Ingenieur wird auf eine Stufe mit dem Bachelor gestellt

(Symbolbild)
Die vom Nationalrat beschlossenen Änderungen im Ingenieurgesetz sollen eine bessere internationale Vergleichbarkeit bringen.

Der Titel Ingenieurin bzw. Ingenieur wird aufgewertet. Änderungen im Ingenieurgesetz, die im Nationalrat mit Mehrheit angenommen wurden, ermöglichen nun eine Aufnahme der Standesbezeichnung in den entsprechenden europäischen Qualifikationsrahmen und sichern somit eine bessere internationale Vergleichbarkeit. Gegen die Vorlage stimmten lediglich die Grünen, die vor allem die nunmehrige Gleichstellung mit dem Bachelor kritisieren.

Im Wesentlichen geht es beim Ingenieursgesetz um einheitliche Standards für die Beurteilung der zur Verleihung der Standesbezeichnung erforderlichen Praxis und die Schaffung eines diesbezüglichen Zertifizierungsverfahrens, das den Vorgaben des Österreichischen und des Europäischen Qualifikationsrahmens entspricht.

Gleichstellung mit Bachelor

Voraussetzung ist nun im Anschluss an die HTL-Matura eine dreijährige Berufspraxis und ein Gespräch mit zwei ExpertInnen aus dem Fach- und dem Universitätsbereich. Damit wird der Ingenieurtitel dem Bachelor gleichgestellt, was seine internationale Vergleichbarkeit erhöht.

ÖVP-Abgeordnete Kathrin Nachbaur sieht in der höheren Einstufung eine deutliche Aufwertung des Titels, zeigte sich aber ebenso wie Josef Schellhorn (Neos) besorgt über den akuten Facharbeitermangel in Österreich und appellierte an die Politik, entsprechende Anreize für junge Menschen zu schaffen. Josef Lettenbichler (ÖVP) wies in diesem Zusammenhang auf die enorme Nachfrage nach Jobs im technischen Bereich hin und drängte auf Maßnahmen, um verstärkt Frauen in die sogenannten MINT-Fächer zu führen. Franz Kirchgatterer (SPÖ) erwartet sich nun positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und den Wirtschaftsstandort, was auch Staatssekretär Harald Mahrer bestätigte, der von einer Win-Win-Situation für Beschäftigte und Unternehmen sprach.

Peter Wurm (FPÖ) kündigte die Zustimmung seiner Fraktion an, rügte die Umsetzung der Maßnahme allerdings als holprig und bürokratisch. Besser wäre es gewesen, HTL-IngenieurInnen automatisch in Stufe 6 des Nationalen Qualifikationsrahmens einzuordnen, argumentierte er, konnte sich mit einem entsprechenden Entschließungsantrag aber nicht durchsetzen.

Grüne dagegen

Abgelehnt wurde die Vorlage von den Grünen, deren Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer ins Treffen führte, HTL-Matura, dreijährige Berufspraxis und ein Fachgespräch ohne Benotung würden für ein Qualifikationsniveau eines Bachelor-Studiums nicht ausreichen.

Zufrieden mit der neuen Regelung ist die Wirtschaftskammer Wien. WK Wien-Präsident Walter Ruck: „Die Aufwertung des Titels ist auch ein wichtiger Anreiz für Jugendliche, eine Ausbildung an einer Höheren Technischen Lehranstalt zu machen. Und diese zusätzlichen Absolventen werden laut unserer Bildungsbedarfsanalyse dringend benötigt.“ So sehen 19 Prozent der Wiener Industriebetriebe ein Unterangebot an HTL-Absolventen.

Und der Bedarf an technisch ausgebildeten Fachkräften wird weiter steigen. So rechnet jedes zweite Industrieunternehmen mit einer steigenden Nachfrage an HTL-Technikern. „Die neue Regelung ist eine Win-Win-Situation für die Ingenieure ebenso wie für die Betriebe. Die WK Wien wird den Umsetzungsprozess daher von Anfang an intensiv unterstützen“, sagt Ruck.

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