bildungsziele, Bildungsstandards, Lehrpläne)

+ Faire und transparente Finanzierung aller Kindergarten- und Schulstandorte außerhalb des Finanzausgleichs (formelbasiert und sozialindiziert)

+ Qualitätssicherung durch unabhängige Qualitätssicherungsstelle

Schlanke und unterstützende Schulorganisation

+ Umbau der Schulverwaltung zu einer schlanken und modernen Schulorganisation, welche die autonomen Schulen fördert und unterstützt

+ Klare Zuständigkeiten ohne Doppelgleisigkeiten und Parteieneinfluss, transparenter und österreichweit einheitlicher Vollzug

+ Regionale Educational Boards als Koordinations- und Steuerungsgremien

Elementarbildung deutlich aufwerten

+ Elementarbildung in Bundeskompetenz und als Teil des neuen Bildungsmanagements, bundesweit einheitliche und verbindliche Standards

+ Umsetzung des zweiten Kindergartenjahres für alle Kinder

+ Schrittweise Akademisierung der Ausbildung und Neuausrichtung der BAKIP als BMHS

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