Hundert Burschenschafter bei "Marsch" durch Innsbruck

Burschenschafter protestieren am Samstag mit einem Marsch durch Innsbruck gegen die Vertragsauflösung des gebuchten Veranstaltungsort Messe Innsbruck.
1300 Antifaschisten protestierten gegen das Treffen schlagender Burschenschafter.

Für die Polizei in Tirol war rund um das Treffen des DachverbandesDeutsche Burschenschaft“ am Samstag in Innsbruck ein Großkampftag. Mehr als 300 Beamte standen im Einsatz. Unterstützung kam von Exekutivkräften aus Wien, Vorarlberg und Kärnten. „Wir sind gerüstet“, hieß es im Vorfeld.

Den Auftakt machten am Vormittag die Burschenschafter mit einem Marsch durch die Innenstadt. Rund 120 Korporierte setzten sich vor dem Haus der deutschnationalen Verbindung „Brixia“ über die Innstraße in Richtung Congress in Bewegung.

Mit Transparenten wie „Achtung! Ich kann rechtsgültige Verträge auflösen!“ oder „Heute bei der Messe, morgen in der Verfassung. Ich bin die linke Gewalt“ protestierten sie gegen ihre kurzfristige Ausquartierung aus der Messehalle. Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer hatte sich – wie berichtet – massiv dafür eingesetzt, dass der Vertrag zwischen der Messe und den Burschenschaftern aufgelöst wurde. Auf Transparenten wurde sie mit einem Schmähfoto verunglimpft, das sie küssend mit einer Burschenschafterin zeigte. Eine Gruppe von etwa 50 Gegendemonstranten versuchte ständig, den Marsch zu stören.

Zwei Verletzte

Die Demonstranten warfen Schneebälle auf die Marschierenden und versuchten die Straße zu blockieren. Polizisten mussten die Route immer wieder freimachen. Dabei gab es auch zwei Verletzte. „Einer unserer Beamten hat einen Schlag ins Gesicht bekommen und eine am Boden sitzende 20-Jährige, die aufgehoben wurde, klagte anschließend über Atembeschwerden“, bestätigt Polizeisprecher Stefan Eder.

Der Protest verlief weitgehend friedlich: Ein Mann wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen, ein weiterer wegen eines tätlichen Angriffs.

Gegen Mittag versammelten sich rund 1300 Personen des „Aktionsbündnisses Innsbruck gegen Faschismus“. Im Vorfeld gab es Aufregung darüber, dass die Hochschülerschaft der Uni Wien vergünstigte Fahrten nach Innsbruck anbot. Der Ring freiheitlicher Studenten erstattete Anzeige wegen Untreue. Die Teilnehmer marschierten vom Landhaus bis zur Messe. „Marokkanerliebe statt Burschenhiebe“ oder „Wir sind wach und wir sind viele“ stand auf Transparenten. Organisatorin Claudia Schütz forderte, dass in Zukunft keine rechtsextremen Gruppen mehr in öffentlichen Räumen in Innsbruck tagen dürfen. Lob gab es von ihr für die Zivilgesellschaft: „Ohne unseren Druck wäre es nie zum Vertragsausstieg der Messe gekommen.“

Burschenschaften in Österreich

Das eigentliche Verbandstreffen des Dachverbands "Deutsche Burschenschaft" hat von der Außenwelt abgeschirmt stattgefunden. Die deutsch-nationalen Korporierten tagten nicht-öffentlich in einem Lokal in einem Gewerbegebiet im östlichen Teil der Tiroler Landeshauptstadt. Die Polizei hatte den Bereich um den Veranstaltungsort großräumig abgesperrt. Knapp über 100 Burschenschafter versammelten sich in einem verhältnismäßig kleinen Raum. Prominente Sympathisanten wie der Freiheitliche EU-Abg. Andreas Mölzer, dessen Besuch im Vorfeld kolportiert worden war, erschienen nicht. Dies sei ohnehin nur eine "Zeitungsente" gewesen, sagte der Sprecher der Deutschen Burschenschaft, Walter Tributsch der APA.

Die Teilnehmer des Verbandstreffens versuchten Normalität zu demonstrieren und widmeten sich dem Thema "Jugend und Europa". Als Redner fungierte etwa der ehemalige Balkan-Korrespondent der deutschen ARD Detlef Kleinert. In seiner Rede übte er Kritik an den Protesten gegen das Treffen.

Neben Kleinert am Podium anwesend war der Freiheitliche Abg. Reinhard Eugen Bösch und der frühere FPÖ-Nationalratspräsident Gerulf Stix, der Ende der 1970er-Jahre auch Tiroler FPÖ-Landesparteiobmann war. Bösch kritisierte gegenüber der APA, dass "gewalttätige Gruppen, aufgehetzt durch eine verantwortungslose Politik, eine Straße der Verwüstung" durch Innsbruck gezogen hätten. Bösch, selbst Mitglied der Wiener Teutonia, meinte auch, dass der FPÖ ein Anstreifen an die schlagenden Burschenschafter nicht schaden würde. Denn sowohl die Freiheitlichen als auch die Burschenschaften würden ihren "rechten Rand" sauber halten.

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